Insider vermuten Kompensationsgeschäfte

Post verlängert Outsourcing-Abkommen mit T-Systems

17.09.2004
MÜNCHEN (wh) - Die Deutsche Post hat einen umfangreichen Outsourcing-Deal mit T-Systems verlängert. Demnach betreut der IT-Dienstleister weiterhin die Arbeitsplatz-PCs und das Unternehmensnetz. Inwieweit bei dem Deal Geld fließt, ist allerdings unklar. Die ursprüngliche Vereinbarung drehte sich laut offiziellen Angaben um die gegenseitige Übertragung von Aktivitäten.

Bereits seit dem Jahr 2000 betreut T-Systems die Arbeitsplatzrechner des Logistik-Konzerns, bestätigte Postsprecher Uwe Bensien. Das betreffe sowohl die Installation als auch Wartungs- und Support-Dienste. Insofern handele sich bei dem jüngsten Abkommen nicht um einen "Neuauftrag", wie in einigen Medien dargestellt. Seit dem Jahr 2000 sei die Zusammenarbeit mit der Telekom-Tochter "kontinuierlich gewachsen". Damals betrug das Umsatzvolumen des Outsourcing-Auftrags rund 250 Millionen Mark.

Das "Handelsblatt" hatte zuvor unter Berufung auf Branchenkreise berichtet, der Outsourcing-Vertrag habe ein Volumen von 1,3 Milliarden Euro und eine Laufzeit von fünf Jahren. Bensien bestätigt diese Zahlen nicht.

Unklar ist indes, inwieweit bei dem Deal überhaupt Geld fließt: Den Unternehmen nahe stehende Quellen vermuten, dass es sich zum größten Teil um Kompensationsgeschäfte handelt, die aus der gemeinsamen Historie der einstigen Staatsbetriebe rührten. In diesem Zusammenhang existierten "milliardenschwere, lang laufende Rahmenverträge". Nach der Privatisierung der Konzerne seien beide Seiten bestrebt gewesen, sich gegenseitig Umsätze zu sichern.

Laut Bensien erbringt die Post für die Telekom in der Tat eine Reihe von Logistik-Dienstleistungen. Ein direkter Zusammenhang mit den von T-Systems gelieferten Services bestehe aber nicht. In einer gemeinsamen Pressemitteilung von Post und Telekom vom 4. Juli 2000 stellt sich der Sachverhalt indes anders dar: Da-rin ist explizit von einer "gegenseitigen Übertragung von Unternehmensaktivitäten" die Rede. Mit den seinerzeit geschlossenen Verträgen gingen "umfangreiche Aufgaben aus den Bereichen der Informationstechnologie und Netzbetrieb an die Deutsche Telekom über", so der Wortlaut der Erklärung. Die Deutsche Post World Net werde "im Gegenzug die Bereiche Logistik und Druckdienstleistung vom Partner übernehmen."

Pikant an dem Folgeauftrag ist zudem, dass Postchef Klaus Zumwinkel zugleich als Aufsichtsratschef der Telekom agiert. Eine Sprecherin von IBM Deutschland bestritt unterdessen die Darstellung der Wirtschaftszeitung, T-Systems habe sich bei dem Deal gegen IBM durchgesetzt. Tatsächlich sei IBM Global Services in der Sache gar nicht konsultiert worden.

Dennoch bedeutet die verlängerte Zusammenarbeit für T-Systems einen Erfolg. Im hart umkämpften IT-Servicemarkt sind Neuabschlüsse derzeit selten. Die anhaltende Flaute im klassischen Beratungsgeschäft versuchen die Anbieter vor allem mit Outsourcing-Geschäften zu kompensieren. Im August gewann T-Systems einen Großauftrag von Kühne+Nagel. Der Schweizer Logistikkonzern übergibt den Betrieb seines zentralen Rechenzentrums an die Frankfurter. Auch die Fiducia, der IT-Dienstleister der Volks- und Raiffeisenbanken in Süddeutschland, schloss erst kürzlich einen auf zehn Jahre angelegten Outsourcing-Vertrag mit der Telekom-Tochter. Demnach soll T-Systems im Rahmen eines 500-Millionen-Euro-Vertrags die gesamte Netzinfrastruktur betreuen. (wh)