CIO des Jahres 2011 - Großunternehmen

Platz 4 - Patrick Naef, Emirates Group

24.11.2011
Von Kolja Kröger

Standards, Strategie und IT Governance

"Wir hatten ein völliges Sammelsurium von Systemen, als ich 2006 hier anfing. Es gab keine Standards, keine Strategie, keine IT Governance." Die Situation heute: 16 Großprojekte integriert die missionskritische Open Travel Platform, darunter die Online-Buchungsplattform emirates.com , das Front-Office System des konzerninternen Reiseanbieters dnata und diverse E-Commerce-Applikationen. Die neue Architektur ist agiler, viel weniger komplex und deutlich effizienter, weil die Bausteine wieder verwendbar sind. Die Emirates Group spart dadurch jährlich Millionen, wofür sie von Red Hat den JBoss Innovation Award erhielt.

Patrick Naef, CIO bei Emirates
Patrick Naef, CIO bei Emirates
Foto: Emirates Group

Eindruck bei unserer Jury schindete Naef vor allem mit seinem Finanzprojekt N-ASA, das dem Business schon in diesem Geschäftsjahr voraussichtlich mit 1,7 Millionen Euro mehr einspart als zuerst gedacht. "Das Projekt war auch deswegen so erfolgreich, weil unser Finanzchef es zu seinem Steckenpferd gemacht hat", sagt Naef. Während der CIO die Komplexität seiner IT reduzieren wollte, war CFO Michael Dörsam , Senior Vice President Finance, auf standardisierte Geschäftsprozesse aus. Vorher kochten weltweit 75 Niederlassungen mit ihren eigenen, teils 15 Jahre alten Systemen - die nicht einmal die Verarbeitung mehrerer Währungen erlaubten.

Die Zentrale in Dubai hingegen arbeitete mit Oracle Financials und konnte nicht ohne Weiteres auf die Daten der Außenposten zugreifen. Seit Februar 2011 läuft nun N-ASA einheitlich im gesamten Emirates-Netzwerk. Ein einzelnes Analyse-Tool kann auf alle Daten weltweit zugreifen und das Dokumenten-Management-System dampft die verfrachteten Papierberge ein.

Ein internationales Team

Aus rund 30 Nationen kommen die Leute aus Naefs Mannschaft. Kulturelle Unterschiede zu überbrücken ist der CIO seit seiner Kindheit gewöhnt. "Ich fühle mich als Weltenbürger", sagt Naef, der in Griechenland geboren ist und in der Schweiz und Dakar aufwuchs. Er weiß: "Man braucht viel Tolerenz, ein Verständnis für andere Wertesysteme. Man sollte nicht sofort Schlüsse ziehen, sondern zuerst über den kulturellen Hintergrund nachdenken."

Vor allem aus Indien kommen die Kollegen - darunter einige begeisterte Entwickler, die sogar in ihrer Freizeit nachts Apps für den hauseigenen App Store schreiben. Naef besorgte ihnen Rechner und die nötigen Entwicklungswerkzeuge. "Es ist ein Riesen-Erfolg", schwärmt er. "Die Leute haben einen Riesen-Spaß und es wird rege angenommen." Rund 70 Mitglieder hat die freiwillige Community bereits. Ihr jüngster Erfolg Mitte Oktober: In nur zwei Tagen luden sich 750 Emirates-Kollegen eine App für iPhone und Blackberry, mit der Mitarbeiter Standby-Tickets für private Flüge buchen können. Flüge, mit denen sie ihre ganz persönlichen Grenzen erweitern.