Wegen angeblicher Verbreitung von Pornografie

Polizei verhaftet Chefs zweier französischer Internet-Provider

24.05.1996

Am Dienstag vergangener Woche mußten Sebastian Sochard und Raffi Haladjian, die Chefs der französischen ISPs Worldnet beziehungsweise Francenet, zwangsweise aus dem Cyberspace in reale Gefängniszellen wechseln. Die Staatsanwaltschaft hatte ihre Verhaftung in die Wege geleitet mit der Begründung, beide Unternehmen hätten ihren Kunden Kinderpornografie aus einschlägigen Newsgroups zugänglich gemacht.

Der französische Verband der Internet-Professionals (AFPI) wies jedoch darauf hin, der französische Minister für Post und Telekommunikation, Franois Fillon, habe wiederholt versichert, ISPs seien nicht für Inhalte in Internet-Newsgroups verantwortlich.

Die AFPI erklärte: "Die Behörden haben das Internet noch nicht verstanden und wissen nicht, wie es funktioniert." Die Organisation, die sich schon vor Wochen auf die Sperrung von 20 eindeutigen Newsgroups verständigt hatte, rief französische Service-Provider auf, aus Protest gegen die Verhaftungen vorübergehend sämtliche Newsgroups-Zugänge zu sperren. Worldnet und Francenet haben den Internet-Streik begonnen. Der Aktion hat sich auch France Télécom Interactive, ISP und eine Tochtergesellschaft von France Télécom, angeschlossen.