Preisgekrönte Personalarbeit

13.01.2005
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.

Hatte Scholz 2003 noch 60 Prozent der Firmen-Websites mit "schlecht" oder "sehr schlecht" taxiert, sind es 2004 fast 80 Prozent. Etwas besser schneiden der Inhalt (Content) und die emotionale Wirkung ab, also ob sich der Surfer von der Aufmachung des Online-Auftritts angesprochen fühlt. Am besten kommen die Mittelständler beim Branding weg: Immerhin etwa die Hälfte der Seiten bewertet der Professor unter diesem Aspekt mit "gut".

In puncto Kommunikation läuft in den mittelständischen Betrieben eine ganze Menge. Knapp über drei Viertel der Befragten gaben an, dass bei ihnen regelmäßige Besprechungen mit allen Mitarbeitern und persönliche Gespräche mit Führungskräften stattfinden. Per E-Mail kommunizieren 68 Prozent, und 63 Prozent haben ein Intranet eingerichtet. Scholz beobachtet, dass die elektronischen Instrumente der Kommunikation in vielen Betrieben eingeführt sind, dass aber kein Wachstum im Vergleich zum Vorjahr zu beobachten sei. Isabell Krone, Director Human Resources bei Teleatlas in Hannover, einem Hersteller digitaler Landkarten und Spartensieger im Best Pers Award, bestätigt diese Entwicklung: "Heute ist die direkte Kommunikation zwischen Führungskräften und Mitarbeitern gefragt." In diesen schwierigen Zeiten seien klare Worte von Angesicht zu Angesicht erwünscht, und dafür bilde sie ihre Manager auch aus.

In der Vergütungspolitik agiert der Mittelstand konservativ. Fast 70 Prozent der Befragten gewähren eine zusätzliche Altersvorsorge, 54 Prozent eine Unfallversicherung. 42 Prozent zahlen die geleisteten Überstunden, was allerdings einem Rückgang um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Nur noch sechs Prozent haben Stock-Options-Programme, und fünf Prozent vergeben einen Kindergeldzuschuss. Bei "ausbaufähigen" 36 Prozent der Firmen sei die Vergütung teilweise variabel. Ausnahmebetriebe wie Teleatlas zahlen allen Mitarbeitern vom Auszubildenden bis zum Geschäftsführer einen variablen Gehaltsanteil, wie Personalfrau Krone versichert.Variable Vergütung motiviert

Bei den Azubis sind dies zehn Prozent und bei den Chefs und den Vertrieblern 40 Prozent. Dieser variable Anteil errechne sich zum einen aus dem Erfüllungsgrad von drei bis vier individuellen Zielen, die 50 Prozent der höchstmöglichen leistungsbezogenen Vergütung ausmachte, zum anderen aus den Geschäftszahlen Umsatz und Gewinn. Thomas Geyer, Vorstand beim IT-Dienstleister Skytec in Oberhaching, der ebenfalls zu den von Scholz ausgezeichneten Betrieben gehört, versucht bei der Vergütung die Lebenssituation der Beschäftigten zu berücksichtigen. Zum Beispiel wollen junge Mitarbeiter mehr Geld ausbezahlt bekommen, Ältere denken eher an Rückstellungen, Sparpläne oder Versicherungen zur Ergänzung der Rente.

Mit den modernen Methoden der Arbeitsorganisation scheinen viele Mittelständler auf Kriegsfuß zu stehen. Immerhin gaben 63 Prozent der Studienteilnehmer an, dass sie flexible Arbeitszeiten eingeführt haben. Allerdings bieten nur 16 Prozent Teilzeitarbeit an, 14 Prozent setzen auf selbststeuernde Teams, acht Prozent besitzen virtuelle Büros, fünf Prozent Qualitätszirkel, und jeweils zwei Prozent haben es schon mit Jobsharing und Jobrotation probiert.

Scholz kritisierte im vorletzten Jahr die Unternehmen wegen ihrer Defizite bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. "Das bekommt keiner richtig hin", schalt er damals. Bei der Frage nach der Familienfreundlichkeit wurden 41 Prozent der Firmen als "sehr schlecht" und 45 Prozent als "schlecht" bewertet. Als Kriterien für ein familienfreundliches Unternehmen gelten Betreuungsmöglichkeiten, Kindergarten etc. 2004 sind diese Werte nur leicht besser geworden. Scholz führt das auf die schwierige wirtschaftliche Lage vieler Mittelständler zurück.