PLEWA nutzt Vorteile der CTM-Systemarchitektur:Gleiche Software für Platten und Floppy-Computer

11.01.1980

Die Plewa-Werke, bekannter Hersteller von Schornsteinen und Schornsteinelementen, fahren die gleichen Anwenderprogramme sowohl auf einem Magnetplattensystem (CTM 70/90) als auch auf einer Floppy-Disk-Anlage (CTM 70/700).Möglich ist dies aufgrund der speziellen Systemarchitektur der CTM 70-Computerserie, bei der alle Glieder der Modellreihe und dazu noch jeder Bildschirmarbeitsplatz in der Minimalkonfiguration 64 KB CPU-Kapazität haben, genug, um für Magnetplattensysteme konzipierte Programme 1/1 auch auf Floppy-Disk-Computern laufen zu lassen. Der in der Eifel beheimatete EDV-Anwender sparte so Softwarekosten. Zudem sind Programmpflege und Änderungsdienst weniger aufwendig.

Auch unter wirtschaftlichen Aspekten geht die Rechnung auf. CTM-Diskettensysteme kostet trotz ihrer für die Leistungsklasse großen Intelligenz zumindest nicht mehr als vergleichbare Konkurenzprodukte. Die Konzeption des gemischten Einsatzes von Computern mit unterschiedlichem organisatorischen Spielraum, aber mit derselben Anwendersoftware, für autonome und teilautonome DV-Aufgaben, ist auf viele Unternehmen übertragbar, die mehrere Firmen (Filialen) mit gleicher Organisationsstruktur aber unterschiedlicher Größe haben.

Stammsitz der Plewa-Werke GmbH ist der 3300 Einwohner zählende Ort Speicher, nördlich von Trier. 1868 begann der Firmengründer dort mit der industriellen Produktion von Tonwaren. 1942 wurde das von Peter Plein-Wagner entwickelte dreischalige Plewa-Schornsteinsystem patentiert. Schon in den 20er Jahren verlagerte sich der Produktionsschwerpunkt mehr und mehr auf den Schornsteinbau. Heute reicht das Programm vom Kamin für ein Einfamilienhaus bis zum 80 Meter hohen Industrieschornstein. Werke befinden sich in Speicher, Klardorf bei Regensburg und Nimburg bei Freiburg (Breisgau). Die Hansa-Feuerfest GmbH, eine Tochtergesellschaft, fertigt in Lübeck hochwertige Schamottsteine für Schmelzöfen etc. In zahlreichen deutschen Städten werden Ingenieurbüros und Auslieferungsläger unterhalten. Außerdem ist man in den Benelux-Ländern, in Österreich, der Schweiz und Norwegen direkt vertreten. Zur Zeit beschäftigt das Unternehmen rund 350 Mitarbeiter. Sitz der Verwaltung ist Speicher.

Flexible Organisation erforderlich

Das Unternehmen ist stark von der Baukonjunktur abhängig. Langfristige Absatzplanungen sind praktisch unmöglich. Dafür muß das Unternehmen kurzfristig auf Marktveränderungen nach oben und unten reagieren können. Das setzt auf der einen Seite eine flexible Organisation voraus, erlaubt auf der anderen aber aus Kostengründen keinen aufgeblähten Verwaltungsapparat. Mit dem neuen EDV-Konzept hat man endlich ein flexibles und zugleich wirtschaftliches Instrumentarium zur Lösung der DV-Probleme gefunden.

Bis Ende vergangenen Jahres wurde mit einem Magnetkontencomputer (Finanz- und Lohnbuchhaltung, Fakturierung) gearbeitet. Die diversen Läger wurden manuell verwaltet. Wegen technischer Veralterung der Hardware, begrenztem organisatorischem Spielraum und zeitaufwendigem Handling sowie ungenügender Datentransparenz mottete das Unternehmen dann den MKC ein. Bereits Anfang 78 war die grundsätzliche Entscheidung für eine autonome Lösung getroffen worden. Die externe Verarbeitung schied aus, da dort zu tragbaren Kosten der betriebsnotwendige zeitnahe Zugriff auf die wichtigsten Stamm- und Bewegungsdaten nicht gewährleistet gewesen wäre.

Außenstellen mit autonomen Anlagen

Für das Stammwerk in Speicher benötigte Plewa den organisatorischen Spielraum und Komfort eines Magnetplattensystems, denn hier sollten nicht nur die örtlich anfallenden Daten, sondern auch jene der Filialen ohne eigene EDV verarbeitet und die Werte der Subsysteme verdichtet werden. Die Konzeption sieht vor, nach und nach verschiedene Außenstellen mit weitgehend autonom arbeitenden kleineren Anlagen auszurüsten, wobei der Datenaustausch mit dem Zentralrechner offline stattfinden soll.

