Praxistest: Motorola RAZR2 V8

26.01.2008

Ausstattung

2 Megapixel gibt das RAZR2 V8 her, mangels LED-Leuchte sind nur Tagesaufnahmen möglich. Die Kamera befindet sich auf der Vorderseite über dem Außendisplay. Sieht gut aus, doch bei aufgeklappter Oberseite schleicht sich mitunter der Knöchel eines angewinkelten Zeigefingers vor die Linse. Aber mehr als Schnappschüsse sind mit dem Style-Handy ohnehin nicht drin - auch wenn die Fotoqualität für eine Handyoptik noch recht ansehnlich ist. Auf den 1600x1200 Bildpunkten zeigen sich ordentliche Übergänge und kleine Details wirken nicht verschwommen, sondern werden zuverlässig auf den Fotochip abgebildet. Die Farben sind bei günstigem Lichteinfall etwas kraftvoller im Vergleich mit den 2-Megapixel-Fotokameras der anderen Hersteller. Videos kann man mit dem Handy kaum drehen: schlappe 176x144 Bildpunkte liefern allenfalls amüsante Ergebnisse.

Multimedia ohne Speicher ist wie eine Kutsche ohne Räder: 420 MB sind zwar schon mal genug, um mehrere Musikalben auf dem Handy unterzukriegen, erweitern lässt sich das Kontingent jedoch nicht, da dem RAZR2 V8 ein Speicherkarten-Slot fehlt. Mit der Schnelltaste links neben dem Steuerkreuz wird der Musikplayer gestartet. Beim ersten Start landet man praktischerweise erst mal in der Musikbibliothek, in der Songs nach Künstler, Genres, Alben und anderen Kategorien wie häufige oder kürzlich gespielte Titel geordnet sind. Bei der Wahl des Dateiformates hat der Nutzer die Qual der Wahl, von MP3 über AAC bis hin zu DRM-geschützten WMAs spielt das V8 alle verbreiteten Standards brav ab. Die Bedienung des Players ist ordentlich, auch die Möglichkeit, Bluetooth-Stereo-Headsets anzuschließen, wollen wir an dieser Stelle lobend erwähnen. Halten wir hier etwa den perfekten Musikbegleiter in der Hand? Doch Stop! Ein Musikhandy ohne Equalizer, wo gibts den so was? Im RAZR2 V8 wurde der Equalizer doch tatsächlich einfach vergessen. Ob es am Zeitdruck oder anderen Schwierigkeiten lag: mit Absicht kann das jedenfalls nicht passiert sein. Als wenn das nicht genug wäre, spielen sich über das mitgelieferte Stereo-Headset grausige Effekte ab. Wähnt man sich bei den Handys der anderen Hersteller plötzlich in der akustischen Umgebung eines Badezimmers oder dem größten Weinfass der Welt, ist die Umsetzung von Motorola denkbar naiv: der Raumklang soll einfach dadurch erzeugt werden, dass die Tonspur in der Mitte leiser gedreht und das äußere Stereosignal verstärkt wird. Ergebnis: der Gesang, der in 99% aller Musikproduktionen mittig gemischt wird, ist kaum mehr zu hören. Hat da wer Lust auf Karaoke? Auch der Bassboost klingt ziemlich daneben. Wer seine Musik ohne Klangveränderung mag, den wird das vielleicht nicht so sehr stören, alle anderen sollten die Finger von dem Handy lassen.

Der Opera Mini Browser in Version 8.50 versteckt sich unter dem Menüpunkt "Tools" neben Kalender und Email im dortigen "Web-Zugriff". Gute HTML-Performance ist man von dem ja schon gewöhnt. Auch wenn das ohne UMTS etwas länger dauert, werden die Seiten anstandslos aufgebaut. Darstellungsfehler haben wir nicht beobachtet. Per Option wechselt man von der originalgetreuen Darstellung einer Webseite in den Vollbildmodus oder zu einer an die geringen Ausmaße des Bildschirms angepassten Anzeige. Liegt der Fokus auf einem Link, wird der auf Wunsch einem Kontakt zugewiesen oder bei Bedarf in die Bookmarks verschoben. Vergebens sucht man hingegen Komfortfunktionen wie eine querformatige Anzeige, einen virtuellen Mauszeiger, Bild-in-Bild-Steuerungsfenster oder einen Feedreader. Zur kleineren Informationsabfrage reicht die Mini-Internetlösung dennoch aus.

