Positive Zwischenbilanz trotz amerikanischer Handelssanktionen: Japans Elektronikkonzerne sehen wieder Land

04.12.1987

TOKIO (CWN) - Trotz zurückliegender turbulenter Monate haben die größten japanischen High-Tech-Unternehmen zum Teil hervorragende Halbjahresergebnisse aufzuweisen. Dabei schnellten vor allem die Verkaufszahlen, aber auch die Gewinnspannen in die Höhe.

Wahrlich nicht vom Glück verfolgt sah sich die japanische DV-Industrie in den vergangenen zehn Monaten. Durch die immer neuen Handelskonflikte mit den Vereinigten Staaten, die schließlich im "Fall Toshiba" im Juli dieses Jahres ihren Höhepunkt

fanden, sowie durch den starken Anstieg des Yen gerieten die einzelnen Elektronikunternehmen zunehmend unter Druck. Die jetzt veröffentlichten Halbjahresbilanzen der sieben größten japanischen Elektrokonzerne zeigen allerdings ein überraschend positives Bild.

Große Sprünge machte vor allem Fujitsu: Das Aushängeschild der japanischen Computerproduzenten konnte die höchste Gewinnsteigerung verbuchen. Um 117 Prozent stiegen die Erträge in der Zeit vom 1. April bis 30. September; in den vergleichbaren sechs Monaten des vergangenen Fiskaljahres hatte Fujitsu noch einen um 79 Prozent rückläufigen Gewinn ausweisen müssen. Grund: Neben dem raschen Yen-Anstieg und der Flaute im Halbleiter-Geschäft war dem Unternehmen, das 72 Prozent seines Umsatzes mit Computern macht, vor allem der schwache Mainframe-Markt auf den Magen geschlagen.

Netzwerkprojekte beleben den Inlandsabsatz

Doch letztendlich, so Sprecher Yuri Momomoto, habe man die Probleme durch ein Kostenreduzierungsprogramm in den Griff bekomznen. Profitieren konnte Fujitsu aber in erster Linie von dem rasch wachsenden japanischen Telekommunikationsmarkt. Landesweite und unternehmensinterne Netzwerkprojekte,, so verlautet von Fujitsu, seien zu realisieren; dies wiederum treibe den Absatz von Terminals und Vermittlungssystemen in die Höhe . In der ersten Jahreshälfte steigerte die Company den Verkauf von Telecom- Produkten um 18 Prozent auf 879,9 Millionen Dollar, verglichen mit einem Plus von 13 Prozent bei reinen Datenverarbeitungs-Produkten auf 3,9 Milliarden Dollar beziehungsweise 9 Prozent bei elektronischen Komponenten, also Halbleitern, auf 638 Millionen Dollar.

Für das gesamte Geschäftsjahr 87 das am 30. März 1988 endet, erwarten die Fujitsu-Verantwortlichen ein Verkaufsergebnis von insgesamt 11,86 Milliarden Dollar; davon sollen 2 Milliarden im Telecom-Gechäft, 8,48 Milliarden im Bereich Informationsverarbeitung und 1,38 Milliarden Dollar mit elektronischen Komponenten erzielt werden.

Wesentlich unspektakulärer fällt indes die Halbjahresbilanz des zweitgrößten japanischen Computerherstellers NEC aus. Die Verkäufe stiegen um 5 Prozent, während der Profit für diesen Zeitraum gar nur mit einer Steigerungsrate von 0,3 Prozent (auf 11 0,2 Millionen Dollar) ausgewiesen wird. Allerdings sei NEC im vergangenen Jahr längst nicht so gebeutelt worden wie beispielsweise Fujitsu, stellten NEC-Sprecher Seiji Igarashi und Fujitsu-Öffentlichkeitsarbeiter Momomoto einhellig fest. Dafür aber hätte das Unternehmen im Laufe dieses Jahres eine Flaute im Telecom-Geschäft durchgemacht; der Umsatz sei hier um 4 Prozent zurückgegangen.

Schwierigkeiten gab es für NEC auch mit den US-Strafzöllen auf Halbleiter. Der Exportwert der Chips, so ein Sprecher, sei um 15 Prozent gefallen, was das Unternehmen wiederum veranlaßt hätte, die Produktion ihrer 16-Bit-PCs, Diskettenlaufwerke und 1-Megabit-RAMs in andere Länder zu verlagern. Für die zweite Hälfte des laufenden Geschäftsjahres erwarten die NEC-Verantwortlichen allerdings wieder eine Wertsteigerung um 13 Prozent.

Strafzölle anderer Art hatte Toshiba zu verkraften. Das Unternehmen, durch Cosom-Verstöße einer Tochtergesellschaft Mitte des Jahres zwischen die ohnehin verhärteten japanisch-amerikanischen Fronten geraten, mußte für geraume Zeit mannigfaltige US-Sanktionen hinnehmen. Dadurch sank unter anderem der Export der "Laptop" -PCs in der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres gegenüber dem zweiten Sechs-Monats-Turnus des vorangegangenen Fiskaljahres um mehr als 50 Prozent auf 98,3 Millionen Dollar. Dennoch ist nach Auskunft von Toshiba-Sprecher Keisuke Ohmori der Gewinn in den letzten sechs Monaten um 36 Prozent auf 109 Millionen Dollar gestiegen. Ein Plus von 10 Prozent habe man bei den Verkaufszahlen verzeichnet; der Umsatz sei auf 627,6 Millionen Dollar geklettert. Auch habe Toshiba, so Ohmori weiter, umfangreiche Schritte unternommen, um die Betriebskosten zu reduzieren. Gleichzeitig sei verstärkt in die ausländischen Produktionsstätten investiert worden.