Revidiertes EPOS-Konzept für die Automatisierung des Schalterdienstes:

Post vergibt Terminal-Großauftrag an Nixdorf

30.08.1985

BONN/STUTTGART - Der Wirbel um die angebliche Entscheidung der Bundespost gegen OSI und pro SNA bei der Automatisierung des Schalterdienstes verschleiert, daß Chef-Postillion Christian Schwarz-Schilling das ursprüngliche Projekt in wesentlichen Punkten geändert hat: Hauptnutznießer ist die Paderborner Nixdorf AG, die die ersten rund 4000 von insgesamt 20 000 Schalterterminals liefert.

Schon seit Mitte der 70er Jahre gibt es bei der Post Überlegungen, den gelben Bereich durch den Einsatz von DV am Postschalter" - Projektbezeichnung EPOS - effektiver zu gestalten. Anfang der 80er Jahre kristallisierte sich dann ein Drei-Ebenen-Modell heraus: Von den 20 000 Schalterarbeitsplätzen in den Postämtern werden 5000 mit Online-Terminals ausgestattet (Ebene 1), die wiederum über sogenannte "Subsysteme" oder Vermittlungsrechner (Ebene 2) mit den 25 in den Oberpostdirektionen und zentralen Postbehörden bereits installierten IBM- beziehungsweise kompatiblen Siemens-Rechnern kommunizieren - via SNA (Ebene 3). Mitte 1982 wurde in einigen ausgesuchten Postämtern ein Pilotversuch mit speziell für die Schalterbelange entwickelten Arbeitsplätzen gestartet, da man zum damaligen Zeitpunkt der Ansicht war, herkömmliche Terminals erfüllten nicht die von der Post geforderten Funktionen. Die Erprobung sollte bis Ende 1984 laufen.

Im September letzten Jahres änderte die Post dann ihre bisherige EPOS-Strategie radikal: Statt der 5000 Verbundterminals sollten jetzt gleich alle 20 000 Arbeitsplätze automatisiert und mit marktgängigen Einplatzsystemen ausgestattet werden. Begründet wird dieser Schritt heute seitens der Post damit, daß die Mehrheit der Fachleute sich dafür ausgesprochen habe, in allen Postämtern im Schalterdienst "gleiche Arbeitsbedingungen" zu schaffen. Aus Kostengründen habe man aber dafür zunächst der Offline-Version den Vorzug gegeben.

Am 30. September 1984 lief dann eine auf drei Monate befristete Anfangsausschreibung über rund 4000 Systeme in zwei Losen - zum einen für das eigentliche Schalterterminal, zum anderen für die Journal- und Sparbuchbelegdrucker - , an der sich unter anderem Siemens, Tandberg, Honeywell Bull, Kienzle, Hewlett-Packard, Philips und Nixdorf beteiligten.

Bis zum 30. Juni dieses Jahres sollte der Zuschlag erteilt werden; aufgrund der notwendigen Abstimmung mit der Personalvertretung wurde die Frist bis zum 23. August verlängert. Noch vor dem offiziellen Ausschreibungsende - so eine Sprecherin des Postministeriums - sei aber dann "der Auftrag an das Posttechnische Zentralamt gegangen, den Zuschlag an einen deutschen Hersteller zu erteilen". Wer der Glückliche freilich war, wollte das Ministerium partout nicht kundtun, obwohl sich, wie die Konkurrenz rückblickend bemerkt, praktisch von Anfang an einer ganz sicher war, das Rennen zu machen: die Paderborner Nixdorf Computer AG.

Nach Auskunft der Post umfaßt die erste Auftragsstufe, die der "nicht genannte Hersteller" realisiert, von 1987 an zunächst "einige hundert Geräte für einen Pilotversuch im Hannoveraner Raum" sowie einen Rahmenvertrag über die Lieferung von insgesamt 4000 Terminals samt Druckern. Die Ausstattung aller Schalterarbeitsplätze mit entsprechendem Equipment werde sich bis Ende des Jahrzehnts hinziehen, und erst dann werde eine mögliche Vernetzung mit den Mainframes "wieder aktuell".

Die revidierte Terminalbeschaffungspolitik von Minister Schwarz-Schilling bedingte aber auch eine geänderte Vernetzungsstrategie der Hosts mit den Subsystemen. Nunmehr soll dieses Netz nur postinternen Zwecken dienen, so zum Beispiel für den Aufbau eines Budgetplanungs- und Personalverwaltungssystems. Dafür ist es aus Postsicht zunächst nicht erforderlich, ein offenes System zu installieren - IBM erhielt daher vor zwei Monaten den Auftrag, eine offiziell nicht genannte Zahl von 8100-Rechnern zu liefern, die sich aber nach Einschätzung zwischen 300 und 500 bewegen und nach Auskunft von Big Blue innerhalb der nächsten vier Jahre installiert werden. Wie aus Stuttgart zu hören ist, beinhaltet die Postorder auch für den Fall, daß die Schalterterminals zu einem späteren Zeitpunkt an das Netz angeschlossen werden, "die Zusage, daß wir dann in jedem Fall für eine chen Ausschreibungen den OSI-Standard zwingend zu berücksichtigen, und unterstütze statt dessen die Herstellerarchitektur SNA, weisen die Postverantwortlichen zurück. Zur Begründung wird immer wieder angeführt, daß es derzeit nichts Vergleichbares zu IBM gebe und OSI-Produkte noch nicht verfügbar seien. Bemerkenswerterweise fehlt dagegen trotz der öffentlichen Kritik der Hinweis, daß es sich angesichts der geänderten EPOS-Konzeption bei dem Subsystem und bei dem Schalterterminalsystem um zwei getrennte Aufträge handelt - warum, bleibt Geheimnis im Hause Schwarz-Schilling.

Verbindung sorgen, und eine der Möglichkeiten, wie man das machen kann, kann ohne weiteres OSI sein" - mit der üblichen IBM-Einschränkung, sofern bis dahin die Standards vorliegen und ,entsprechende Produkte verfügbar sind.

Den in der Düsseldorfer Wochenzeitung "Wirtschaftswoche" erhobenen Vorwurf, mit dem Auftrag an IBM rücke der gelbe Monopolist von der erklärten Politik der Bundesregierung ab, bei künftigen öffentli-