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Playstations sollen die digitale Kluft schmälern

05.07.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Modifizierte Spielekonsolen auf Linux-Basis und mit einem Internet-Anschluss ausgestattet, könnten schon bald die Bevölkerung in sogenannten Entwicklungsländern über wichtige Gesundheitsthemen informieren. Das ist zumindest das Ziel eines Projekts des World Economic Forums (WEF), das die digitale Kluft zwischen Industrienationen und "Drittweltländern" zu schmälern.

Das Vorhaben wird von führenden westlichen und asiatischen Technologiefirmen gefördert, die im WEF vertreten sind. Mitglieder des Komitees sind etwa John Chambers, CEO von Cisco, der ehemalige 3Com-Chef Eric Benhamou und Carly Fiorina von Hewlett-Packard.

Mit den Konsolen hoffen die Projektleiter, Schulen, Krankenhäuser und Gesundheitszentren via Web erreichen und etwa Informationen über AIDS senden zu können. In Frage kommen dabei alle Gebiete, die über eine mehr oder weniger funktionierende Stromversorgung verfügen.

Nach Ansicht von John Gage, einem der Gründer des WEF-Komitees gegen den "Digital Divide", wäre Sonys Playstation das ideale Gerät dafür: Die mit DVD-Laufwerk nur 300 Dollar teure Spielekonsole unterstützt Linux sowie Java und erlaubt außerdem über die Firewire-Schnittstelle den Anschluss einer Festplatte. Diese soll vor allem Audio- und Videoinhalte aufnehmen, um auch Analphabeten mit Informationen zu versorgen. Als Alternative zur Playstation kämen optional aber auch Nintendo oder Microsofts neue "Xbox" in Frage.

Für die Verbindung der Spielekonsole mit dem Internet ziehen Gage und Co verschiedene Möglichkeiten in Betracht. So besteht etwa die Überlegung, die Satelliten des angeschlagenen TK-Betreibers Globalstar zu nutzen.

Die WEF-Gruppe hat den Plan bereits mit dem Vorsitzenden von Sony und dem Präsidenten der Weltbank diskutiert und beschlossen, dass mindestens 100 000 modifizierte Konsolen in Schulen und Wohnungen in armen Ländern wie Uganda oder Mali installiert werden sollen.

Zur Umsetzung ist allerdings eine breite finanzielle Unterstützung von der IT-Industrie und den Regierungen der "ersten" Welt erforderlich. So will Sun sich um die Bereitstellung des Netzes für das Projekt kümmern.

Als Alternative zu den Playstations zieht Gage übrigens verschiedene andere Geräte für die Informationsanbindung in Betracht, einen PC schließt er aber aus. Seiner Ansicht nach gehen herkömmliche Computer ständig kaputt, während die primär für Jugendliche ausgelegten Spielekonsolen sehr robust und leistungsfähig seien.

Der Playstation-Plan wird unter anderem beim kommenden G8-Treffen in Genua besprochen.