Preiskampf im PC-Markt wird härter

30.04.2007
Laut den im April veröffentlichten Zahlen der Marktforscher zeigt das IT-Branchenbarometer auf unbeständig.
Der deutsche PC-Markt bleibt ein schwieriges Pflaster. Das bekam zuletzt auch der hiesige Marktführer Fujitsu-Siemens Computers zu spüren.
Der deutsche PC-Markt bleibt ein schwieriges Pflaster. Das bekam zuletzt auch der hiesige Marktführer Fujitsu-Siemens Computers zu spüren.

Um gerade einmal 0,5 Prozent legte der deutsche PC-Markt in den ersten drei Monaten 2007 gegenüber dem Vorjahresquartal zu. Knapp 2,2 Millionen Desktops und Notebooks konnten die Hersteller zwischen Januar und März hierzulande absetzen.

Was im April sonst noch geschah ...

AMD musste dem harten Wettbewerb mit Intel Tribut zollen und rutschte mit einem Defizit von 611 Millionen Dollar tief in die roten Zahlen. Google legte erneut Rekordzahlen vor und baut mit der rund 3,1 Milliarden teuren Akquisition von Doubleclick weiter an seinem Internet-Imperium. SAP konnte mit seiner Quartalsbilanz die Analysten beruhigen, die im Vorfeld mit schlechten Zahlen aus Walldorf gerechnet hatten. Die Software AG baut mit der Übernahme von Webmethods ihr Integrationsgeschäft aus. Die Umbaupläne der Deutschen Telekom sorgen für Unruhe. Nachdem die Verhandlungen auf der Stelle treten, drohen die Gewerkschaften mit Streik. Auch Siemens kommt nicht zur Ruhe: Nachdem Heinrich von Pierer den Aufsichtsratsvorsitz niederlegte, warf auch Vorstandschef Klaus Kleinfeld das Handtuch.

Wie verschieden die einzelnen Märkte ticken, zeigt ein Vergleich mit dem europäischen beziehungsweise dem globalen PC-Geschäft. IDC zufolge lieferten die Hersteller in der Region Emea (Europa, Naher Osten und Afrika) im ersten Quartal 2007 rund 19,4 Millionen PCs aus. Das entspricht einem Plus von 13,2 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresquartal. Weltweit legte der PC-Absatz laut Gartner im ersten Quartal um 10,9 Prozent auf knapp 59 Millionen verkaufte Rechner zu und übertrifft damit ebenfalls deutlich die Dynamik im deutschen Markt.

HP gewinnt trotzdem

Die Schwäche des hiesigen PC-Geschäfts schlug allerdings nicht auf alle Anbieter durch. Während Fujitsu-Siemens Computers (FSC) einen Einbruch um 5,4 Prozent hinnehmen musste, legten die Verkaufszahlen von Hewlett-Packard (HP) um 28,3 Prozent zu. Hans-Dieter Wysuwa, zuständig für den Vertrieb in der FSC-Geschäftsführung, will sich davon jedoch nicht irritieren lassen. FSC sei als Rechnerhersteller positioniert und habe nicht die Möglichkeit wie beispielsweise HP, das PC-Geschäft mit anderen Produkten - beispielsweise Druckertinten - querzusubventionieren.

"Die FSC-Preise sind trotzdem wettbewerbsfähig", meint Wysuwa. Aufgrund der Fertigung und Produktion in Europa fielen die hohen Transportkosten sowie lange Wartezeiten auf Komponenten weg, so die Argumentation. Vor allem die reinen Assemblierer litten darunter. Die Lohnkosten spielten in der Produktion dagegen kaum mehr eine Rolle. Wysuwa zufolge liegt der Lohnkostenanteil pro PC hierzulande derzeit bei etwa 9,50 Euro. Selbst wenn dieser Posten in China bei nur drei Euro läge, lohne sich angesichts der Transportkosten die hiesige Produktion.

Obwohl sich das Wachstumstempo der einzelnen Märkte zum Teil deutlich voneinander unterscheidet, sind die grundlegenden Trends im Markt klar: Der Desktop ist out - Notebooks sind in. Gartner zufolge ging hierzulande die Zahl der verkauften Desktop-Rechner im Vergleich zum Vorjahresquartal um 9,3 Prozent auf 1,12 Millionen zurück. Der Einbruch betrifft das Consumer- und das Unternehmenssegment gleichermaßen. Die Endverbraucher kauften 8,1 Prozent weniger Personal Computer, in den Unternehmen sank der Bedarf an großformatigen Rechnern sogar um 10,4 Prozent.

Dagegen ist die Nachfrage nach mobilen Rechnern ungebrochen. Insgesamt wurden in den ersten drei Monaten des Jahres fast 1,1 Millionen Notebooks abgesetzt. Das sind 13,1 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Den Boom stützen Consumer (plus 12,5 Prozent) wie Unternehmensnutzer (plus 13,9 Prozent). Damit steigt auch der Anteil mobiler Rechner am gesamten PC-Aufkommen unaufhaltsam an. Betrug die Notebook-Quote vor einem Jahr noch 43,6 Prozent, lag sie im ersten Quartal schon bei 49 Prozent.

Wer jedoch meint, nur einfach seine Produktionsstraßen umprogrammieren zu müssen, um sich mit Notebooks eine goldene Nase zu verdienen, irrt. Längst kaufen die Nutzer nicht mehr jedes Gerät, Hauptsache Leistung und Preis stimmen. Mehr und mehr spielt bei den modebewussten Usern auch das Design eine Rolle. Das Notebook als Statusobjekt und Hingucker sollte nicht von der Stange kommen.

Mit Vista wird alles anders

Der Wind könnte sich jedoch schnell drehen, wenn die Unternehmen beginnen, Microsofts Vista einzuführen. Momentan könnte die Schwäche im Firmen-PC-Geschäft hauptsächlich darauf zurückzuführen sein, dass die Betriebe das neue Windows-System nur zögerlich einführen. Ist der Bann gebrochen, dürften auch die PC-Anbieter davon profitieren.

Unter der Schwäche im Unternehmensgeschäft leidet den Analysten zufolge derzeit vor allem Dell. Der einstige Branchenprimus musste zuletzt rückläufige Absatzzahlen in Europa und weltweit hinnehmen. Wie auch in Deutschland macht derzeit HP das Rennen im PC-Geschäft. Um fast 29 Prozent legten die globalen Verkaufszahlen des US-Konzerns zu. Die HP-Verantwortlichen verteidigen ihr PC-Revier allerdings eifersüchtig. Derzeit streiten sie mit Acer um angebliche Patentrechtsverletzungen. Die Koreaner hatten zuletzt eindrucksvolle Wachstumsraten vorweisen können.

Höhen und Tiefen liegen im PC-Geschäft also dicht beieinander. Zyklen und Moden machen den Markt schwer berechenbar und das Hauen und Stechen um Marktanteile heftiger. Wer hier bestehen will, braucht gute Nerven und muss auch mal Rückschläge einstecken und Durststrecken verkraften können. Davon profitieren in erster Linie die Verbraucher. Die dürfen auf weiter sinkende Preise hoffen.