Praxistest: Nokia 6500 classic

26.01.2008

Ausstattung

Ein Mobiltelefon mit dem Zusatz "classic": dieser kleine Beiname wirkt im Hinblick auf multimediale Features nicht sonderlich aufregend. Soll das heißen, das Gerät kann alles, aber nichts richtig? Die Kamera ist zumindest kein Steckenpferd des 6500: 2 Megapixel (1600x1200 Bildpunkte) und eine fehlende externe Kamerataste machen sofort deutlich, dass Fotografie nicht im Fokus der Produktentwicklung stand. Da wundert's kaum, dass die Kamera trotz eines kräftigen LED-Blitz auf den unteren Rängen der Bildqualität rangiert. Auch in heller Umgebung beginnt das große Rauschen: überfüllt mit pixeligen Artefakten wirken Fotos fast schon wie Neo-impressionistische Gemälde. Videoclips kann man ebenfalls vergessen, 176x144 Pixel Auflösung sind allenfalls briefmarkentauglichj.

Der beste Klang ist für jeden eine individuelle Angelegenheit. Dem kommt Nokia mit einem ausgereiften Equalizer entgegen. Alle Frequenzbänder sind einzeln von mucksmäuschenstumm bis zum Anschlag aufgedreht skalierbar. Wer die rockigen Bässe etwas anheben möchte oder klare Höhen mag, wird auf dem 6500 classic seine Kosten kommen. Dank eines internen Flash-Speichers von 1GB passt eine Menge Musik auf den Klassiker - der kann allerdings nicht mit microSDs erweitert werden. Auch auf ein Radio muss man beim 6500 classic verzichten. Im Gegenzug bietet der Musikplayer eine ausgereifte Bedienoberfläche, die alle wichtigen Informationen von Interpret bis hin zu Albumcovern anzeigt. Auch die Medienbibliothek überzeugt: bei der Anwahl einer Kategorie, eines Interpreten oder eines Albums klappt die Liste ähnlich einem Ordner im Windows Explorer in derselben Ansicht nach unten hin aus. Das vereinfacht die Navigation erheblich, da nicht mehr zwischen verschiedenen Ansichten gewechselt werden muss.

Für den Preis des 6500 classic könnte man HSDPA erwarten, verbaut ist aber "nur" normaler UMTS-Funk. Im Praxistest erreichte die Verbindung 460 kBit/S. Das reicht aus - nicht nur, um seine Emails abzurufen, sondern auch, um einigermaßen zügig im Internet zu surfen. Der Opera Mini-Browser ist auf dem 6500 classic bereits vorinstalliert und das macht auch Sinn, denn die Eigenentwicklung von Nokia dient allenfalls noch der Vollständigkeit. Der Mini bietet wesentlich mehr Bedienkomfort: er zeigt Internetseiten zwar nur umformatiert im Kleinformat an, doch der Seitenaufbau klappt wesentlich schneller und zuverlässiger. Große Featurevielfalt sucht man hier zwar vergebens, doch ein einigermaßen reibungsloses Surfen ist durchaus möglich. Erwähnenswert ist die angepasste Startseite des Browsers, die zahlreiche Elemente übersichtlich auf kleinstem Raum darstellt: eine Auflistung der letzten drei besuchten Seiten, ein Link zu den Feeds, bzw. Lesezeichen, Wikipedia- und Yahoo!-Suche sowie das Eingabefeld für eine URL. Gute Voraussetzungen, um genau dort weiterzumachen, wo man aufgehört hat. Im Nahbereich kommt eine Verbindung über Bluetooth oder USB (beide 2.0) schnell zustande. Praktisch: für Audiogeräte ist eigens eine Suche eingerichtet, über die auch drahtlose Stereoheadsets mit A2DP in bester Empfangsqualität gekoppelt werden können. Wahlweise auch mit der Option, sich automatisch, also ohne erneute Bestätigung zu verbinden. Autofahrer freuen sich hingegen über die SAP-Unterstützung, dank der die Kfz-Freisprechanlage aufs Handy zugreifen kann. Egal, ob Synchronisation oder Backup der Daten, alles klappt auf Anhieb oder zumindest ohne größere Probleme. Basierend auf dem Windows Explorer richtet die Software sowohl Ordner für Musik, Fotos, Videos oder Audio-Aufzeichnungen als auch für Mitteilungen und Kontakte ein.

