Digitalisierung in der Versicherungsbranche

Planspiele für die digitale Schadensbegrenzung

28.09.2016
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

"Axa goes Digital"

Als Beispiel für einen Versicherer, der sicherlich der Gruppe der Anticipators zuzurechnen ist, gab Dr. Andrea van Aubel, CIO und CDO beim Axa-Konzern, auf der Veranstaltung ein paar Beispiele, wie ihr Unternehmen das Thema Digitale Transformation adressiert und das in zweierlei Hinsicht. Zum einen bemühe sich die Axa mit Lösungen wie einem verbesserten Output-Management, dem Kundenportal MyAXA sowie der Einführung einer Digitalen Beratermappe (Kundenberatung digital via App und Portal) und der (von MSG stammenden) Lösung Life Factory (Verwaltungsplattform Leben) intern um die Digitalisierung der Geschäftsprozesse.

Zum anderen hat die Axa mit WayGuard, der App Tinitracks, AXA Smarthome, smartPARKING, Catema Sehschulung und der App AXA Babbels neue Services für ihre Kunden entwickelt. Diese kämen allesamt dem Kunden zu Gute, wie van Aubel ausführt, gingen jedoch weit über das klassische Versicherungsgeschäft hinaus.

Die Wayguard-App von Axa hat nur wenig mit dem klassischen Versicherungsgeschäft zu tun.
Die Wayguard-App von Axa hat nur wenig mit dem klassischen Versicherungsgeschäft zu tun.
Foto: Axa

Dabei ist der mögliche Nutzwert der Tinitus App oder auch der Catema Sehschulung für die Axa relativ klar ersichtlich: Die internetbasierte Therapie etwa kann nach Angaben des Entwicklers Caterna Vision bei schielenden Kindern das schwache Auge intensiv stimulieren und so die Sehleistung verbessern.

Bei anderen Lösungen muss man dagegen schon um etwas die Ecke denken, um die Intention der Axa zu verstehen: So können sich Frauen mit der App WayGuard durch eine professionelle Leitstelle und private Freunde virtuell nach Hause begleiten lassen, smartPARKING soll Kunden beim alltäglichen Parkproblem in Innenstädten helfen. Axa Babbels wiederum stellt jungen Eltern in einer App gebündelt die wichtigsten Informationen rund um das Thema Baby zur Verfügung.

Bereit für Schadensabwicklung 2.0?

Ein Beispiel dafür, wie sich die Kfz-Versicherer für die neuen Anforderungen durch die Digitalisierung rüsten können, gab Markus Rehle, Mitglied des Vorstandes der HDI Versicherung AG. In einem unterhaltsamen Video zeigte er auf, wie ein Kunde in nicht allzu ferner Zukunft von seiner Kfz-Versicherung im Schadensfall unterstützt werden könnte: Nachdem ein im Auto untergebrachtes Dongle den Auffahrunfall selbstständig erkannt hat, meldet sich der Versicherer automatisch bei seinem Kunden und erkundigt sich nach seinem Zustand. Nach kurzer Zeit kommt dann eine Kameradrohne vorbei und filmt das Ausmaß des Schadens.

Besonders nett ist dabei der Kontrast zum Ist-Zustand, dargestellt am Beispiel des Unfallgegners. Während dieser versucht, seinen Versicherer telefonisch zu erreichen, wird der Fahrer bereits von einem Uber-Taxi abgeholt und das Fahrzeug vom Abschleppwagen aufgeladen.

Wie HDI-Mann Rehle ausführt, sind die Versicherer bei Tarifrecherche und -abschluss - anders als bei der Schadensabwicklung - bereits in der digitalen Realität angekommen. So erwarteten die Kunden bei der Berechnung umfangreiche Online-Funktionalitäten, die meisten sogar fortgeschrittene wie Smartphone- oder iPad-Zugriff.

Insgesamt erfolgten laut Rehle bei Talanx bereits 35 Prozent der Tarifberechnungen auf Smart-Devices. Und während 50 Prozent strikt offline vorgehen, wickelt bereits ein Viertel alles online ab. Dazwischen gebe es als maßgeblichen Trend die RoPo-Kunden ("Research online - Purchase offline"), auf die dem Manager zufolge besonders geachtet werden sollte: Wer in diesem Segment nicht tätig sei, also diese Online-Strecken nicht anbietet, werde diese Kunden nicht weiter entwickeln können.