Portierung ist laut Microsoft-Boss in vollem Gang Gates will AS/400-Anwendungen auch auf PCs verfuegbar machen

18.02.1994

AUCKLAND (IDG) - Fuer Bill Gates steht nicht nur das Aussterben des Mainframes bevor, er zaehlt auch Minicomputer und Workstations zu den bedrohten Rechnerarten. Der Microsoft-Chef erwartet, dass Softwarehaeuser weltweit dazu uebergehen werden, ihre proprietaeren Loesungen fuer Minis und Workstations auf PCs zu portieren.

"Wir brauchen die Top-AS/400-Anwendungen auf dem PC", beteuerte der Shooting-Star der Softwarebranche anlaesslich einer PR- Veranstaltung im neuseelaendischen Auckland. "Die Frage ist nicht mehr, ob solche Portierungen stattfinden, die Frage ist nur noch, wann es geschieht - viele Softwarehaeuser haben bereits damit begonnen." Schon heute sei ein hoher Prozentsatz an Workstation- Anwendungen auf dem PC verfuegbar, bis zum Jahresende werde es der ueberwiegende Teil sein.

Der Microsoft-Chef versaeumte es nicht, die Werbetrommel fuer den PC zu ruehren. "PC-Plattformen sind absolut offen - weit offener als alles, was Workstation-Hersteller anbieten koennen", warb Gates in eigener Sache. Seine Zuhoerer forderte er auf: "Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Sun-Workstation gekauft. Eine Woche danach wollen Sie auf ein HP-System wechseln und dann in eine IBM- Workstation-Umgebung. Das wird nicht funktionieren, denn Sie koennen in dieser Zeit weder Software noch Tools portieren." Zwar liege den Workstations eine offene Systemplattform zugrunde, doch eine Flexibilitaet wie beim PC werde nicht erreicht.

PC-Anwender befaenden sich im "mainstream", in dem Markt also, der die bedeutendsten Innovationen aufweise. Die Leistungsfaehigkeit der Hardware steige unaufhoerlich, die Qualitaet der Betriebssysteme werde immer besser, und die Anwendungen gewaennen an Vielfalt. Gates scheute sich nicht zu prophezeien: "Es kommt der Tag, an dem der PC die Welt der Datenverarbeitung komplett repraesentieren wird." Apokalyptisch muten seine Prognosen fuer den Markt der mittleren Datentechnik an. Die Aera der Minicomputer-Anbieter gehe unwiderruflich zu Ende. Nun komme es darauf an, dass Microsoft und andere Anbieter die Investitionen sicherten, die in proprietaere Systeme geflossen seien.

Einen festen Platz in Gates-Vortraegen nimmt inzwischen der Seitenhieb gegen die IBM ein. "OS/2 ist ein Misserfolg. Es ist gescheitert, weil es kaum Anwendungen gibt. Wordperfect hat auf die Entwicklung von OS/2-Software verzichtet, Micrografx ebenfalls - das Betriebssystem ist heute nicht mehr als ein netter Windows- Clone!"