Vorgezogener Ausbau im Ortsbereich in 14 Städten

Post: Lokale Glasfasernetze ab 1986

11.01.1985

BONN (CW) - Zusätzlich zu dem Glasfasernetz, dessen erstes Teilstück von Hamburg nach Hannover bereits eröffnet wurde, wird die Bundespost ab 1986 und damit ein Jahr früher als ursprünglich geplant, mit dem Ausbau eines lokalen Glasfaser-Overlay-Netzes beginnen.

Diese Entscheidung traf Bundespostminister Christian Schwarz-Schilling nach einem Gespräch mit Vertretern der deutschen Fernmeldeindustrie sowie mit Anwendern aus dem DV- und Bürokommunikationsbereich.

Nunmehr - so der Minister - sollen schon im ersten Jahr 14 Städte mit dem lokalen Overlay-Netz von Teilnehmer zu Teilnehmer versorgt werden. Von 1987 an ist dann geplant, weitere Städte, in denen ein Bedarf an breitbandigen Individualkommunikationsdiensten wie Videokonferenzen oder schneller Text- und Datenaustausch besteht, einzubeziehen. Die Einzelplanungen für 1986 seien bereits eingeleitet. Schwarz-Schilling betonte, daß nach heutigem Kenntnisstand in den ersten vier Jahren von 1986 an mit einer Einbaumenge von insgesamt 200000 bis 300000 Glasfaserkilometern für dieses Overlay-Netz zu rechnen sei.

Das Hearing zwischen Bundespost, Fernmeldeindustrie und Anwendern kurz zuvor hatte nach Mitteilung aus dem Ministerium unter anderem folgende Ergebnisse:

- Der prognostizierte Bedarf schwanke zwischen 200000 und 1,5 Millionen Faserkilometer bis 1995. Die Post selber gehe von einem Bedarf von einer Million Anschlüssen aus. Alle Beteiligten waren sich einig, daß bis 1995 Anwendungen im kommerziellen Bereich im Vordergrund stehen.

Wenn durch die entsprechenden Teilnehmerzahlen eine Verbilligung der Bauteile einhergehe, werde der Glasfaseranschluß - mit der Anwendung Bildtelefon - für die Privathaushalte interessant.

- Die bisherige Ausbaustrategie der Bundespost in Sachen Glasfasertechnik wird von Industrie und Anwendern "ausnahmslos für richtig gehalten". Diese sähen darin die Chance, ab 1987/88 ein hochmodernes Glasfasernetz zur Verfügung zu haben und damit weltweit an der Spitze zu stehen.

- Als "noch offener Punkt" wurde der Entwicklungsstand der Optoelektronik bezeichnet. Optoelektronische Koppler und Wandler kosten derzeit noch rund 60000 Mark. Bundespost, Industrie und Anwender sind sich einig, daß "noch viel Entwicklungsarbeit geleistet werden muß, um Preise zu erzielen, die einen Serienbau zulassen". Hierzu müsse auch das Bundesforschungsministerium einen Beitrag leisten. Bei den Fragen der internationalen Standardisierung eines Breitband-ISDN sei dagegen die Post gefordert.

Die Teilnehmer des Hearings - so die Post ausdrücklich - seien sich einig gewesen, "daß die Deutsche Bundespost mit ihren konzeptionellen Vorstellungen und die Industrie und die Anwender an einem Strick ziehen müssen", um den Erfordernissen der nächsten Jahre gerecht zu werden und eine Spitzenposition auf dem Weltmarkt zu erreichen.