Auf der Hannover-Messe 78 und danach sah sich der Leiter des Rechnungswesens, Reinhold Terres, sieben verschiedene Systeme an, wobei er die Leistungsdaten der Hardware und das Preis-/Leistungsverhältnis miteinander verglich. Standardsoftware war nur für die Finanzbuchhaltung und die Lohn- und Gehaltsabrechnung zu testen. Für die Auftragsbearbeitung und die Lagerbewirtschaftung wollte Plewa eigene Programme haben. Eine brauchbare branchenabhängige Lösung war nicht aufzutreiben. Und branchenunabhängige Programme zu modifizieren wäre teurer geworden als individuelle Software zumal dann größere Umstellungen der innerbetrieblichen Organisation unumgänglich gewesen wären.

Plewa entschied sich schließlich für die Computerfamilie CTM 70. Den Ausschlag gaben die Hard- und Softwarekompatibilität der gesamten Serie und die für die eigenen DV-Wünsche optimal geeignete Systemarchitektur sowie wirtschaftliche Gründe. Obwohl die Konstartzer Disketten-Anlagen (CTM 70/700) auch die Verarbeitung von für Magnetplattensysteme geschriebenen Programmen zulassen, war CTM der billigste Anbieter. Plewa installierte in der Zentrale eine 70/900 mit zwei Bildschirmarbeitsplätzen, einem Magnetplattenlaufwerk (Fest-/Wechselplatte), einem Diskettenlaufwerk (für die Verarbeitung der Daten der 70/700er Systeme) und einem Matrixdrucker. Für das Werk Nimburg bei Freiburg wurde eine 70/700 angeschafft, mit einem Bildschirm, zwei Floppylaufwerken und einem Matrixdrucker. Höchste Priorität für das nächste Floppy-System hat die Tochtergesellschaft Hansa-Feuerfest GmbH in Lübeck.

Bei allen Computern der Modellreihe CTM 70 ist die Verarbeitungsintelligenz weitgehend in den Bildschirmarbeitsplatz mit 64 KB Speicherkapazität verlagert, was ein echtes Multiprocessing ermöglicht: Die Zentraleinheit wird nur für die Dateiverwaltung und die Steuerung sowie den Ablauf von Stapelprogrammen benötigt. Durch diese Systemarchitektur ist bei dem Mehrplatzsystem 70/900 beim Anschluß weiterer Bildschirmarbeitsplätze keine Erweiterung der zentralen CPU-Kapazität erforderlich. Alle Modelle arbeiten mit dem gleichen Betriebssystem. Unabhängig vom externen Speichermedium ist die volle Programmkompatibilität für Systeme mit unterschiedlich großem organisatorischem Spielraum gegeben. Die Bildschirmarbeitsplätze der CTM 70-Computer sind mit modularer Tastatur ausgestattet. Jedes Terminal kann zugleich Operatorfunktionen übernehmen. Das in der Neigung verstellbare Display hat eine Kapazität von 1920 Zeichen. Über den Bildschirmarbeitsplatz können Daten im Dialog, verarbeitet werden. Bei der kontrollierten Erfassung werden Fehler bereits während der Dateneingabe auf dem Bildschirm angezeigt. Logische und formale Plausibilitätskontrollen werden automatisch vorgenommen. Die Bedienerführung erfolgt ebenfalls über das Display, was das Handling des Systems auch Laien ermöglicht. Der Bildschirm kann über den Programmlauf hinaus Dateninhalte anzeigen. Bildschirminhalte können ausgedruckt werden. Sämtliche auf Magnetplatten gespeicherten Stamm- und Verarbeitungsdaten lassen sich über den Bildschirm abrufen (Auskunftsystem). Sie stehen im Direktzugriff.

Umstellung gründlich vorbereitet

Beide CTM-Computer wurden im November 1978 installiert. Zu Beginn dieses Jahres liefen dann gleich alle Anwendungen. Die Umstellungsphase verlief reibungslos, da man sich dafür genügend Zeit genommen hatte. Mit den Programmierarbeiten für die Individualsoftware (Auftragsbearbeitung und Lagerwirtschaft) wurde von CTM bereits im Juni 78 begonnen. Die Programme standen schon weitgehend, als die Computer kamen. Zwei Monate brauchte man dann

noch für die Erfassung der Stammdaten (gleich auf den eigenen Systemen). Für die Finanzbuchhaltung und die Lohn- und Gehaltsabrechnung wurden Standardpakete des Hardwarelieferanten eingesetzt.

