Nur Produktion bleibt von Entlassungen verschont

Preiskrieg bei Festplatten - Seagate muß Personal abbauen

26.07.1991

SCOTTS VALLEY (CW) - Personalanpassungsmaßnahmen stehen bei der Seagate Technology Inc. ins Haus. Der amerikanische Festplattenhersteller kündigte jetzt die Entlassung von rund 1200 Mitarbeitern an.

Derzeit beschäftigt Seagate weltweit 41 000 Mitarbeiter, davon 11 000 in den USA. Von dem Personalabbau betroffen sein werden in erster Linie Angestellte in den Unternehmensbereichen, die nichts mit der Fertigung zu tun haben: im Verwaltungs- und Entwicklungsbereich, im Vertrieb und im Marketing Rund 18 Prozent der Arbeitsplätze werden in diesen Bereichen Seagates Rotstift zum Opfer fallen.

Wie eine Sprecherin mitteilte, wolle man im Produktionsbereich Entlassungen deshalb vermeiden, da man davon ausgehe, daß der Aufschwung der US-Wirtschaft nahe bevorsteht. Die asiatischen Arbeitskräfte - Seagate verlegte 1984 nahezu die gesamte Fertigung nach Singapur - bleiben daher von Entlassungen verschont.

Grund für die Rationalisierungsmaßnahmen ist vor allem der Preiskrieg, der derzeit bei 3 1/2-Zoll-Festplatten tobt. Die Eroberung des Personal Computers durch die kleinen Harddisk-Drives führte zu einer Überproduktion und somit zu rapiden Preisstürzen. So kostete eine 40-MB-Festplatte - Seagates Hauptprodukt - im Juni vergangenen Jahres noch 280 Dollar; heute liegt der Preis dafür bei gerade noch 140 Dollar. Eine vor einigen Jahren ähnliche Preisschlacht bei 5 1/4-Zoll Festplatten hatte 1988 bei Seagate ebenfalls zu Massenentlassungen geführt.

Schuld an der Misere trägt allerdings der amerikanische Festplattenhersteller - einst der überragende Anbieter in diesem Geschäft - auch selbst. Die Erfolge machten die Kalifornier träge. Up-Start-Companies wie Conner Peripherals und Quantum, so schreibt das "Wall Street Journal", überholten die behäbige Gesellschaft mit neuen Festplatten, zogen die größten PC-Hersteller, unter anderem Apple und Compaq, als Kunden an Land und wuchsen rasch. Seagate wiederum war zu langsam in den Bemühungen, von der 5 1/4-Zoll- zur 3 1/2-Zoll-Festplattenproduktion zu wechseln, die längst PC-Standard ist. Zitiert das "Wall Street Journal" Bob Kative, Vice-Director der Disk Trend Inc., Mountain View: "Seagate hat sich in der Marktbewertung schwer geirrt. Und jetzt müssen sie aufholen."

Verspätung hat Seagate auch bei den neuen 2 1/2-Zoll-Festplatten. Obwohl die Kalifornier diese bereits vor einem Jahr ankündigten, lassen sie sich viel Zeit mit der Umstellung - Conner hingegen hat mit den Auslieferungen bereits begonnen. Trotz allem sind Seagates Probleme in dieser Branche derzeit kein Einzelfall. Alle Festplattenhersteller haben mit Umsatz- und Ertragsrückgängen zu kämpfen. So revidierte Seagate beispielsweise für das vierte Quartal mittlerweile die ursprüngliche Umsatzerwartung von 690 auf 630 bis 660 Millionen Dollar. Auch kam es bei nahezu jedem Anbieter - Conner eingeschlossen - zu Entlassungen.