Potentielle Abnehmer bleiben skeptisch:Absatzprobleme für PS2-Clones

13.05.1988

MENLO PARK (IDG) -Obwohl es den beiden Third-Party-Herstellern Tandy und Dell Computer gelungen ist, andere Nachbau-Spezialisten mit der Ankündigung eines PS/2-Clones in den Schatten zu stellen, kommen auf beide Unternehmen spätestens mit dem Verkauf der Rechner schwere Zeiten zu. Dieser Ansicht sind Branchenkenner in den USA.

Danach vertrauen sich die großen Anwender lieber IBM und dessen Kundendienst an, obwohl sie nach einer zweiten PS/2-Quelle suchen. Ein weiterer Grund für die leeren Auftragsbücher von Tandy und Dell: Potentielle Kunden sind nicht einmal von den originalen Mikrokanal-Maschinen überzeugt. Das Zutrauen in die Kopien ist entsprechend schwach ausgeprägt.

Außerdem ist der Preisunterschied zwischen Original- und Pseudo-IBM zu gering, besonders unter Berücksichtigung der hohen Rabatte, die Großabnehmern eingeräumt werden. So ist ein PS/2 des Marktführers für die Chase Manhattan Bank billiger als ein Nachbau: Sie bekommt einen Nachlaß von 35 Prozent. Mit einem weiteren Preisverfall der Originale rechnen die Marktexperten, wenn über das verzweigte Händlernetz erst einmal Discount-Preise wirksam werden.

Dell und Tandy wollen von solchen Argumenten nichts wissen und pochen auf die Leistungsfähigkeit ihrer Maschinen. Tandy begründet den Preis seines 5000 MC mit zusätzlichen Leistungsmerkmalen, Dell hebt den hohen Durchsatz ihres System 400 hervor. Danach übertrifft der Clone das IBM-Modell 60 in Taktfrequenz und Rechenleistung. Die Kunden bleiben trotzdem skeptisch. Nach ihrer Auffassung müßten die Nachbauten dem Vorbild gegenüber einen Preisvorteil von mindestens 30 Prozent bieten, um überhaupt interessant zu sein. Wesentlich bessere Chancen, Abnehmer für PS/2-Clones zu finden, hätte ein anderes Unternehmen: Nach einer Umfrage der CW-Schwesterpublikation "Infoworld" würden sich viele PC-Manager sofort für einen Clone entscheiden, wenn er von Compaq käme.