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Pixelpark-Betriebsrat: "Wir verlangen eine Mindesthöflichkeit"

22.05.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Am heutigen Dienstagmorgen hat der Berliner Betriebsrat des angeschlagenen Internet-Dienstleisters Pixelpark beim Arbeitsgericht in Berlin eine einstweilige Verfügung gegen den Konzernvorstand auf Unterlassung eingereicht. Der Betriebsratsprecher Markus Kempken erklärte gegenüber der COMPUTERWOCHE: "Wir sind nicht in die Restrukturierungsgespräche und Verhandlungen über die Entlassungen mit einbezogen worden. Das ist rechtswidrig." Nach dem Arbeitsrecht muss jede geplante Kündigung auch dem Betriebsrat vorgelegt werden. Vor wenigen Tagen hatte Pixelpark, das sich mehrheitlich im Besitz des Gütersloher Medienkonzerns Bertelsmann befindet, 200 Stellenkürzungen (20 Prozent der Belegschaft) angekündigt (Computerwoche online berichtete). Bislang hat sich der Vorstand laut Kempken in Schweigen gehüllt. Lediglich ein Gespräch habe in der vergangenen Woche statt gefunden, bei dem die Mitarbeitervertreter jedoch nur mit groben Zahlen versorgt wurden. "Wir verlangen eine Mindesthöflichkeit", fuhr Kempken fort. "Bislang sind wir auf externe Informationen angewiesen, da wir intern kaum etwas erfahren."

Der Betriebsrat bestätigte, dass in der Berliner Hauptniederlassung 61 Angestellte gefeuert werden sollen. Auch die Schließung der Stuttgarter Zweigstelle sei inzwischen kein Geheimnis mehr. Zu den Gerüchten, dass zudem die Standorte Frankfurt und Dortmund eingestellt werden sollen, nahm Kempken keine Stellung: "Wir sind lediglich die Mitarbeitervertretung für Berlin. Über die anderen Niederlassungen sind wir nicht informiert." Ende des Monats soll jedoch auch in Köln ein Betriebsrat gewählt werden. Dann werde man sich für die Gründung eines Gesamtbetriebsrats stark machen.

Pixelpark selbst hat zu den Vorwürfen seines Betriebsrats bislang nicht Stellung genommen. Eine Firmensprecherin erklärte jedoch, eine offizielle Erklärung des Vorstands werde in Kürze folgen.

Mehrheitseigner Bertelsmann drängt die Multimedia-Agentur verstärkt darauf, noch in diesem Jahr schwarze Zahlen zu schreiben. Davon ist Pixelpark im Moment weit entfernt. Unternehmenschef Paulus Neef gab auf der heutigen Bilanzpressekonferenz einen Verlust von 25,3 Millionen Euro (inklusive Abschreibungen) für das erste Fiskalquartal bekannt. Der Umsatz belief sich in diesem Zeitraum auf 26,1 Millionen Euro.