DLD14

Predictive Computing oder KI nimmt Gestalt an

20.01.2014
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Auf der Innovationskonferenz DLD14 in München widmete sich eine Expertenrunde dem Thema Zukunft oder besser Gegenwart der Künstlichen Intelligenz.

Bei AI gehe es um Fragestellungen, bei denen Unsicherheit eine große Rolle spiele, definierte Ben Medlock von Swiftkey. "Unsere Welt ist ein unsicherer Ort", sagt Medlock, dessen Firma eine "lernende" alternative Android-Tastatur entwickelt. Manoj Saxena, der bei IBM für "Watson" verantwortliche Manager, ergänzte, es gehe bei künstlicher Intelligenz darum, die Fähigkeiten des Menschen durch Rechner zu erweitern. "Es geht um Mensch und Maschine, nicht um Mensch versus Maschine."

Maschinenlernen sei nicht so esoterisch wie viele denken, erklärte der Amazon.com-CTO Werner Vogels (seit Jahren Stammgast bei DLD) - Simon Patterson von Silver Lake hatte ihn zuvor mit dem Hinweis anmoderiert, der seit rund zehn Jahren aktive Empfehlungsmechanismus von Amazon sei vermutlich für die meisten Menschen der erste Kontakt mit Machine Learning gewesen.

Beim Werbebroker Rocket Fuel kommen AI und Big Data zum Einsatz, um eine lernende Plattform für den Anzeigenverkauf in digitalen Medien zu steuern, erklärte CEO George John. Von den 600 Mitarbeitern arbeitet praktisch niemand "in the loop", das erledigen ausschließlich die lernenden und autonomen Rechner.

Werner Vogels verwies darauf, dass es im Bereich Künstliche Intelligenz eine Menge sehr gute Open-Source-Bibliotheken gibt, die für praktisch alle Plattformen verfügbar seien. Die verwende Amazon auch bei seinen Web Services (AWS); statt das Rad neu zu erfinden biete man diese Libraries den Kunden an und mache sie auf diesem Weg bekannter. Normalerweise würde er keine Software verwenden, die aus dem akademischen Bereich stamme, so Vogels; bei AI mache er da aber gerne eine Ausnahme.

IBM wolle Watson in drei Schritten kommerzialisieren, sagt IBM-Manager Saxena: "High Value, High Volume, Massive Volume." "Big Blue" hatte kürzlich hohe Investitionen in Watson angekündigt, der lernende Supercomputer bekommt sogar einen eigenen Geschäftsbereich. Praktische Anwendungsgebiete für Watson sieht Saxena vor allem im Gesundheitswesen mit seiner Unmenge an unstrukturierten Daten und im Bereich Finanzdienstleistungen.

Der Rechner mit seiner künstlichen Intelligenz treffe aber letztlich keine Entscheidungen, sondern sei eher als Berater zu sehen, betonte der IBM-Mann. "Watson wird nicht den Arzt ersetzen, sondern ist ein Decision Support System." Systeme wie Watson könnten solche Entscheidungen mit Zahlen untermauern, ergänzte Amazon-CTO Vogels.

Viele Fragen, etwa nach der Moral und Verantwortung von Maschinen oder dem Umgang der Gesellschaft damit, dass Rechner den Menschen immer mehr Arbeit abnehmen, wurden allerdings nur angerissen und nicht ansatzweise abschließend beantwortet.