Stark rückläufiger Umsatz in einem wesentlichen Vertriebskanal:

Primes OEM-Geschäft geht in den Keller

06.03.1987

FRANKFURT (ujf)- Der Minicomputer Hersteller Prime hat im vergangenen Geschäftsjahr weniger verkauft als 1985. Höhere Serviceumsätze machten zwar das Minus wett, aber beim Absatz von Rechnern über OEM-Anbieter, die Prime-Systeme unter ihrem Label verkaufen, gab es einen starken Einbruch.

Hatte die OEM-Schiene bei der Wiesbadener Prime GmbH 1985 noch einen Anteil von 27 Prozent gehabt, sackte dieser Wert im Jahr 1986 auf 17 Prozent - bei einem Hard- und Software-Umsatz, der mit 95,9 (96,5) Millionen Mark nicht einmal das Vorjahresniveau hielt. Einzig ihren steigenden Serviceumsätzen verdankt die deutsche Filiale die Steigerung ihrer Gesamteinnahmen auf 124,4 (119,3) Millionen Mark.

Wie auch bei den meisten Konkurrenten üblich, schiebt Prime-Geschäftsführer Erwin Leonhardi die Schuld an den schlechten Zahlen dem Dollarkurs zu. Eigentlich habe sein Unternehmen ein "implizites" Wachstum von 30 Prozent erwirtschaftet, was aber bei einer nur 26prozentigen Senkung der Preise und sinkendem Umsatz deutlich aufgerundet ist.

Angesichts des enger werdenden Spielraums für kostspielige Aktivitäten hat die GmbH, die keine Gewinn-und-Verlust-Rechnung publiziert, bereits im Januar Sparmaßnahmen eingeleitet. So fiel die CeBIT-Beteiligung dem Rotstift zum Opfer. Da das Unternehmen der Einschätzung seines Managemets zufolge wegen der CAD-Kunden um eine Teilnahme an der Industriemesse (Leonhardi: "in unserem Sprachgebrauch die Hannover-Messe") nicht umhinkommt, war die ursprüngliche Planung, mit dem CeBIT-Ausstieg noch ein Jahr abzuwarten, nicht aufrechtzuerhalten.

Als Beleg für die Unwirtschaftlichkeit einer Beteiligung an der März-Messe legte Prime die Auswertung einer Projektanalyse vor, aus der hervorgeht, daß das Unternehmen aus der CeBIT 1986 nur zwei Abschlüsse mit echten Neukunden mit nehmen konnte: Prime brachte in Hannover sieben Abschlüsse unter Dach und Fach, aber in fünf Fällen waren die Kunden bereits bekannt gewesen. An neuen Interessenten registrierte das Standpersonal insgesamt 46, bezogen auf 543 "qualifizierte Kontakte". Und von diesen 46 Neukontakten entfielen allein 30 auf die Geschäftsstelle Dortmund.

In dem "schwierigen Umfeld", in dem sich die DV-lndustrie seit einiger Zeit bewege, erhöhte die US-Mutter Prime Computer Inc., Natick/Massachusetts, ihren Weltumsatz um zwölf Prozent auf 860 (769) Millionen Dollar. Doch der Konzern leidet derzeit unter einem massiven Gewinnschwund. So bröckelte von der Umsatzrendite, die 1985 noch 7,5 Prozent betragen hatte, ein sattes Viertel ab. Als Erklärung bietet das Unternehmen seine erhöhten Aufwendungen für Forschung und Entwicklung an. Dieser Bilanzposten sei gegenüber 1985 um 17,4 auf 98,9 Millionen Dollar aufgestockt worden.