Pressespiegel

19.04.1996

Ein falscher Vorwurf wird durch Wiederholung nicht richtiger, sagt das "Handelsblatt": Bundeswirtschaftsminister Guenter Rexrodt verfiel gar auf die "Notwendigkeit, die auch in Deutschland vorhandene latente Technikfeindlichkeit zu ueberwinden". Dabei macht der deutsche Markt fuer Computer- und Kommunikationstechnologie rund 10% des Weltmarktes aus. Kein gutes Pflaster fuer Maschinenstuermer. Kleine Geister moegen der Ministerrunde vorwerfen, Tatenlosigkeit sei keine Antwort auf Arbeitslosigkeit, doch das ist zu kurz gedacht: Immerhin haben die Minister mit aller Kraft ueberlegt. Helfen auch Sie unseren Politikern bei der Bewaeltigung des Arbeitslosenproblems! Bekaempfen Sie die latente Technikfeindlichkeit! Taetscheln Sie gleich heute frueh Ihr Telefon, und sagen Sie Ihrem PC mal ein paar nette Worte.

Die europaeische DV-Branche laeuft dem Weltmarkt hinterher, meint eine von der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zitierte Studie: Die Europaeische Union hat nach einem Gutachten des Muenchener Ifo- Instituts fuer Wirtschaftsforschung sowohl gegenueber Japan als auch den Vereinigten Staaten von Amerika einen Wettbewerbsnachteil bei Hochtechnologieprodukten. Besonders eklatant sei die mangelnde Wettbewerbsfaehigkeit in der Mikroelektronik, bei Computern und Bueromaschinen sowie in verschiedenen Sparten der Elektronik. Den Schwaechen stuenden Staerken in der Luft- und Raumfahrt, bei Kernkraftwerken und wissenschaftlichen Instrumenten gegenueber, ermittelte das Ifo-Institut im Auftrag des Europaeischen Parlaments. Die wettbewerbsfaehigen Hochtechnologie-Unternehmen in der EU haben, wie aus der Untersuchung hervorgeht, ihren Sitz vor allem in Frankreich, Deutschland und Grossbritannien.

In "Blick durch die Wirtschaft" warnt ein weiterer Insider vor Multimedia-Euphorie: Wer heute an der Entwicklung von Multimedia- Dienstleistungen fuer den privaten Verbraucher arbeitet, sollte sich nicht zuviel vornehmen. Breitgefaecherte Multimedia-Angebote ueber die globale Datenautobahn werden die meisten Verbraucher nicht vor dem Jahr 2003 erreichen, glaubt Jan Timmer, Praesident des hollaendischen Philips-Konzerns. Er rechnet damit, dass bis dann lediglich maximal 15 Prozent der Haushalte in den Vereinigten Staaten und knapp ein Prozent der Haushalte in Europa ueber einen Anschluss an Hochgeschwindigkeits-Breitbandnetze verfuegen werden. Ausserdem habe der Privatmann vergleichsweise weniger Zeit, um Multimedia-Angebote zu nutzen, und sei sehr kostenbewusst. Das bedeute, dass das Angebot an Multimedia-Dienstleistungen wie die interaktive, digitale Uebermittlung von Bewegt- und Standbildern, Daten, Sprache und Musik zumindest fuer die naechsten Jahre vorwiegend auf den Bedarf professioneller Anwender zugeschnitten werden muesse.

Das "Focus-Magazin" glaubt unverdrossen an den Internet-Boom: Lockruf Internet: Der globale Marktplatz ermoeglicht nicht nur zweckfreie Informationssuche sowie die draht- und papierlose Kommunikation. Das Internet gewinnt zunehmend Bedeutung fuer Unternehmen und Geschaeftsideen. Die weltweit 30 Millionen Nutzer sind eine riesige, taeglich wachsende Zielgruppe. Schon gruenden Vorzeigekonzerne wie Deutsche Bank oder Lufthansa virtuelle Filialen im Internet. Zum Stichtag 31. Januar 1996 praesentierten sich bereits mehr als 5500 deutsche Firmen im World Wide Web (WWW) mit einer entsprechenden Seite auf einem eigenen Rechner (Server).

"Der Spiegel" berichtet ueber Fujitsus geplante PC-Produktion bei ASI: Auch die hohen deutschen Loehne sind fuer die Japaner kein Hindernis: "In der Computerbranche machen die Lohnkosten nur zwei Prozent der Hardware-Kosten aus", rechnet ASI-Geschaeftsfuehrer Winfried Hoffmann vor. Da die Hardware-Kosten aber monatlich um zwei bis drei Prozent fallen, wuerde die Montage im asiatischen Taiwan wegen der langen Frachtwege am Ende teurer sein als in Thueringen. Das deutsche Management soll in Soemmerda weiter das Sagen haben. Auch die aggressive Philosophie der japanischen Bosse ist in Thueringen schon angekommen: "In den naechsten zwei bis drei Jahren", prophezeit ASI-Geschaeftsfuehrer Hoffmann, "ist in der PC- Industrie Krieg angesagt."

Frankreich ist der "Sueddeutschen Zeitung" zufolge wieder einmal schneller: Was den Deutschen erst vom Sommer an ins Haus steht, kuendigt sich den Franzosen schon fuer Ende des Monats an: der Anbruch des digitalen Satellitenfernseh-Zeitalters. (...) Das Angebot in stark verbesserter Ton- und Bildqualitaet wird zunaechst 98 Francs (29 DM) im Monat kosten und anfangs vor allem jetzt noch analog gesendete Programme umfassen. Es kann durch ein ebenfalls kostenpflichtiges Film- oder Musikangebot ergaenzt werden - darunter durch die Moeglichkeit, Videospiele direkt per Satellit im heimischen PC abzuspeichern. Auch digitale Radioprogramme enthaelt das Grundkonzept. Bezahlt wird direkt mit der Kreditkarte oder per Abbuchung. Experten vergleichen die Ausirkungen auf den Markt mit denen der Einfuehrung der CD-Scheibe auf die gute alte Schallplatte. Insgesamt 1,2 bis 1,5 Millionen Abonnenten erwartet der Pariser Konzern fuer die naechsten vier Jahre.