Power-PC und Power2-Systeme vorgestellt IBM erklaert RISC zur Technik mit strategischer Bedeutung

24.09.1993

NEW YORK (jm) - Die IBM Corp. stellte auf der Unix-Expo in New York erste auf der Power-PC-Architektur basierende Workstations und Server vor, dazu drei High-end-Modelle, die die Multi-Chip- RISC-Implementation der Power-Architektur nutzen.

Zweieinhalb Jahre, nachdem Big Blue Systeme mit der Power-RISC- Architektur auf den Markt brachte und knapp ein Jahr nach der Vorstellung des Power-PC-Gemeinschaftsproduktes von IBM, Motorola und Apple, hisst der Mainframe-Marktfuehrer mit seinen RS/6000- Systemfamilien demonstrativ die Unix-Flagge. Ihre Strategie formuliert sie mit dem Motto: "Palmtops to Teraflops".

Von entscheidender Bedeutung ist dabei die RISC-Technologie, was IBM-CEO Louis Gerstner mit den Worten unterstrich: "Es gibt kaum etwas, was - vom Technologiestandpunkt her gesehen - momentan fuer IBM wichtiger ist als RISC. Diese Technologie besitzt fuer uns strategische Bedeutung."

Den erhoehten Stellenwert von Unix fuer den kommerziellen Bereich betonte zudem IBMs Product- und Brand Management Director, AIX System/Europe, David McKenzie: "Im Unix-Segment waechst der Markt fuer kommerzielle Anwendungen gegenueber dem technisch- wissenschaftlichen Bereich dreimal so schnell. Folglich richten wir unsere Konzentration auf diesen Bereich." Ausserdem geht die IBM McKenzie zufolge davon aus, dass innerhalb der kommenden zwei bis drei Jahre die Bedeutung von Unix als unternehmensstrategisches Produkt erheblich zunehmen wird.

Bis 1991 seien Unix-Anwendungen vornehmlich, naemlich zu 70 Prozent, auf Clients zu finden gewesen. Unix werde jedoch zunehmend eine Rolle auf Abteilungsebene spielen. Bis 1995/96 erwartet die IBM nach McKenzie, wuerden 70 Prozent der Anwendungen auf dieser DV-Ebene angesiedelt sein.

Vom Notebook - Tadpole zeigte eine Technologiestudie auf Basis des Power-PC-Prozessors 601 -, ueber Workstations bis zu Shared-Memory- Cluster-Rechnern (SMC) wie dem "Power 4" reicht mittlerweile die Palette der Power-RISC-Systeme. An der Spitze stehen Modelle wie das von der im Fruehjahr 1993 gegruendeten Power Parallel Systems Division entwickelte "SP1"-Modell, welches auf der CeBIT 1993 debuetierte. Bei diesem handelt es sich um ein erstes Familienmitglied einer Reihe von Rechnern, die eine Message- Passing-Parallel-Architek- tur aufweisen und zu massiv-parallelen Systemen ausgebaut werden koennen.

Nach den Worten von Phil Hester, Vice President Systems and Technology der Advanced Workstations and Systems Division von IBM, wird Big Blue "wahrscheinlich noch 1994" auf Power-PC-CPUs basierende PCs auf den Markt bringen. "Diese sollen aber", so der Technologie-Guru, "nicht die Systeme mit Intel-Prozessoren ersetzen."

Bei den auf der Unix-Expo in New York vorgestellten Power-PC- Systemen handelt es sich um die beiden Workstations "Powerstation 25 T" und "Powerstation 25 W", den "Powerstation 25 S" sowie um ein "250"-Basismodell. Gegenueber den bisherigen "230"-Modellen der Powerstations- und Powerserver-Linie sollen die neuen Rechner eine doppelt so hohe Rechenleistung aufweisen. Die Power-PC-Systeme sind binaer-kompatibel zu allen RS/ 6000-Anwendungen. Sie laufen unter dem neuen AIX/6000, Version 3.2.5.

Die Powerstation-Modelle unterstuetzen ferner PEX und Phigs sowie IBMs "Open-GL"-Implementation der von der Silicon Graphics Inc. in Lizenz genommenen Grafikbibliothek.

Anders als die als Ein-Chip-Implementation ausgelegte Power-PC-CPU besteht die Power2-Architektur aus einem Prozessor- modul aus acht Chips, intern auch als "Rios 2" bezeichnet.

Die Power2-Implementation ist ueber den Modellbereich der RS/6000- Systeme fuer IBM-Anwender von grosser Bedeutung, weil deren kuenftige Variante - Power 3 - auch in den AS/400-Rechnern eingesetzt werden soll. Hester wollte sich zwar nicht aeussern, wann mit den RISC- basierten IBM-Midrange-Systemen zu rechnen sei, Neuigkeiten zu diesem Thema gebe es aber moeglicherweise noch Ende dieses Jahres.

Die in New York praesentierten Power2-Systeme sind ebenfalls binaerkompatibel zu allen AIX/ 6000-Applikationen. Beim "Powerserver 990" handelt es sich um ein System im Industriegehaeuse (rack), dessen Leistungsfaehigkeit durch Koppelung von maximal vier 990-Rechnern unter Verwendung der HACMP/ 6000- Software (High Availability Cluster Multi Processing) noch erheblich gesteigert werden kann. "Powerstation/Powerserver 58H" ist wie "Powerstation/Powerserver 590" ein sogenanntes Deskside- Modell, das gegenueber dem Modell 590 (66 MHz) allerdings mit einer geringeren Taktrate von 55 MHz rechnet.

Die IBM bietet Benutzern von 5xx- und 9xx-Rechnern einen Aufruestpfad auf die Power2-Architektur an. 9xx-Anwender koennen auf das Powerserver-990-Modell, Powerstation/Powerserver-570-Kunden entweder auf Modell 58H oder 590 migrieren. Auch Kaeufern von Powersta- tion/Powerserver-580-Systemen steht der Aufstieg zum 590-Modell offen.