Carsten Bernhard gibt Gas. Und so hört es sich an, wenn der CIO vom Online-Marktplatz AutoScout24 aufs Pedal tritt: scrumm, scrumm, scrummmmmm. Anfang 2010 hat Bernhard seine Entwicklungs-Mannschaft auf die agile Methode "Scrum" eingeschworen und die Release-Prozesse damit enorm beschleunigt. In nur drei Monaten zum Beispiel, von der Idee bis zum Going Live, wuchtete sein Team einen Motorrad-Marktplatz auf das Portal.
"In der traditionellen Welt gilt die IT oft als der Verhinderer", meint Bernhard. Der Fachbereich hat eine Idee, aber die Leute aus der Computer-Küche können sie nicht umsetzen. Es dauert einfach zu lange. Diese Engstellen, an denen der Innovationsfluss sich staut, soll Scrum auflösen.
"Das ist wie bei Darwin und der Evolution: Wer sich in diesem Markt am wenigsten schnell verändert, ist schnell weg vom Fenster", sagt der 38-Jährige Bernhard. "Durch die erhöhte Agilität - also Schnelligkeit am Markt - können Chancen am Markt kurzfristig angegangen werden." Mittlerweile schaffen es einzelne Codes in fünf Tagen online, und Ende des Jahres soll nur noch ein einziger Tag für Releases nötig sein.
Kleine, verdaubare Häppchen
"Wir zerhacken große Projekte in kleine, verdaubare Häppchen", erklärt es Bernhard Ein neuer Motorrad-Marktplatz oder Online-Werbung, die die Kunden auch online buchen können. In zwei Wochen sprinten die Teams von einem Ziel zum nächsten, zergliedern ihre Aufgabe dafür in Einzeltasks. Entscheidungen hat das Management in die Teams delegiert, und die die 60 Köpfe starke IT-Mannschaft leistet jetzt 60 Prozent mehr als vor der Scrum-Einführung.
Das hat die Juroren beeindruckt, auch weil das Scrum-Projekt die Welten von IT und Geschäftswelt bei AutoScout24 eng miteinander verzahnt hat. "Es gibt kein Erfolg im Business ohne die IT, aber auch nicht umgekehrt", sagt Bernhard. In den Scrum-Teams sitzen Kollegen aus den Fachabteilungen mit den Entwicklern am Tisch. Sie treffen sich täglich an der großen Projekt-Tafel, konferieren kurz über den Stand der Dinge, und verkleben lauter Post its. Drei Spalten gibt es auf der Tafel: To Do, Progress, Done. Mehr Dokumentation gibt es nicht. Ansonsten arbeiten sie mit Microsoft Visual Studio.
Die Denke des IT-Entscheiders Bernhard läuft schon lange auf Hybrid-Antrieb aus BWL und Technik. In den USA machte er einen Bachelor in Computer Science, auf der European Business School den Diplom-Betriebswirt. Seine erste eigene Software schrieb und verkaufte er allerdings schon mit 16 Jahren. 500 Mark bekam er für den Finanzrechner. Heute verantwortet er aus München heraus mit rund 60 Mitarbeiter alle technischen Belange der AutoScout24-Marktplätze in ganz Europa - eine Aufgabe, in der Technik und Betriebswirtschaft eng miteinander verbunden sind.
- CIO des Jahres 2011 - Preisträger Mittelstand
Mit großer Freude präsentieren wir Ihnen die CIOs des Jahres 2011 in der Kategorie Mittelstand. - Carsten Bernhard, AutoScout24 (1. Platz)
- Dr. Lars Ludwig, Donner & Reuschel (2. Platz)
- Dr. Michael Rödel, Bionorica (3. Platz)
- Andreas Igler (4. Platz)
- Walter Friedl (5. Platz)
- Knut Deimer (6. Platz)
- Niels Diekmann (8. Platz)
- Björn Brandes (9. Platz)
- Andreas Jahn (10. Platz)
- Thomas Fischer, Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft
- Thomas Haida, Verivox
- René Heinz, Steinel
- Markus Ilka, Motor Presse
- Matthias Kammer, Dataport
- Bjoern Lügger, Camfil
- Dr. Wilfried Lyhs, Lurgi
- Cyrille Négaret, Europcar
- Ralf Nyenhuis, Markenfilm
- Thorsten Pawelczyk, Siematic
- Jürgen Renfer, GUVV
- Peter Ringbeck, DG HYP
- Knut Rollig, F24
- Sören Schaaf, TAS
- Gerald Scheurmann-Kettner, Event Hotelgruppe
- Jens Schulte, Rational
- Uwe Suhl, Interboden
- Ingo Thomas, Roeser
- Reinhold Wittenberg, Aug. Prien
- Wer ist Ihr CIO des Jahres?
Die Redaktionen von COMPUTERWOCHE und CIO-Magazin haben zusammen mit einer Fachjury die wichtigsten CIOs des Jahres 2011 gewählt. Nun sind Sie an der Reihe: Wählen Sie bis zum 9. Dezember Ihren Favoriten!