Praxistest: Nokia N73

02.04.2007

Ausstattung

Nach Aufschieben des rückseitigen Sliders aktiviert das N73 automatisch seine Kamera-Software und dreht den Displayinhalt um 90°. Fotos werden mit 3,2 Megapixeln (2048x1536) Auflösung aufgenommen und können sich dank Autofokus-Qualitätsoptik von Carl Zeiss auch auf Papier sehen lassen. Insbesondere Außenaufnahmen wirken scharf und kontrastreich - in puncto Sättigung und bei gegenbelichteten Details kann das N73 aber Sony Ericssons Cybershot-Modell K800i nicht das Wasser reichen. Details im Nahbereich verlieren sich trotz Autofokus und Szenenprogramm ein wenig und auch einen optischen Zoom sucht man beim Nokia vergeblich - der über die Tastenwippe steuerbare 16-fach Digitalzoom ist in der Praxis kaum sinnvoll einsetzbar. Etwas befremdlich wirkte auf uns die lange Auslöseverzögerung: der Autofokus benötigt in der Regel 2 Sekunden, um sich scharf zu stellen. Der Blitz des N73 reicht bei weitem nicht ans Referenzmodell aus Schweden/Japan heran: statt einer lichtstarken Xenon-Komponente kommt hier nur eine gewöhnliche Fotoleuchte auf LED-Basis im Einsatz. Mit Hilfe eines übersichtlichen Menüsystems kann man in den Videomodus wechseln, Motivprogramme auswählen oder Farbtonkonfiguration und Weißlichtabgleich manuell vornehmen. Die S60-typische Mediengalerie überzeugt mit animierten Thumbnails, die allerdings bisweilen nur nach einer quälend langen Bedenkzeit auf dem Display erscheinen. In der Einzelbildansicht bieten sich dem Nutzer einige Möglichkeiten zur Nachbearbeitung, die sich vom simplen Zuschneiden bis zu diversen witzigen aber sinnfreien Verfälschungseffekten erstrecken. Publikumswirksam stellt die vorinstallierte Applikation Nokia Lifeblog Handy-Fotos zur einem persönlichen Foto-Blog zusammen und lädt sie auf Wunsch automatisch in ATOM-fähige Weblogs hoch.Voreingestellt ist hier kostenpflichtige Blogger typepad.com, mit dem Nokia eine enge Partnerschaft unterhält, es lassen sich aber auch andere kompatible Blogs einstellen. Der Videomodus produziert Filme maximal in CIF-Auflösung (352x288 Pixel), die mit ca. 20-25 Frames pro Sekunde nach MPG4 bzw. 3GP kodiert werden und auch zur Veröffentlichung auf einschlägigen Videoportalen herhalten können.

Mit 45MB internem Speicher erfüllt das N73 lediglich die Grundbedürfnisse Multimedia-hungriger Nutzer, dank miniSD-Slot lässt sich das Handy aber auf über 2GB aufrüsten. S60-typisch ist auch auf dem N73 ein RealPlayer für die Wiedergabe von Musik- und Videotiteln verantwortlich. Auf Albumcover oder ein intuitives Frontend muss man allerdings verzichten - dafür unterstützt der Player neben MP3-Files mit beliebigen Bitraten auch das iTunes-Format (e)AAC(+) und Windows-typische WMA-Files ohne digitalen Rechteschutz. Die M3U-kompatible Playlist-Verwaltung wurde überarbeitet und erlaubt auch das Erstellen von Auto-Playlists, darunter beispielsweise auch eine Liste, die die neusten aufs Telefon aufgespielten Tracks beinhaltet. Größtes Manko für Musikfreunde: einen Klinkenadapter hat Nokia in der Grundausstattung nicht beigelegt, ihn findet man erst in der neuen "Music Edition" des N73.

