Praxistest: Blackberry 8800

14.06.2007

Ausstattung

Auf unserem Vodafone-Testmuster des 8800 war als Navigationsssoftware die Offboard-Lösung des israelischen Navigationspezialisten Telmap installiert. Das Kartenmaterial befindet sich nicht auf dem Smartphone, sondern wird via GPRS von einem Server abgerufen. Dort erfolgt auch die Routenberechnung, die dann ans mobile Endgerät weitergeleitet wird. Die Routenplanung gestaltet sich nicht zuletzt dank der QWERTZ-Tastatur bequem und unkompliziert. Das System akzeptiert auch "unscharfe" Ziele ohne genauere Straßen- oder Postleitzahleneingabe und steuert in diesem Fall die jeweilige geographische Mitte an. Mit der GPRS-Verbindung nimmt die Routenberechnung zwischen 10 Sekunden (Berlin-Rostock) und 1 Minute (Berlin-Rom) in Anspruch. Jede berechnete Route berücksichtigt aktuelle Verkehrsinformationen, die man sich auch gesondert anzeigen lassen kann. Die Navigationsansicht ist zwar optisch mager (wahlweise Pfeil- oder 2D-Kartenansicht) aber übersichtlich. Alle relevanten Informationen werden seitlich eingeblendet und bei Dunkelheit kann man in die kontrastreichere Nachtansicht umschalten. Doch aufs Display wird der Nutzer ohnehin nicht allzu häufig schauen, sondern sich vielmehr auf eine angenehm modulierte Frauenstimme verlassen, die dank des kräftigen Lautsprechers auch in lauter Umgebung zuverlässig bis zu den Fahrerohren dringt. Von der Apotheke bis zum Postamt können zahllose Points of Interest abgerufen werden, die die Übersichtskarte mit kleinen Symbolen visualisiert. Beim Stöbern in den Karten fällt jedoch ein gravierendes Handicap ins Auge: jeden Kartenzoom und zahlreiche Scrollbewegungen bestraft das System mit Anfragen an den Navi-Server. Die fallen für sich genommen zwar kurz aus, alleine die Häufigkeit ihres Auftretens stellt die Geduld des Nutzers auf eine harte Probe.

Trotz der wachsenden Zahl von Anbietern ist das mobile Verfassen und Empfangen von E-Mails in Echtzeit nach wie vor eines der zentralen Features jedes Blackberrys. Einrichtung und Konfiguration des Push-EMail-Dienstes sind dementsprechend abhängig vom jeweiligen Netzbetreiber, bei unserem Vodafone-Testgerät gestaltete sich die Ersteinrichtung mit Hilfe des vorinstallierten Assistenten kinderleicht. Will man gänzlich auf eine neue E-Mail-Adresse verzichten oder neben seinem beim entsprechenden Netzbetreiber im Paket erhaltenen Postfach noch über eingehende Mails auf anderen Postfächern via Push-Funktion informiert werden, lässt sich dies direkt auf dem Blackberry oder komfortabler übers entsprechende Frontend des Blackberry Enterprise Servers einstellen: hier kann ein Email-Kollektor eingerichtet werden, der regelmäßig Nachrichten von anderen Postfächern abholt und sie in Echtzeit auf das 8800 beamt. Sobald eine neue Mail eintrifft, wird das Endgerät unmittelbar darüber informiert und aktiviert die kleine Multicolor-LED am Kopf des Gehäuses. Im Test vergingen zwischen dem Versand einer Mail und der Benachrichtigung auf dem 8800 selten mehr als fünf Sekunden. Neben E-Mails versteht sich das 8800 auch auf die "klassischen" Formen der mobilen Kommunikation wie SMS und MMS. Alle Nachrichten werden in einem zentralen Ordner abgebildet: Ein Klick auf die Nachrichtenzeile im Startbildschirm öffnet einen globalen Posteingang, der alle Mitteilungen in einer übersichtlichen Listenansicht präsentiert. Auch Attachments sind für das 8800 kein Problem: sowohl .doc, .xls, .pdf und .ppt-Dateien lassen sich auf dem Gerät betrachten, die Darstellung lehnt sich erfreulicherweise eng ans Original an.

Die Kontaktverwaltung orientiert sich an professionellen Businessansprüchen - hier spielt das 8800 analog zu allen Blackberry-Modellen in der Oberliga. Die Einträge lassen sich nach Vor-, Zu-, und Firmennamen sortieren und in beliebig viele Gruppen einordnen. Jedem Kontakt können mehrere Rufnummern, Post-, Web- und Mail-Adressen sowie Anruferbilder und Klingeltöne zugewiesen werden. Einziger Kritikpunkt ist die mangelnde optische Aufbereitung von Kontakten, die eine Abgrenzung von Informationen im Sinne einer besseren Übersichtlichkeit bewirken könnte. Analog zum Adressbuch entspricht auch der Kalender gehobenen Ansprüchen. Doch auch hier werden die Termine und Ansichten (Tages-, Wochen- Monats und Tagesplanungsansicht) in fadem Bürograu präsentiert. Speicherplatz für Termine ist reichhaltig vorhanden: das 8800 bietet intern ca 60MB, die mit microSD-Kärtchen beliebig erweitert werden können.

Praxistest: Blackberry 8800
Praxistest: Blackberry 8800
Praxistest: Blackberry 8800
Praxistest: Blackberry 8800
Praxistest: Blackberry 8800
Praxistest: Blackberry 8800

Während Quadband-GSM weltweite Erreichbarkeit gewährleistet, sorgen ein moderner Bluetooth 2.0EDR-Port, der Übertragungen mit bis zu 2,1 Mbit/s ermöglicht und ein direkter MiniUSB-Anschluss im Nahbereich für die Kopplung an andere Geräte. Verbindungen mit dem Internet werden nur mit Hilfe des schleichend langsamen GPRS/EDGE-Standards hergestellt. Für den E-Mail-Empfang mag dies ausreichen, allen anderen Internet-Erlebnissen setzt das 8800 damit - der verführerisch großflächigen Displaydarstellung zum Trotz - natürliche Grenzen. Und dementspechend sind vom integrierten Browser auch keine Wunder zu erwarten. Zwar werden alle gängigen Webformate wie XHTML, WAP und sogar echtes HTML ünterstützt, doch vor allem die Ansicht von HTML-Seiten ist mit dem Blackberry-Browser grenzwertig. Musikalisch bietet das 8800 ein mit dem 8100 Pearl nahezu identisches Bild: die Features sind relativ zahlreich, der Bedienkomfort spärlich - Hersteller RIM sind hier die Business-Wurzeln deutlich anzumerken. Immerhin schluckt das Gerät neben dem obligatorischen MP3-Format auch anstandslos AAC/M4A- und WMA-Dateien. Installiert man Blackberrys Desktop Manager auf dem PC, können mit dem integriertem Media-Manager bequem und schnell Songs aufs Handy kopiert werden. Doch während der Medienplayer mit einer aufgeräumten Bedienoberfläche aufwartet, verliert der Nutzer in der Musikbibliothek schnell den Überblick: Anstelle einer Auflistung nach Album oder Interpret werden alle Tracks in einer monotonen Listenansicht aufgereiht. Vermisst haben wir auch eine Playlist-Verwaltung und einen Equalizer.