Politiker entdecken Youtube als Agitationsplattform

01.03.2007
2008 wird in den USA der Nachfolger für US-Präsident Georg W. Bush gewählt. Um sich gerade auch bei jungen Wählern in Position zu bringen, senden die ersten Kandidaten wie Hillary Rodham Clinton ihre politischen Botschaften jetzt auch über Youtube.

Das Videoportal wird in den Medien gerne als Inbegriff des Web 2.0 bezeichnet. Youtube hat am 28. Februar 2007 begonnen, sich die politische Bildung Jugendlicher auf die Fahnen zu schreiben. Dazu startete die Online-Video-Site eine Initiative, um demokratischen wie republikanischen Kandidaten für die Nachfolge von Präsident Bush einen Anlaufpunkt im Internet zu geben, von wo aus sie ihre Videobotschaften in die Welt verbreiten können. Und die vermutlich aussichtsreichsten Kandidaten beider politischen Lager sind auch schon angetreten, um sich im Internet in Szene zu setzen.

Zu den republikanischen Präsidentschaftskandidaten mit Video auf der Youtube-Site gehören Rudy Giuliani, John McCain sowie Mitt Romney. Die Demokraten sind bereits mit vier potenziellen Präsidentschaftskandidaten vertreten: Neben der ehemaligen First Lady und jetzigen Senatorin des Bundesstaates New York, Hillary Rodham Clinton, geben die männlichen Mitbewerber John Edwards, Barack Obama und Bill Richardson ihre Bewegtbild-Visitenkarten ab

Videobotschaften auf Youtube sind ein weiterer Schritt von politisch Agierenden, das Web 2.0 für ihre Interessen zu nutzen. Bislang schon stellten einige ihr persönliches Profil in die Kontakt- und Schwatzbude Myspace.com ein.

Bislang soll das Videoportal ausschließlich für solche Parteien und deren Vertreter geöffnet werden, die offiziell registriert sind. Allerdings können sich die Youtube-Macher vorstellen, dieses Reglement auszudehnen auf andere Interessengruppen. Sie glauben, in Zukunft könnte das Medium auch dazu dienen, Sender und Empfänger in einen gegenseitigen Meinungsaustausch zu führen. Dies ist ja die eigentliche Vorstellung des Modebegriffs Web 2.0 - -die totale Interaktion Aller mit Allen.

Im Übrigen hinken die US-amerikanischen Politiker bezüglich ihrer Internetpräsenz und Web-2.0-Affinität weit hinter Good Old Europe hinterher. Im Ringen um die Nachfolge von Präsident Jacques Chirac liefern sich in Frankreich der am extremen rechten Flügel stürmende Jean-Marie Le Pen, die Sozialistin Ségolène Royal und der konservative Nicolas Sarkozy in "Second Life" einen heftigen Wahlkampf. Loic Le Meur, der Internet-Spezialist im Team von Sarkozy, sagte, die Wahlkampfveranstaltung seines Chefs hätten Hunderte von Avataren - virtuelle Platzhalter beziehungsweise Repräsentanten von real existierenden Menschen also - besucht. Sogar Werbegeschenke können in Second Life abgegriffen werden. Auf "Sarkozy Island" verteilte der Avatar Lea Mesmer, hinter dem sich die Jurastudentin Johanna Sakhoun verbirgt, T-Shirts und Pizza. Außerdem gab sie auch virtuellen Reportern Interviews und erklärte die Wahlkampfstrategie von Sarkozy, dessen Partei der Auftritt in Second Life 1220 Euro kostete - ganz reale Euro übrigens. (jm)