Einmal via UMTS, EDGE oder GPRS eingeklinkt, kann man mit dem N73 bequem im Web surfen: auf dem Smartphone ist Nokias KHTML-basierter Browser für S60 installiert, der für schnellen Seitenaufbau und intuitive Bedienung steht. CSS, Grafiken und Tabellen werden in gewohnter PC-Ansicht gerendert, mit Hilfe eines Mauszeigers navigiert man bequem über längere Seiten. Als Zoomfunktionen stehen nur Bild- und Schriftenskalierung zur Verfügung und auch die bei E61 oder N93 zum Einsatz kommende Queransicht sucht man im N73 leider vergeblich. Beim N73 schlägt sich erstmals die Kooperation mit Yahoo nieder, die ihre Internet-Suchfunktionen fest im System des Smartphones verankern durften. Dummerweise schlugen alle unsere Anfragen an die Suchmaschine über das entsprechende Frontend fehl, sodass wir keine Aussagen über die Qualität und Nutzbarkeit der erzielten Suchergebnisse treffen können. Die Suchmaschine findet Treffer für Bilder und Webseiten und greift in der neuesten Version auch auf regionale Suchmaschinen (für Deutschland: DasÖrtliche) zurück. Weitere Verbindungsmöglichkeiten sind eine EDR2.0-konforme Bluetooth- und eine Infrarotschnittstelle. Damit sind N73-Besitzer im drahtlosen Nah- und im Fernbereich üppig ausgestattet, auch wenn sich die Finnen die Integration von A2DP- und PAN-Profil gespart haben. Dafür gibt's das autofahrerfreundliche SAP-Profil, mit dem man bequem von einer kompatiblen Freisprecheinrichtung im Kfz auf die SIM-Kontakte zugreifen kann. Als besonders praktisch erweist sich Bluetooth, wenn man die Funkschnittstelle als Ersatz fürs Datenkabel verwendet: so lässt sich beispielsweise die Nokia PC Suite zwecks Datensynchronisation drahtlos anbinden. Die Synchronisation mit einer lokalen Outlook-Installation verlief bei ca. 100 Kontakten problemlos und ohne Verbindungsabbrüche. Möglich ist auch das bequeme Bearbeiten von Kontaktdaten am PC-Bildschirm oder der SMS-Versand am PC. Wer größere Datenmengen, zwischen PC und Telefon übertragen möchte, sollte auf das mitgelieferte USB2.0-Kabel zurückgreifen: mit ihm überträgt man einen durchschnittlichen MP3-Song in weniger als 10 Sekunden aufs Handy.

Das N73 ist kennt alle modernen textbasierten Kommunikationsformen wie SMS, EMS, MMS die man mit üppig ausgestatteten, aber bisweilen etwas kompliziert zu bedienden Clients ansteuert. Der Email-Client kann auf POP3- und IMAP-basierte Postfächer zugreifen und holt Emails bei Bedarf alle 5 Minuten automatisch ab. Nutzt man das fortschrittlichere IMAP-Protokoll, lassen entsprechende Abonnements für serverbasierte Ordnerstrukturen anlegen. Attachments lässt das N73 mit beliebiger Größe zu, der Inhalt von (X)HTML-Mails wird auf Wunsch im integrierten WAP2.0-Browser angezeigt. Microsoft Office-kompatible Dokumente und PDF-Files mit Hilfe des vorinstallierten QuickOffice-Viewers dargestellt, der sich auf die Darstellung einfacher Formatierungen und fortlaufenden Fließtext beschränkt. Einem Kontakt lassen sich neben vielfältigen synchronisierbaren PIM-Eigenschaften wie mehreren Telefonnummern, Post-, Email- und Webadressen auch individuelle Anruferbilder und Klingeltöne zuweisen. VoIP-orientierte Kontaktdetails wie drei Internettelefonnummern, eine SIP-Adresse oder eine Adresse für die Ansicht von IMPS-kompatiblen Präsenzmerkmalen sind ebenfalls vorgesehen, mangels WiFi-Schnittstelle und VoIP-Client aber weitestgehend überflüssig. Die integrierte Kalenderfunktion entspricht dem S60-Standard und bedient mit nach Terminen und Jubiläen typisierbaren Einträgen gemäßigte Businessansprüche. In puncto Übersichtlichkeit und optischer Finesse sollte Nokia die minimalistischen Tages-, Wochen- und Monatsansichten allmählich an Konkurrenzplattformen wie Windows Mobile anpassen.

Praxistest: Nokia N73
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Foto:
Praxistest: Nokia N73
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Präventiv durfte der finnische Virenspezialist F-Secure ab Werk seine Antivirus-Suite installieren - ein entsprechender Menüeintrag führt zunächst ins mobile Internet, wo man sich seine 30-Tage Testversion aktivieren lassen kann. Da die Virengefahr für Smartphones momentan keine reale Bedrohung darstellt, wird man aber innerhalb des Testzeitraums kaum Gelegenheit haben, sich vom tadellosen Funktionieren der Software überzeugen zu können. SymbianOS 9 und die dritte Generation der Betriebsplattform S60 laden zur Installation weiterer Software ein, die in erster Linie über SISX-Files (Symbian Installers) aufs Handy gelangt. Dabei ist man bei der Softwareauswahl auf Programme beschränkt, die für diese Systemversion kompiliert wurden. Im N73 verrichtet ein nativer OpenGL-Chip sein Werk, dessen Leistungsfähigkeit Nokia wie gehabt mit dem recht anspruchsvollen 3D-Geschicklichkeitsspiel Snakes demonstriert. Die Unterstützung von Java-Software sichert das N73 dank vollwertiger MIDP2.0-JVM. Java-Midlets gelangen in Form von JAD/JAR-Files über einen beliebigen Datenkanal aufs Handy und laufen mäßig schnell: 320 Punkte erzielt das Handy im JBenchmark2-Test, 800Kb Heap-Speicher stehen Anwendungen maximal zur Verfügung.