Portfolio ein Alleinstellungsmerkmal?

02.08.2001

"Wenn wir in dieser Zeit nur ein Prozent Anteil am Weltmarkt erreichen, sind wir auf der sicheren Seite", macht Vorstandschef Wege eine vermeintlich einfache Rechnung auf. Doch die Wettbewerbssituation ist für die Karlsruher bei näherem Hinsehen dann doch nicht ganz so rosig.

Zwar ist in Fachkreisen weitgehend unbestritten, dass Group Technologies derzeit mit seinem Kernprodukt, der Antiviren-Software "SecuriQ-Watch-Dog" sowie anderen Tools (Verschlüsselung, Firewalls, Rechtssicherheit) aus der "SecuriQ"-Familie über ein modular aufgebautes Produktportfolio verfügt, das derzeit im Markt für ein respektables Standing sorgt. Doch ein avantgardistischer Anspruch ist das eine, die Kräfteverhältnisse im Markt das andere. Denn in Teilbereichen konkurrieren die Karlsruher natürlich mit Branchengrößen wie Symantec, Network Associates (NAI) oder Trend Micro.

Schon ein Blick auf die Umsätze dieser US-Companies dürfte die Relationen wieder zurecht rücken. Gleiches gilt, wenn auch mit Einschränkung, für Konkurrenten am Neuen Markt, etwa Utimaco Safeware.

Auch aus diesem Grund ist Group-Chef Wege vermutlich bemüht, seine Company produktmäßig auf eine (noch) breitere Basis zu stellen. So haben sich die Karlsruher beispielsweise auch das Problem der so genannten "E-Business-Organization" groß auf ihre Fahnen geschrieben, also die Bearbeitung der elektronischen Post bei krankheits- oder urlaubsbedingter Abwesenheit des Users, der elektronische Terminkalender - und das heute noch wenig spannende Thema E-Mail-Nutzungsstatistik beziehungsweise Budgetkontrolle des E-Mail-Verkehrs, das aber in Zukunft einiges an unternehmensinternen Zündstoff in sich bergen könnte. Mittelfristig soll die entsprechende "OrganiziQ"-Produktfamilie sogar zum Kerngeschäft avancieren, betont Wege.

Gefahr droht durch Lotus und Microsoft

Kritisch dürfte neben der Tatsache, dass mit Microsoft und Lotus auch die Hersteller besagter Groupware-Plattformen in den Security-Markt drängen könnten, auch die noch geringe Größe und mangelnde internationale Präsenz des Unternehmens sein. Trotz erster namhafter Kunden im In- und Ausland ( Deutsche Bank, Daimler-Chrysler, Coca-Cola) ist man derzeit alles andere als ein Global Player. Die Gelder, die der Börsengang einbrachte (rund 56 Millionen Euro), sollen deshalb neben der weiteren Produktentwicklung vor allem der Expansion zugute kommen.

Fazit: Mit einem Ausgabepreis von 7,50 Euro gelang Group Technologies im November 2000 nur am unteren Ende der Bookbuildung-Spanne der Sprung aufs Börsenparkett - die Stimmung an Frankfurts "Zockerbörse" war seinerzeit schon im Keller.

Gemessen an dem, was inzwischen passiert ist, habe man sich "alles in allem gut geschlagen", redet Group-Chef Wege die Tatsache schön, dass der Aktienkurs seiner Company bei derzeit knapp unter drei Euro arg unter die Räder gekommen ist. Fakt dürfte in jedem Fall sein, dass die Karlsruher im Lichte ihrer aktuellen Ergebnisse momentan nicht unbedingt fair bewertet sind.