Preiswerter Buchdruck für Freizeitpoeten

26.06.2001
"Ihr Chef ist ein Scheusal? Geben Sie es ihm doch schriftlich" - und zwar gleich in Buchform. Gegen einen gewissen Obulus wird das Werk von "Books-on-Demand"-Anbietern gedruckt

Mit markigen Werbesprüchen tritt derzeit My Favourite Book in deutschen Printmedien auf. Das Düsseldorfer Startup-Unternehmen will via Internet und dank moderner digitaler Drucktechnik den Veröffentlichungsdrang von Freizeitpoeten stillen. Offenbar lassen sich mit dem Traum vom eigenen Buch gute Geschäfte machen. Beispiel: Die traditionellen "Zuschussverlage" oder "Vanity Publisher" (zu deutsch: "Eitelkeitsverleger"), die gegen Bezahlung von mehreren zehntausend Mark durch den verkannten Literaten jedes Werk drucken.

Books-on-Demand macht die Sache für die Verlage einträglicher und für die Freizeitpoeten billiger. Denn gedruckt wird nicht auf Vorrat, sondern erst, wenn die Abnahme gesichert ist: Just-in-Time-Produktion. Die Argumente von Pionieren der neuen Drucktechnik wie der Firma Xerox: Wer seine Bücher nicht mehr auf Halde produziert, muss weniger Kapital binden und kann die Lagerkosten senken.

Und so funktioniert´s: Der Autor liefert bei der Druckerei sein fertiges Manuskript als PDF-Datei ab. Die Daten werden aufbereitet und mit Druck-Informationen versehen. Die Herstellung erfolgt im selben Verfahren wie mit gängigen Laserdruckern. Allerdings können die Profi-Drucksysteme schwereres und dickeres Papier verarbeiten. Die aufwändigsten Teile der Produktion sind das Binden des Buches und die Herstellung des Umschlags.

Sie allein machen rund ein Drittel des Herstellungspreises eines Softcover-Taschenbuches aus. Kritisch dabei sei vor allem der digital bedruckte Umschlag, da er sehr kratzempfindlich sei und meist zusätzlich beschichtet werden müsse, erklärte Ruedi Hendrikx, Marketing Manager bei Xerox. Doch dank neuer Druckmaterialien soll sich das in nächster Zeit ändern.

Für die Herstellung eines Buches beispielsweise mit der Docutech-Druckstraße von Xerox reicht eine einzige Person. Gefüttert mit dem digitalisierten Manuskript, spuckt die Produktionsanlage innerhalb von zwei Minuten fertige Bücher aus: geschnitten und gebunden.

Zur Kalkulation der neuen Dienstleister: Der Autor zahlt bei My Favourite Book eine einmalige Titelpauschale von 5700 Euro. Die Hälfte davon fließt ins Marketing. Allerdings wird die als exklusiver Vertriebskanal gepriesene E-Buchhandlung erst ab Mitte Oktober geöffnet!

Bereits gut im Geschäft ist die Books on Demand GmbH, eine Tochter der Libri-Gruppe, der Nummer zwei unter den deutschen Buchgrossisten. Zur Kundschaft zählen eigenen Angaben zufolge mittlerweile 3000 Autoren, und jeden Monat würden 40000 Bücher gedruckt. Ausgelastet wird die Druckstraße auch durch die Produktion von Prospekten, Bedienungsanleitungen und anderer Massenware.

Das Unternehmen verspricht seinen Autoren zwar "keine Grisham-Erfolge", aber Hilfe beim Ausleben "eines der schönsten Hobbys" - bei Grundkosten ab 350 Mark. Wer selbst ein wenig die Werbetrommel rühre, setze durchaus Auflagen von einigen tausend Exemplaren ab. So der bayerische Pfarrer Klaus Barben, dessen "Tagebuch" als eine der Books-on-Demand-Erfolgsgeschichten gilt und der dank "Marketing von der Kanzel" stolze 8000 Stück seiner Erinnerungen verkaufte.

Ein anderes Geschäftsmodell verfolgt das Nürnberger Startup Amundio: Den Nachdruck von vergriffenen Büchern. Sobald sich 30 Abnehmer für denselben Titel finden, wird das Original eingescannt und nachgedruckt. Die Firma hat bereits über 1000 Titel digitalisiert und "mehrere zehntausend Vorbestellungen".