Praxistest: Blackberry 8300 Curve

06.09.2007

Ausstattung

In den Chefetagen sind Fotoapparate aus Sicherheitsgründen nicht gerne gesehen. Kein Wunder daher, dass RIM lange Zeit auf Kameras in seinen mobilen Endgeräten verzichtet hat. Doch im Sinne erweiterter Zielgruppen haben die Kanadier dem Curve zum Fotografen gemacht, der Bilder mit 2 Megapixeln Auflösung knipst. Während sich die Bildqualität auf einem für Business-Smartphones hohen Niveau bewegt, sind die Einflussmöglichkeiten aufs Bildergebnis begrenzt; nur elementare Einstellungen wie Auflösungsstufe und Kompressionsstärke kann der Nutzer selbst Hand anlegen. Erst mit Hilfe der integrierten Bildbearbeitungswerkzeuge kann der Nutzer seine geschossenen Meisterwerke später zurechtschneiden, rote Augen korrigieren oder die Farbsättigung ändern. Videos lassen sich mit RIM's Curve übrigens nicht aufnehmen - das ginge wahrscheinlich für viele geschäftliche Nutzer doch zu weit.

Neben der Kamera zeigt besonders der Sprung in das optisch aufgepeppte Medienmenü, dass RIM multimedial ordentlich aufgerüstet hat. Konnte man etwa den Bilderordner auf älteren Blackberrys mit seiner rudimentären Optik und dem begrenzten Funktionsumfang kaum als "Galerie" bezeichnen, bedient der Curve nun weitestgehend aktuelle Multimedia-Standards. Bilder können nicht nur als einfache Listen, sondern nach Datum sortiert in einer schicken Thumbnail-Ansicht angezeigt werden. Musikalisch schließen die Kanadier zur Konkurrenz a la Nokia oder Sony Ericsson auf. Das beginnt bei den Anschlüssen, die vom 3,5mm-Klinkenstecker bis zum Bluetooth Profil A2DP reichen und endet nicht nur bei der neuen Musikbibliothek. RIM's Curve ist der erste BlackBerry, der die übersichtliche und vor allem optisch ansprechende Verwaltung der eigenen Musiksammlung ermöglicht - Songs werden nach Album, Interpret, Genre etc. sortiert und sogar eine separate Anzeige für Wiedergabelisten hat RIM sich bei iPod und Co. abgeschaut. Unterstützt werden alle wichtigen Formate - unser Curve spielte anstandslos Apples M4A-, Microsofts WMA- (ohne Rechteschutz) und gängige MP3-Dateien ab. Das klingt banal, doch was für den Lifestyle-Handynutzer mittlerweile zum Standard gehört, war für auf Business-Funktionen fixierte Blackberry-Veteranen bislang ein Fremdwort. Im Desktop-Bereich haben ebenfalls einschneidende Änderungen stattgefunden. Wer den Medien-Manager des BlackBerry Desktop Managers öffnet, erlebt eine Überraschung: statt einer mageren Doppelfensteransicht öffnet sich eine angepasste Version von Roxios Easy Media Creator, der eine komfortable Medienverwaltung vom CD-Ripping bis zur Playlisterstellung bietet.

Bluetooth 2.0 und USB sorgen lokal für die Kopplung mit anderen Geräten. Während größere Dateien wie MP3's oder Fotos via Kabel den Speicherort wechseln, ist die Funkschnittstelle vor allem zum Synchronisieren von Daten interessant: Neben Kalenderdaten, Adressbuch und Aufgaben können auch Notizen über den mitgelieferten Desktop-Manager für Windows PCs ausgetauscht werden. Im Fernbereich muss der Nutzer auf mobilen Breitbandfunk verzichten: Quadband-GSM sorgt zwar für weltweite Erreichbarkeit, Verbindungen mit dem Internet stellt das Curve dagegen nur über EDGE her. Da die Blackberry-Software sehr sparsam mit der Bandbreite umgeht und nicht genutzte Daten stets auf dem Server vorhält, kann man trotzdem im Alltag zügig seine EMails beantworten und Attachments betrachten. Dementspechend sind vom Standard-Browser keine Wunder zu erwarten: der verlässt sich auf Datenhäppchen, die ihm vom Blackberry-Server zugeworfen werden. Damit lassen sich auf dem Curve alle gängigen Webformate wie XHTML, WAP und sogar echtes HTML betrachten, doch entspricht die Ansicht selten dem Original wie man es vom Desktop kennt. Komfortabel ist Browser durchaus: alle angesurften Adressen werden im Verlauf gespeichert, dank Suchfunktion kann man Webseiten gezielt nach Begriffen durchforsten; und verschiedene Betrachtungsmodi verbessern die Übersicht auf großen Portalen. News-Hungrige bleiben mit RSS-Feeds auf dem Laufenden.

Wesentlich spannender als das mobile Browsing auf der Standspur ist der Empfang von EMails in Echtzeit - nach wie vor steht der Push-Mechanismus, der EMails in Echtzeit auf den Curve beamt, im Zentrum eines jeden Blackberrys. Die dafür obligatorische Mail-Adresse erstellt man kinderleicht über ein Web-basiertes Frontend. Dort kann man auch einen Email-Kollektor anweisen, regelmäßig in beliebigen Postfächern nach Neuzugängen zu suchen und sie auf den Curve zu pushen. Sobald eine neue Mail aufläuft, beginnt eine kleine Multicolor-LED am Kopf des Gehäuses zu blinken. Im Test vergingen zwischen dem Versand einer Mail und der Benachrichtigung auf dem Curve selten mehr als fünf Sekunden. Alle Nachrichten, egal ob E-Mail, SMS oder MMS, landen im globalen Posteingang, der wie immer mit hoher Übersicht glänzt. Der Dokumentenbetrachter kommt mit gängigen Office-Formaten und PDF-Dateien klar - abspeichern oder bearbeiten lassen sich Office-Dokumente auf dem Handheld aber nicht; Anhänge und Mails "leben" gewissermaßen ausschließlich auf dem Mailserver. Überaus praktisch: auf dem Curve hilft eine Rechtschreibprüfung dabei, Schreibfehler zu vermeiden.

Praxistest: Blackberry 8300 Curve
Praxistest: Blackberry 8300 Curve
Praxistest: Blackberry 8300 Curve
Praxistest: Blackberry 8300 Curve
Foto:
Praxistest: Blackberry 8300 Curve
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Die Kontaktverwaltung orientiert sich an professionellen Businessansprüchen - hier spielt das Curve analog zu allen Blackberry-Modellen in der Oberliga. Einziger kleinerer Kritikpunkt ist die fade Optik, wegen der man bei gut gefüllten Adressbüchern schnell mal über die gewünschten Informationen hinwegblättert. Immerhin garantiert die Suchleiste am oberen Rand des Display auch bei mehreren hundert Einträgen schnelles Auffinden eines einzelnen Kontakts. Der Kalender ist ebenfalls ein schwarz-weiß-grauer Schlipsträger: In einer Tages-, Wochen- Monats und Tagesplanungsansicht werden dem Nutzer zahllose Termineinstellungen und -übersichten geboten. Ein Facelifting, das die Optik ins moderne Multimedia-Zeitalter "pusht", würde dem Blackberry-System allmählich gut zu Gesicht stehen.