Portale: Open Source im Anmarsch

20.10.2005
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Sascha Alexander ist seit vielen Jahren als Redakteur, Fachautor, Pressesprecher und Experte für Content-Strategien im Markt für Business Intelligence, Big Data und Advanced Analytics tätig. Stationen waren unter anderem das Marktforschungs- und Beratungshaus BARC, die "Computerwoche" sowie das von ihm gegründete Portal und Magazin für Finanzvorstände CFOWORLD. Seine Themenschwerpunkte sind: Business Intelligence, Data Warehousing, Datenmanagement, Big Data, Advanced Analytics und BI Organisation.

Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft offenbart sich bei den Funktionen zur Personalisierung von Portalinhalten (siehe Grafik "Personalisierung"). Sie sollen helfen, Informationsangebote (Content und Portlets) und Funktionen individuell auswählen, zusammenstellen oder anpassen zu können. Hierzu zählen auch die Internationalisierung der Inhalte (Sprachanpassung), die individuelle Anpassung von Profilen und des Layouts sowie die Einrichtung einer eigenen Homepage. Liferay konnte hier vor Exo Platform und Gridsphere mit einer komfortablen Portlet- und Content-Anpassung punkten und gestattet eine einfache Modifikation der benutzen Sprachen. Jetspeed und Jboss besitzen hingegen keine Funktionen zur Portlet- und Content-Auswahl sowie zur Profilverwaltung. Portlet-Standardisierung

Wichtige Bausteine einer Portallösung sind Portlets, mit denen Entwickler einen Portal-Server um Anwendungen und Funktionen erweitern können. Sie lassen sich in die Browser-Oberfläche als Fenster einbinden. Da es hier bislang keine ausreichende Standardisierung gab, verabschiedete die Java-Gemeinde Ende 2003 den Standard "Java Specification Request 168" (JSR 168). Dieser soll helfen, die Interoperabilität und Portierbarkeit von Portlets zu gewährleisten. Ihm zur Seite steht die Spezifikation "Web Services Remote Portlets" (WSRP) des Internet-Gremiums Oasis, die sich vor allem mit dem entfernten Zugriff auf Portlets beschäftigt. Alle getesteten Portale verwenden heute JSR 168, WSRP findet -abgesehen von Jboss Portal - ebenfalls breite Anwendung (siehe Grafik "Portlet-Unterstützung").

Portlets haben den Charme, dass sie schnell den Nutzen und Funktionsumfang und damit auch die Akzeptanz einer Portallösung erhöhen. So entstehen beispielsweise durch die Einbindung von Instant Messaging, Mail, Kalender, Directory oder Team Rooms neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Die mit den Open-Source-Produkten erhältliche Auswahl an mitgelieferten, einsatzbereiten Portlets ist indes sehr verschieden.

Schnelle Erfolge

So kann Liferay mit 84 Portlets nicht nur das breiteste, sondern auch funktional umfassendste Angebot vorweisen, inklusive Groupware-Features und eigener Shop-Lösung. Mit deutlichem Abstand folgen Exo Platform, Gridsphere und Jetspeed. Jboss Portal stellt fast keine direkt verwendbaren Portlets zur Verfügung. Als Besonderheit bietet Jetspeed Portlets zum Testen, darunter auch solche, die in Perl und PHP geschrieben sind.

Neben Anwendungen, Portlets und Funktionen lassen sich über ein Portal auch Inhalte als Texte, Grafiken und Multimedia-Dateien verwalten und mit anderen Benutzern teilen. Ein ausgereiftes Content-Management-System (CMS) ist jedoch in keinem der verglichenen Produkte enthalten (siehe Grafik "Content-Verwaltung"). Dennoch verfügen alle Portale über gewisse Möglichkeiten, Inhalte zu bearbeiten. So kann mit Hilfe von WebDAV (WWW Distributed Authoring and Versioning) das HTTP-Protokoll editiert werden.