CW: Warum ist Softwarepiraterie so gefährlich?
HERRNLEBEN: Die finanziellen Verluste der Wirtschaft durch Piraterie sind massiv. Konkret reden wir hier allein bei den deutschen Herstellern von fünf Milliarden Euro pro Jahr. Darüber hinaus entsteht durch die Piraterie ein Schwarzmarkt: Die Software wird nicht mehr in einem Presswerk gepresst, nicht mehr verpackt, von keinem Lastwagenfahrer mehr von A nach B gebracht und nicht mehr von einem Händler verkauft. An jedem verlorenen Euro hängen somit weitere drei bis vier Euro an Verlust. Das hat natürlich Konsequenzen für den Arbeitsmarkt, für die Umsatzsteuer, für die Steuern insgesamt. Wir gehen davon aus, dass wir die Zahl der Arbeitsplätze und das Steuervolumen in Deutschland massiv steigern können, schon wenn die Piraterierate um zehn Prozentpunkte sinkt.
CW: Gehen Sie jedem Fall von Piraterie nach, der Ihnen bekannt wird?
HERRNLEBEN: Prinzipiell ja. Auch im Bereich der verhältnismäßig kleinen Privatanwender-Piraterie leisten wir der Polizei und den Strafverfolgungsbehörden Unterstützung, wenn sie uns darum bitten. Natürlich haben wir aber auch ein Interesse daran, den Markt von zwei Seiten anzugehen. Das betrifft zum einen den illegalen Vertrieb von Software und zum anderen den massiven kommerziellen Nutzen durch illegale Software in Unternehmen, die sich unter Missachtung des Wettbewerbsrechts und des guten Business-Ethos bereichern.
CW: Hat es Sinn, jugendliche Raubkopierer vor Gericht zu zerren?
HERRNLEBEN: Es bringt nichts, einem Jugendlichen eine Schadenersatzzahlung von abstrusen Summen in Rechnung zu stellen - wie das in manchen anderen Ländern geschieht. Das ist nach deutschem Recht auch gar nicht möglich. Stattdessen setzen wir dort auf erzieherische Maßnahmen und eine eindeutige Gesetzgebung seitens der Regierung.