Bei der Dimensionierung der Konfigurationen und der Programme war von folgendem Mengengerüst ausgegangen worden: 20 000 Buchungen monatlich, getrennte Dateien für insgesamt sieben verschiedene Firmen in der Finanzbuchhaltung, zirka 2000 Debitoren, rund 5000 verschiedene Artikel. Die Artikeldatei wurde so ausgelegt, daß theoretisch bis zu 99 verschiedene Läger verwaltet werden können. Die Lagerbestandsführung erfolgt zentral in Speicher. Nur die Filiale in Nimburg führt ihre Läger selbst auf der 70/700. Sie fakturiert auch selbst. Wenn auch die einzelnen Firmen getrennt abgerechnet werden, so können die Daten Jederzeit für statistische Zwecke etc. konsolidiert werden. Auch Nimburg liefert offline auf Disketten bestimmte Daten für die Gesamtbestandsführung und sonstige Auswertungen.

Der Komplex "Auftragsbearbeitung und Lagerwirtschaft" wurde in Assembler programmiert. Er umfaßt die Dateiverwaltung (für Konstanten, Texte, Artikelstamm, Artikelbewegung, Kundenumsatz, Kundenkartei und Vertreter), die Fakturierung (Erstellung von Rechnungen, Gutschriften, Angeboten; Druck des Rechnungs-Ausgangs-Buches; automatische Debitorensollstellung für die Finanzbuchhaltung, Fortschreibung der Floppy-Bewegungs-Daten in die Zentral-Dateien; Erfassung der Frachtkosten, Listen und Statistiken (Konstanten-Katalog, Text-Katalog, Artikel-Liste, Preis-Liste, Kunden-Umsatzstatistik, Kundenkartei für Marketing, Vertreter-Umsatz-Statistik), die Lagerwirtschaft (Erfassung der Lagerzugänge anhand der Lieferanten-Rechnungen oder Lieferscheine; Druck der Artikel-Bewegung des Tages; Artikel-Umsatz-Statistik; Lagerentwicklung des Monats; Bestands-Liste; Mindestbestands-Liste) und sonstige Programme (Monats- und Jahreslöschung der Statistik-Summen aller Dateien; Reorganisation aller Dateien). Einige Details: Die Schlüssel- und Nummernkreise sind ganz auf die individuellen Bedürfnisse des Hauses zugeschnitten worden. Neben Werbetexten am Schluß einer jeden Rechnung können vor oder nach jeder Artikel-Zeile beliebig viele Texte eingegeben werden (Artikel-Erläuterungen, Lieferhinweise etc.). Bei der Fakturierung kann der aus Menge * Verkaufspreis / Einkaufswert (Menge X durchschnittlicher Einkaufspreis) ./. evtl. Artikelrabatt gebildete Bruttonutzen ausgeworfen werden. Aufgrund des automatisch ermittelten Bruttonutzens kann auch eine bruttonutzenabhängige Provisionsabrechnung für Vertreter erfolgen. Bei einigen Listprogrammen besteht die Möglichkeit, den Druck zu unterbinden und die Ergebnisse nur auf dem Bildschirm anzuzeigen. Die Programme sind für die CTM 70/900 geschaffen worden, laufen aber unverändert auch auf der CTM 70/700 in Nimburg.

Mit dem Programmpaket haben sowohl die Zentrale als vorerst auch eine Filiale ein Führungsinstrument in der Hand, welches Fehlerquellen weitgehend ausschaltet, mit der Fakturierung gleichzeitig Führungsdaten bildet, die Rechnungschreibung weitgehend automatisiert, das Lager in Umsatz, Bestand und Bruttonutzen transparent werden läßt, Entwicklungen am Absatzmarkt erkennbar macht und Ladenhüter auffallen läßt. Durch die völlige Programmkompatibilität kann auf der einen Anlage auch mal eine Anwendung für die andere gefahren werden, wenn deren Kapazität nicht ausreicht. Neben mehr Datentransparenz und rationelleren Arbeitsabläufen brachte das neue EDV-Konzept Plewa auch indirekte Personaleinsparungen, denn mit gleicher Mitarbeiterzahl können größere Datenvolumen bewältigt werden.

UIf Bauernfeind ist freier EDV-Fachjournalist