Nach Erwerb der deutschen Bunker-Ramo-Tochter:

PKI hofft auf Durchbruch im Bankengeschäft

18.04.1986

NÜRNBERG (bk) - Nach erfolglosen Zeiten im deutschen Bankengeschäft will die Philips Kommunikations Industrie (PKI) AG, Nürnberg, in diesem Markt endlich ein Wörtchen mitreden. Mit diesem Ziel kaufte das Unternehmen jetzt die Münchner Tochter der Bunker Ramo Corp. Dazu PKI-Pressesprecher Dietger Kruschel: "Weltweit sind wir in diesem Markt eigentlich ganz gut vertreten, hierzulande sind wir jedoch praktisch eine Null." Gründe hierfür sieht Kruschel vor allem in einem - zu geringen Engagement des Unternehmens, aber auch in den starken Wettbewerbern Nixdorf, IBM und Siemens.

Das soll sich nun ändern. Da der Bankensektor zunehmend von der Informationstechnik durchdrungen wird und ihn die "Großen" der DV-Industrie als immer lohnenderes Geschäft ansehen, wollen sich nun auch die Nürnberger ein Stück vom Kuchen abschneiden. Hilfestellung soll dabei die im deutschen Bankbereich bereits etablierte Vertriebsgesellschaft Bunker Ramo Electric Data Systems GmbH leisten, Tochter der amerikanischen Bunker Ramo Corp.

Das Münchner Unternehmen wurde jetzt gemeinsam mit der Schweizer Schwestergesellschaft abgestoßen, nachdem bei dem US-Unternehmen einige Umstrukturierungen in Sachen Besitzverhältnisse stattgefunden hatten. So verkaufte die Allied Corp., Inhaber der Bunker Ramo, das Unternehmen unlängst an den amerikanischen Konzern ADP, der seinerseits aus mangelndem Interesse am europäischen Markt die beiden Vertriebsgesellschaften in der Bundesrepublik Deutschland und der Schweiz loswerden wollte. Die Nürnberger PKI nutzte die Gunst der Stunde und erwarb am 26. März sowohl die Münchener als auch die Schweizer Bunker-Ramo-Vertretung, die in die Philips GmbH in Zürich eingegliedert wird.

Dieser Schachzug soll PKI nun den Durchbruch bescheren. Kruschel hoffnungsfroh: "Mit Bunker Ramo können wir unsere Aktivitäten im Bankenbereich verdoppeln, wenn nicht gar verdreifachen." Immerhin konnte die Vertriebsgesellschaft nach Auskunft von Bunker-Ramo-Geschäftsführer Joachim Beck für ihre beiden Hauptproduktlinien, Bankenterminals und IBM-kompatible Systeme (Bildschirme, Steuereinheiten und Drucker), so namhafte Banken wie die KKG-Bank, die Landesgirokasse Stuttgart,- das Raiffeisen-Rechenzentrum Kassel und auch die Commerzbank als Kunden gewinnen. Derzeit sind laut Beck etwa 5500 Systeme des Unternehmens im Wert von nahezu 200 Millionen Mark in Deutschland installiert. Und in einer "Bankenterminal"-Rangliste sei das Unternehmen nach Nixdorf, IBM und Siemens auch schon an vierter Stelle geführt worden. "Philips dagegen", so der Münchner Geschäftsführer, "ist in einer solchen Rangliste nirgends zu finden".

Für Bunker Ramo soll sich nach der Einverleibung durch Philips nichts ändern. So habe PKI den Münchnern zugesagt, daß sowohl die Geschäftsführung wie auch die 13 Bunker-Ramo-Service- und -Verkaufsstellen mit den zirka 120 Mitarbeitern in alter Form bestehen bleibe. Die Produktpalette, so Beck, werde ebenfalls weiter unter eigenem Namen vertrieben. Der Münchner Geschäftsführer lakonisch: "Der Name Bunker Ramo wird also keinesfalls vom deutschen Markt verschwinden. Wir haben eben nur eine neue Mutter."

Bei der Nürnberger PKI ist seit der Übernahme eine "Sichtungsphase" eingetreten. Noch gibt sich Pressesprecher Kruschel bedeckt, wie der Durchbruch im Bankengeschäft geschafft werden soll, welchen Marktanteil man anstrebt und wie man sich gegen die großen Konkurrenten behaupten will. Der Schwerpunkt der zukünftigen Aktivitäten, so Kruschel, ziele durch den Bunker-Ramo-Erwerb eindeutig auf den Bereich Bankenterminals und IBM-kompatible Systeme. Was über diesen Sektor hinaus angestrebt werde, zum Beispiel in Sachen Software, sei momentan noch "in Planung". Über einen erreichbaren Marktanteil existierten derzeit noch keine Vorstellungen.