Porsche

Porsche: Mehr als nur ein Rädchen im Getriebe

23.10.2000
Von in Ingrid

„Der ideale Bewerber für Porsche hat ein Wirtschaftsinformatikstudium“, so Merklinger. „Aber auch Betriebswirte und Maschinenbauer, welche die Kundenseite kennen und zusätzlich die Informatikseite vertieft haben, können wir gut einsetzen. Reine Informatiker gibt es bei uns selten, da wir keine reine Anwendungsentwicklung haben.“ Bei der Weiterbildung setzt das Unternehmen auf Eigeninitiative. „Wir wollen, dass sich die Mitarbeiter selbst aktiv um ihre Weiterbildung bemühen und sich nicht zurücklehnen und es dem Unternehmen überlassen - nach dem Motto: Jetzt zeig uns mal, was du zu bieten hast“, erklärt Merklinger. Diese Konsumentenhaltung passe weder zum Unternehmen noch zu dessen Selbstverständnis.

Die Einstiegsgehälter von Hochschulabsolventen bewegen sich zwischen 80 000 und 85 000 Mark. Hat ein Bewerber seine Diplomarbeit bei Porsche geschrieben oder als Praktikant bei Projekten mitgearbeitet, kann es schon mal mehr sein. Idealerweise sollten Studierende für ein Praktikum sechs Monate einplanen und das Vordiplom bereits in der Tasche haben. Das Praktikantenprogramm hat sich zum strategischen Rekrutierungsinstrument entwickelt. „Hat sich jemand im ersten Praktikum bewährt, bieten wir ihm ein zweites oder eine Diplomarbeit im Haus an“, so Merklinger zur personellen Strategie des Unternehmens.

Schnelle Sportwagen sind längst keine reine Männersache mehr. Trotzdem ist der Frauenanteil bei den Mitarbeitern noch sehr gering. „Wir würden gerne mehr Frauen einstellen, denn die Attribute von Porsche sprechen auch Frauen an“, so die Meinung in der Männerrunde. Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens stellt für die Mitarbeiter eine wichtige Motivationsquelle dar. „Unsere Mitarbeiter identifizieren sich zu 100 Prozent mit Porsche.“ Im IT-Bereich gehe die Fluktuation gegen Null. Vielleicht liegt es an der spannenden Frage: Wann gibt es den ersten Porsche? „Nach zwei Jahren kann der neue Mitarbeiter einen Sportwagen leasen. Das hängt natürlich von der Leistung und der damit verbundenen Eingruppierung ab“, konkretisiert Merklinger. Allerdings möchte der Personalexperte die Begeisterung der Mitarbeiter nicht alleine auf materielle Anreize reduziert wissen. „Wir bieten keine Aktienoptionen, dafür aber interessante Projekte und ein dynamisches Umfeld. Die Mitarbeiter haben die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen und die Zukunft des Unternehmens mitzugestalten.“

Peter Obermayr
Peter Obermayr

Peter Obermayr arbeitet seit zwei Jahren im Unternehmen. Das Arbeitsgebiet des 29-Jährigen umfasst die Anwendungssoftwaresysteme für das Personalwesen. „Gerade im Personalbereich stehen viele Projekte an, da bisher nicht so viele Softwaresysteme im Einsatz waren.“ Obermayr schätzt vor allem die offenen Strukturen und die fast familiäre Atmosphäre. „Ich kann hier direkt auf Leute zugehen und bekomme direkte Antworten. Ich muss mir Informationen nicht über Umwege holen. Man ist an jeder Stelle wichtig. Das sehe ich als Wertschätzung mir gegenüber an.“ Ein Trainee-Programm für neue Mitarbeiter gibt es bei Porsche nicht. „Das Unternehmen ist recht übersichtlich. Wenn ich hier an einem Rädchen drehe, dann sehe ich da hinten auch noch, dass sich etwas bewegt“, erläutert Merklinger.

Die Einarbeitung beginnt vom ersten Tag an „on the job“. Die Neuen bekommen in einem Projektteam eine Aufgabe übertragen, die im Vorstellungsgespräch bereits andiskutiert wurde. Ein Pate unterstützt die Neuen dabei. „Die Einsteiger sollen hier aktiv an die Aufgaben herangehen. Nach vier Wochen kennen sie alle wichtigen Leute“, so Merklinger. Bei den Bewerbern achtet der Personaler auf Praktika, Auslandsaufenthalte und Interesse für die Automobilbranche. Noten sind dabei nicht ganz unwichtig, ebenso ein breit gefächertes Interessensspektrum und Fremdsprachen. Welche besonders wichtig sind? „Englisch natürlich“, und nach einigem Nachdenken fügt Merklinger hinzu: „Schwäbisch“. Sicher eine nützliche Voraussetzung, um beispielsweise die Einladung zur „hocketse“ zu verstehen. Hinter dem speziellen Begriff verbirgt sich das jährliche Mitarbeiterfest. Allerdings bietet das Sport- und Freizeitprogramm auch für Zugereiste genügend Gelegenheiten, die fehlenden Sprachkenntnisse einzuüben.