Beim Verfassen einer Nachricht bietet es sich an, aus dem Feld im unteren Bildschirm ein Bild, einen Sound, eine Visitenkarte oder eine Kalendernotiz gleich mitzuschicken. Dann wird aus der SMS eine MMS. Etwas teurer zwar, aber einfacher als mit der Ansicht von Nokias 6500 classic kann man die kaum verschicken. "Einfach" ist auch ein gutes Stichwort, wenn es ums Thema E-Mail geht. Der Installationsassistent übernimmt die Einstellungen größtenteils ohne Zutun des Nutzers, falls es sich um ein Postfach bei einem bekannten Anbieter handelt. Da muss nicht viel mehr getan werden, als auf der Loginseite im Netz: Benutzername und Passwort werden abgefragt. Einfach, schnell, gut. Unterstützt werden die allseits bekannten IMAP und POP-Postfächer. Etwas nostalgisch wird so mancher Nutzer, wenn er die Kalenderansichten des 6500 classic betrachtet. Solche Neonfarbkollisionen sind noch gut aus den Zeiten der EGA-Grafik (mit immerhin 64 Farben) bekannt. Wer schon des Öfteren die minimalistischen und doch aussagekräftigeren Darstellungen auf Handys von Samsung begutachten konnte, den erinnert diese Fünf-Minuten-Grafik seltsamerweise penetrant an den grenzenlosen Phantasieüberschuß karierter Schlafanzüge.Für die PIM-Verwaltung des Nokia 6500 classic wird der Platz auf dem Display bestens genutzt. Praktisch ist die Anzeige der Tagesagenda unter der Wochen- und der Monatsansicht. Zum Einsparen von Speicherplatz können alte Einträge nach bis zu einem Monat gelöscht werden - bei 1 GB internem Speicher ebenfalls nostalgisch.

Praxistest: Nokia 6500 classic
Praxistest: Nokia 6500 classic
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Praxistest: Nokia 6500 classic
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In puncto Java hätten wir uns vom 6500 classic nach der starken Performance des 6120 classic deutlich mehr erwartet. Auf mehr Power für eine schnellere Navigation in den Menüs muss hier leider verzichtet werden. Glücklicherweise verabschiedet sich das System trotz einer geringen Javaleistung nicht allzu oft in den Urlaub. Trotzdem: kurze Verzögerungen und ruckelnde Menüanimationen lassen erkennen, dass 227 Punkte auf der JBenchmark2-Skala nur eben gerade noch ausreichend sind, um eine einigermaßen flüssige Menüdarstellung auf der S40-Plattform zu gewährleisten. Zusatztools auf einem Handy erleichtern des Öfteren den Alltag. Nicht nur Jogger gehören aufgrund der Stoppuhr zu den glücklichen 6500ern. Köche werden den Countdown nützlich finden, ein paar weitere kleine Progrämmchen erleichtern die Orientierung im internationalen Umfeld: Weltzeituhr und Umrechner sichern den Überblick über Zeit, Währung, und jede Menge Maße und Größen. Für kleinere Pausen kann die berühmte Schlange im Nokia-Klassiker Snake (III) durch den 3D-Parkour gesteuert werden, Sudoku hilft dem Zahlengedächtnis auf die Sprünge, Golf Tour versetzt den Gamer auf einen bewaldeten Golfplatz und in Backgammon dürfen Strategiemeister ihre Gehirnmuskeln trainieren. Fürs Erste dürfte das den geneigten Gamer zufrieden stellen, für noch mehr Spielspaßkönnte hingegen ein Blick auf unsere Website mit Handgames sorgen.