Online-Planung begrenzter Kapazitäten

PPS analysiert Kosten von Produktionsengpässen

09.12.1998
MÜNCHEN (CW) - Die Quartess GmbH aus Düsseldorf, bislang Anbieter von Call-Center-Lösungen, baut sich ein zweites Standbein über den Vertrieb der PPS-Software "Visual Manufacturing" im deutschsprachigen Raum auf. Das von der US-Firma Lilly Software Inc. stammende Produkt zeichnet sich durch eine kostenorientierte Fertigungsplanung aus.

Visual Manufacturing liegt mittlerweile in Version 5.1 vor und eignet sich für die auftragsbezogene Produktion und Kleinserienfertigung. Das für mittelständische Unternehmen ab 50 Mitarbeitern konzipierte System läuft komplett unter Windows, läßt sich allerdings auch auf einer AS/400 zusammen mit Windows-Front-ends betreiben. In Deutschland gibt es inzwischen fünf Anwenderunternehmen mit insgesamt 60 Arbeitsplätzen.

Als Besonderheit des Pakets gilt das Advanced Planning and Scheduling (APS) des Grundsystems, das zumindest unternehmensintern eine Planungs-Engine ê la i2 oder Manugistics ersparen soll. Der Erfinder des Produkts, Richard Lilly, geht dabei von einer trotz fortgeschrittener Computertechnik anhaltenden Misere in der Produktionsplanung aus: Von der Gesamtzeit, die sich ein Produkt in der Fertigung befindet, würde rund 95 Prozent nicht an ihm gearbeitet - und dies gelte für 99 Prozent aller Betriebe. Erst in jüngster Zeit setze sich in den Lösungen für das Enterprise Resource Planning (ERP) das durch, was Lilly mit APS als Online-Planer schon frühzeitig eingeführt habe.

Eines der Merkmale ist die grafische Darstellung der Fertigungsstruktur, also der Stücklisten mit den damit verbundenen Fertigungsschritten, Betriebsmitteln und Materialien. Hinzu kommt ein Simulations-Tool für "Was-wäre-wenn-Szenarien". Damit lassen sich beispielsweise Arbeitsschritte verschieben oder Kapazitäten verändern, um einen Produktionsengpaß zu beheben und nicht gleichzeitig an anderer Stelle einen neuen zu erzeugen. Die sogenannte Rückwärtsplanung erfolgt dabei im Gegensatz zum herkömmlichen MRP-Ansatz (MRP = Ma- terial Requirements Planning) in Abhängigkeit von begrenzten Ressourcen und Materialien.

Neu im Basismodul von Visual Manufacturing ist jetzt eine eng mit ASP verzahnte "Throughput"-Funktion. Sie soll dem Umstand Rechnung tragen, daß man nicht alle Engpässe eines Produktionsprozesses beseitigen kann und deshalb denjenigen herausfiltern muß, der die meisten Kostenvorteile verspricht. In der Fachsprache ist die Rede von einer engpaßbezogenen Deckungsbeitragsrechnung.

Als weiteren Vorteil bezeichnet der deutsche Systempartner Quartess die Features für Umsatzprognosen. Derartige Liquiditätsvorhersagen würden häufig auf Daten basieren, die zum Zeitpunkt des Auftragseingangs realistisch waren. Spätere Störungen in der Produktion und damit zusammenhängende Terminverschiebungen erforderten deshalb oft eine Nachkalkulation. Mit Throughput sollen sich die Kosten während einer Auftragsbearbeitung verfolgen und als neue Parameter in zeitversetzte Aufträge übernehmen lassen.

Die Einführung der Software dauert laut Quartess bis zu drei Monate. Darin enthalten ist die Anpassung der Material- und Arbeitsplanstruktur, die eventuell erforderliche Übernahme von vorhandenen Daten sowie eine Schulung. Die Lizenz einer Minimalinstallation für zwei Benutzer kostet rund 20000 Mark. Daneben gibt es eine Kooperation mit IBM für Komplettlösungen.