Web

Post-Chef Zumwinkel tritt zurück

15.02.2008
Von pte pte
Der wegen Verdacht auf Steuerhinterziehung ins Visier der Staatsanwaltschaft geratene Deutsche-Post-Chef Klaus Zumwinkel tritt zurück. Dies bestätigte der Präsidialausschuss des Aufsichtsrates der Deutschen Post heute, Freitag. Der Entschluss des Post-Chefs soll am kommenden Montag formal im Post-Aufsichtsrat beschlossen werden. Neben Zumwinkel werden zahlreiche andere Personen der Steuerhinterziehung verdächtigt, im Rahmen der Ermittlungen werden voraussichtlich weitere Razzien in ganz Deutschland durchgeführt.

Nachdem gestern, Donnerstag, im Rahmen einer Razzia sowohl das Privathaus als auch das Büro Zumwinkels durchsucht wurden (pressetext berichtete: http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=080214039 ), bot der Post-Chef heute seinen Rücktritt an. Während der ebenfalls gestern erlassene Haftbefehl noch am selben Tag gegen Kaution wieder außer Kraft gesetzt wurde, mehrten sich Stimmen aus der Politik zu einem Rücktritt des Managers. Trotzdem dementierte die Post gestern noch Gerüchte um einen vorzeitigen Abschied Zumwinkels. Neben seiner Funktion bei der Deutschen Post ist Zumwinkel auch im Aufsichtsrat der Deutschen Telekom. Für dieses Amt hat er ebenfalls seinen Rücktritt angeboten, heißt es heute aus Berlin.

Der Post-Chef wird verdächtigt, auf einem Bankkonto in Liechtenstein mehrere Mio. Euro deponiert zu haben, ohne diese jedoch versteuert zu haben. Laut Medienberichten handelt es sich dabei um einen Betrag von zehn Mio. Euro, der Steuerschaden soll rund eine Mio. Euro betragen. Die ermittelnde Staatsanwaltschaft Bochum überprüft nach eigenen Angaben außer Zumwinkel noch weitere Personen wegen Verdachts auf Steuerhinterziehung in Zusammenhang mit Konten in Liechtenstein, berichtet das Handelsblatt. 600 bis 700 Verdächtige könnten von den Ermittlungen betroffen sein, darunter auch viele bekannte Persönlichkeiten. Weitere Razzien sollen in den nächsten Tagen in ganz Deutschland folgen.

Die Meldungen rund um den Rücktritt des Konzernchefs verhalfen dem Aktienkurs der Deutschen Post im Laufe des Vormittages zu einem leichten Plus, die Aktie notierte bei Redaktionsschluss dieser Meldung (13:45 Uhr) mit plus 1,35 Prozent bei 22,55 Euro. Durch einen Führungswechsel könnte die strategische Neuausrichtung sowie die Entscheidung über den Verkauf der Postbank schneller vorangehen, werden Analysten vom Börseportal der ARD zitiert. Auch die Postbank-Aktie gewann in den Vormittagsstunden an Wert. Das Unternehmen wies heute im Rahmen seiner Jahresbilanz ein Ergebnis vor Steuern von rund einer Mrd. Euro aus (plus sieben Prozent). Die Rückstellungen im Kreditgeschäft fielen niedriger aus als erwartet und lagen mit 338 Mio. Euro auf Vorjahresniveau. Im Rahmen der Subprime-Krise verbuchte das Unternehmen zudem Abschreibungen in Höhe von 112 Mio. Euro, 61 Mio. davon entfielen bereits auf das dritte Quartal. Die Postbank-Aktie notierte bei Redaktionsschluss bei 58,95 Euro (plus 0,31 Prozent). (pte)