Praesentation auf einem Kongress Von der TH Aachen: ein Tool fuer Business Process Re-Engineering Von Gerd Rimek*

13.01.1995

Das Modewort Business Process Re-Engineering (BPR) bringt etwas auf den Punkt, was Unternehmen immer schon angestrebt haben: die Optimierung von Geschaeftsprozessen. Anlaesslich eines BPR-Seminars stellte die TH Aachen ein neues Tool vor, mit dem sich Geschaeftsprozesse grafisch veranschaulichen und damit besser analysieren lassen.

Bei BPR geht es laut Gartner Group um "fundamentale Restrukturierungen in Organisationen, die alle Bereiche einschliesslich Geschaeftsprozessen, Managementsystemen, Arbeitsplaetzen, Organisationsstrukturen und Firmenphilosophie umfassen". Der BPR-Markt, auf dem 1993 weltweit rund 1,3 Milliarden Dollar umgesetzt wurden, wird nach Meinung des Marktfuehrers Andersen Consulting bis 1998 ein Volumen von 3,8 Milliarden Dollar erreichen. Die von Unternehmen in den USA angefuehrte Entwicklung kommt nun auch in Europa in Gang.

Waren bisher die Grosskonzerne die Hauptabnehmer von BPR- Dienstleistungen, so folgen kleinere Firmen mit weniger Ressourcen nun ebenfalls diesem Trend. Beispielswiese referierte Kurt Born von der Otto Junker GmbH auf einem von der CIM GmbH, Aachen, veranstalteten Seminar ueber die Restrukturierung der Auftragsabwicklung bei einem mittelstaendischen Anlagenbauer. Fuer den Automobilzulieferer Helbako erlaeuterte Ralf Burmester die Verzahnung der internen Geschaeftsprozesse mit denen des Auftraggebers. Burmester wuerde eigenen Angaben zufolge eine noch engere Verkettung mit den Autoherstellern begruessen - zum Beispiel ueber identische CAD-Systeme.

In seinem Beitrag "Prozessorientierte Reorganisation der Auftragsabwicklung" stellte Thomas Heuser von der Technischen Hochschule Aachen (Lehrstuhl fuer Produktionssystematik) ein Hilfsmittel zur Gestaltung einer prozessorientierten Organisation vor. Damit koennten Produktionsunternehmen ihre stark arbeitsteilig gepraegte Aufbauorganisation in den Griff bekommen.

Intransparente Ablaeufe und lange Liegezeiten

In der Fertigung sowie in der Verwaltung haben sich, so Heuser, ehemals sinnvolle, funktional orientierte Strukturen verfestigt. Mit einer am Werkzeugmaschinen-Labor (WLZ) der RWTH Aachen entwickelten Methode seien die Unternehmen jetzt in der Lage, intransparente Ablaeufe und lange Liegezeiten zu analysieren sowie kostenmaessig zu bewerten und die Schwachstellen zu beseitigen.

Dabei behilflich sein sollen Piktogramme, die als abstrakte Symbole wertschoepfende Taetigkeiten darstellen und als Prozesselemente bezeichnet werden. Sie sind unterteilt in direkte und indirekte Elemente. Erstere beschreiben die Taetigkeiten, die unmittelbar zur Wertschoepfung im Rahmen eines Auftrags beitragen, beispielsweise die Zeichnungserstellung, die Teilefertigung oder die Montage von Teilen und Baugruppen.

Mit Hilfe des Softwarewerkzeugs "Proplan" lassen sich alle Prozessketten grafisch verknuepft darstellen und ausplotten. Mit 14 grafischen Prozesselementen koennen so Hunderte von Prozessen im wahrsten Sinne des Wortes ueberschaubar gemacht werden. Einmal erstellte Prozessplaene sind vielfaeltig einsetzbar, da sie in erheblichem Umfang das Wissen der Mitarbeiter repraesentieren.

Das Tool eignet sich zur Umsetzungsplanung beim Re-Engineering, zur Mitarbeiterschulung und -einweisung sowie fuer die Darstellung der Verfahrensanweisungen im Rahmen einer Zertifizierung nach ISO 9001-4. Ansprechpartner fuer weitere Informationen ist die GPS mbH in Herzogenrath bei Aachen.

* Gerd Rimek ist freier Autor in Essen