Porsche im Acker

29.03.2002

Ungewohnt pointiert äußerte sich Siemens-Vorstand Volker Jung im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE zu der Behauptung, den Europäern würden in Sachen Mobile Business beziehungsweise Mobile Applications die Felle davonschwimmen. Für ihn seien die USA diesbezüglich noch immer Entwicklungsland - auch wenn dort schon vor einigen Jahren die Formel "Information everywhere anytime" strapaziert wurde. Jenseits des Atlantiks müsse man aber, so Jung auf der CeBIT, zumindest auf das "everywhere" noch einige Zeit warten. In Europa könne man hingegen "immer und überall on air" sein, und zwar "breitbandig" - was im Vergleich zu den USA "ein Thema für sich" sei. Auch bei der Zahl der Breitbandzugänge habe man einen "beachtlichen Vorsprung".

Wenig beeindruckt zeigte sich der Siemens-Manager auch von der Gefahr, dass IT-Giganten wie Microsoft auf dem Betriebssystem-Sektor die europäische Mobilfunklandschaft umpflügen könnten. Mit dem Symbian-Konsortium habe sich längst ein "Nicht-US-Standard" etabliert. Ansonsten gelte: "Konkurrenz belebt das Geschäft." Kritisch äußerte sich Jung auch zum Pessimismus der aktuellen UMTS-Diskussion. UMTS werde kein Flop, sondern "ein großer Erfolg." Aus der Tatsache, dass beim Thema WAP Fehler gemacht wurden, sollte man jedenfalls keine falschen Rückschlüsse auf den breitbandigen Mobilfunk ziehen. Jung: "Dies war der wenig gelungene Versuch, in eine extrem schmalbandige Technologie breitbandige Anwendungen zu verpacken, die Menschen gewissermaßen darauf vorzubereiten. Man kann aber nicht einen Feldweg bauen und dann schauen, wie der Porsche sich dort fährt. So gesehen war es eine Probefahrt im Acker.