Im Gegensatz zu den verworrenen Nachrichten-Menüs älterer Motorola-Handys sind die Einstellungen für Emails auf dem RAZR2 V8 ganz einfach zu finden. Zwar fehlt eine voreingestellte Ausfüllhilfe mit den Daten der Big Five unter den Freemailprovidern, dennoch erklärt sich das meiste von selbst und statt Chaos erwarten den Nutzer geordnete Unterkategorien in den Konteneinstellungen. Hier kann er wahlweise die Originalantwort einfügen, ein Signal bei neuer Post aktivieren oder eine Signatur definieren. Das V8 kann auch auf IMAP-Konten zugreifen, dabei werden nur die Kopfinformationen der Nachrichten abgerufen - die Emails selbst verbleiben auf dem Server. Ähnliches gilt für POP3-Zugänge: hier ruft das Handy zunächst nur die ersten 5 Kilobyte einer Nachricht ab, der Rest kann dann später bei Bedarf nachgeladen werden. Auf dem Display finden leider nur drei Emails samt Datum, Absender und Betreffzeile Platz - besonders übersichtlich ist das nicht. Doch Hilfe naht: alle Einträge können mit wenig Aufwand in vom Nutzer selbst erstellten Ordnern abgelegt werden.

Die Kontaktverwaltung nimmt jede Menge Daten in sich auf, ohne dabei an Übersicht zu verlieren. Datentypen sind im horizontalen Reiterformat à la Sony Ericsson nebeneinander gestellt; Adresse, Anruferbild, Kontaktkategorie und Notizen bekommen jeweils eigene Anzeigeseiten, die Symbian-ähnlich seitlich mit der linken und rechten Richtungstaste aufgerufen werden. Der Mehrwert besteht darin, dass die Anzeige nicht durch zuviele Informationen überladen wird: nur Name, Bild, Telefonnummer und Kategorie werden unter dem ersten Reiter angezeigt. Auch beim Kalender geht Motorola mit ein paar erstaunlich vernünftigen Ideen einen großen Schritt in Richtung Alltagstauglichkeit: sich überschneidende Termine werden nun in der Wochenansicht nebeneinander als blaue Linien angezeigt. Es lassen sich zwar nicht mehr als zwei Termine gleichzeitig eintragen, aber wer in diese Verlegenheit kommt, hat ohnehin ein ziemlich großes Problem mit seiner Zeitplanung.

Der MicroUSB-Port avanciert - nicht nur bei Motorola - zum neuen Standard der Nahfeldconnectivity. Drahtlos steht beim RAZR2 eine langsame Bluetooth-Schnittstelle helfend zur Seite. Während die Kopie einer MP3 via Blaufunk eher behäbig von statten geht, bringt USB2.0 vor allem bei größeren Dateien immense Geschwindigkeitsvorteile: Nach wenigen Sekunden ist der Transfer von einer Durchschnitts-MP3 beendet. Alternativ dient der Slider auch als Modem, mit EDGE dürfte sich der Internet-Spaß allerdings in Grenzen halten. Für alle Aktionen sind die Motorola Phone Tools unverzichtbare Schaltzentrale auf dem PC, von der aus jegliche Aktivitäten von der PIM-Synchonisation bis zur Modem-Anbindung gesteuert werden. Wenn man einmal vom völlig dysfunktionalen Design absieht, hat das Softwarepaket zahllose Helferlein zu bieten: als Beispiel sei die Synchronization Suite genannt, mit der sich Kalender- und Kontaktdaten direkt auf dem PC bearbeiten und mit einem Klick aufs Handy übertragen lassen.

Praxistest: Motorola RAZR2 V8
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Praxistest: Motorola RAZR2 V8
Praxistest: Motorola RAZR2 V8

Mit 666 Leistungspunkten in Kishontis JBenchmark, dem designierten Test zur Beurteilung der Leistung von Mobilelefonen, liefert das V8 eine teuflisch gute Performance ab, liegt aber noch über 100 Punkte unter der Leistung des Überfliegers ROKR Z6. 3D-Grafiken werden mit nahezu flüssigen 15 Bildern pro Sekunde gerendert, das dürfte selbst anspruchsvolle Gamer zufrieden stellen. Im Spielemenü des RAZR2 V8 findet man außerdem online-gestützte Helferlein zum Speichern von Textnachrichten (Motorola Text) und Kontaktdaten (Backup). Dazu muss zunächst ein kostenpflichtiger Account erstellt werden. Oft bieten aber die Netzprovider diesen Service ebenfalls - und meistens kostenlos an. Der exzellente Dateimanager mit Explorer-Funktionalität tummelt sich hingegen im "Tool"-Ordner: ob Aktionen wie Kopieren, Einfügen, Verschieben oder die Wahl der Anzeige, vieles erinnert hier an ein ausgewachsenes Betriebssystem. Natürlich ist das V8 auch mit Alltagshelferlein ausgestattet. Zu drei verschiedenen Weckzeiten, jeweils auf den Wochentag genau abgestimmt, klingelt der Wecker. In Kombination mit der Weltzeituhr hilft er über den Jetlag hinweg, der simple Taschenrechner taugt dann noch zur Addition der Hotelrechnung. Ein Timer und ein Notizbuch mit der Möglichkeit, den Kurztexten das Attribut "wichtig" zuzuweisen, runden die kleine Sammlung nützlicher Tools schließlich ab.