Ploenzke bleibt CSCs Sorgenkind

17.11.2005
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Neue Führung ohne Stallgeruch

Die für die Kundengewinnung nötige Beständigkeit braucht CSC vor allem in Deutschland, denn hier läuft weder das Outsourcing- noch das Consulting-Geschäft gut. Im Auslagerungsmarkt fehlen die großen Aufträge, im Ploenzke-Bereich kehren angeblich viele Mitarbeiter dem Unternehmen den Rücken. Seit der vor einem Jahr begonnenen Umstrukturierung, die eine Trennung von Betriebs- und Beratungsdiensten vorsieht, führen zwei von der leistungsstarken britischen Dependance entsandte Manager den Consulting- und Systemintegrationsbereich in Deutschland. Sie haben das vormals vor allem aus dem Ploenzke-Umfeld bestückte Management abgelöst. Aus der deutschen Geschäftsführung sind in den vergangenen Monaten Peter Strabel, Hans-Werner Wurzel und Kai Holger Müller-Kästner ausgeschieden.

Abschied vom Bodyleasing

Die Neuen, so ein mehrfach geäußerter Vorwurf aus dem Unternehmensumfeld, verstehen die Eigenheiten des deutschen Marktes nicht. Ganze Abteilungen im Consulting-Bereich seien verwaist, zum Teil könne CSC Kundenprojekte nicht mehr mit den erforderlichen Experten bestücken. "Wir befinden uns in einem Transformationsprozess und streben ein höheres Profitniveau an. Dazu benötigen wir zum Teil andere Kompetenzen. Es gibt immer einige Mitarbeiter, die sich in einer solchen Situation dafür entscheiden, ihre Zukunft in anderen Unternehmen zu suchen", erläutert Andrew Crowley, CEO der CSC Ploenzke AG. Hintergrund dieser Ausführungen ist, dass Ploenzke keine so genannten Bodyleasing-Aufträge mehr anstrebt, die zum Gros aus einfachen Programmierarbeiten bestehen. Die Fluktuationsrate, so versichert der Manager dennoch, entspreche dem Marktdurchschnitt.

Ploenzke wieder profitabel

Seit langem halten sich zudem Gerüchte im Markt, CSC schreibe mit dem Ploenzke-Bereich rote Zahlen. Vor einem halben Jahr wich Paul Crouch, der als oberster CSC-Chef in Deutschland sowohl Outsourcing- als auch Beratungsgeschäft verantwortet, der Frage danach aus: "Natürlich strebt ein Unternehmen immer danach, die finanziellen Daten zu verbessern." Crowley zufolge erzielt CSC mit dem hiesigen Consulting- und Systemintegrationsgeschäft mittlerweile Gewinne. Konkrete länderbezogene Finanzdaten veröffentlicht das Unternehmen allerdings nicht.

Potenzielle Investoren

Carlyle Group:

Die Carlyle Group ist eine der weltweit größten Private-Equity-Gesellschaften der Welt. Sie wurde 1987 gegründet und pflegt enge Kontakte zur Politik und zum Militär: Im Aufsichtsrat sitzen unter anderem Ex-Bundesbank-Präsident Karl Otto Pöhl, der ehemalige britische Premierminister John Major sowie Ex-IBM-Chef Louis Gerstner. George Bush, Ex-Präsident und Vater des amtierenden Präsidenten der USA, hält im Auftrag der Investment-Gesellschaft Reden. Die für ihre Verschwiegenheit bekannte Gruppe kam ins Gerede, als publik wurde, dass auch die Familie Osama Bin Ladens geringe Anteile an Carlyle hält. Der in US-amerikanischen Medien erhobenen Forderung, Bush senior möge sein Engagement beenden, kam dieser nicht nach. Das Interesse der Ex-Manager und -Politiker hat einen profanen Hintergrund: Die Carlyle Group ist extrem profitabel. Sie übernimmt, saniert und veräußert vornehmlich Rüstungsfirmen. Welche Pläne die Gruppe mit einer CSC-Übernahme verfolgt, ist nicht bekannt.

Lockheed Martin:

Der US-amerikanische Rüstungskonzern ist 1995 aus der Fusion der Lockheed Corp. mit der Martin Marietta Corp entstanden. Das Unternehmen liefert unter anderem der Nasa den Raketenantrieb für den Space Shuttle und der US-amerikanischen Luftwaffe Militärflugzeuge. Lockheed Martin ist zudem Systemführer beim derzeit größten Rüstungsprojekt der U-SA, der mit rund 200 Milliarden Dollar dotierten Entwicklung des Kampfjets "Joint Strike Fighter". Das Unternehmen erwartet künftig keine weiteren Rüstungsgroßprojekte dieser Art und baut sich seit geraumer Zeit ein Standbein im zivilen Behördenbereich auf. Insbesondere die Heimatschutzbehörde vergibt viele Großaufträge, die zumeist einen erheblichen IT-Anteil umfassen. In diese Strategie würde sich eine mögliche CSC-Übernahme einfügen. Daher zeigt Lockheed Martin auch nur Interesse am Behördengeschäft, das rund ein Drittel des Jahresumsatzes von CSC ausmacht. Das Geschäft mit kommerziellen Kunden würden die drei Investment-Firmen Texas Pacific Group, Warburg Pincus und Blackstone Group übernehmen. Zusammen mit Lockheed Martin bieten sie angeblich zwölf Milliarden Dollar für die CSC-Übernahme.