Gastkommentar

Pioniere müssen kräftig bluten

11.02.2000
Andreas Müller, Geschäftsführer Business Objects GmbH, Köln

"Vorsicht: E-Business!", mahnten die Analysten der Gartner Group vor wenigen Wochen auf der IT-Xpo in Cannes. Völlig zu Recht heben sie den Zeigefinger. Unternehmen sind tatsächlich nicht gut beraten, wenn sie mit ihren Produkten und Services ohne gute Vorbereitung auf diesen Zug aufspringen. Hochmut kommt vor dem Fall - auch oder vor allem im elektronischen Geschäft.

Doch nun mit Nichtstun auf die mahnenden Auguren zu reagieren wäre auch keine überzeugende Lösung. Dass viele Dotcom-Companies, die ohne hinreichendes Konzept am Boom partizipieren wollen, Schiffbruch erleiden, ist - wie auch in anderen Märkten mit großem Zukunftspotenzial - nicht weiter verwunderlich. Pioniere, wie einst die Eroberer des Wilden Westens, leben gefährlich. Manche bluten für den Erfolg derer, die nach ihnen kommen.

Sich Internet-Geschäftschancen zu schaffen ist kein Zuckerschlecken. Nicht jeder kann und will an den Erfolg neuer Technologien glauben und entsprechende Innovationen durchsetzen. IT-Verantwortliche müssen plötzlich der Unternehmensleitung in deren Sprache erklären, warum sich Investitionen in Intra- und Extranet lohnen. Verständlich, dass manch einer lieber den Kopf einzieht.

Doch gibt es inzwischen genug Beispiele, wie man im E-Business dennoch zum Ziel kommt. Neue Logistikkonzepte und virtuelle Handelsplätze demonstrieren: Kunden werden schneller bedient; Lieferanten erhöhen ihre Absatzchancen; Einkäufer können sich endlich strategischen Aufgaben widmen. Nicht Kostensenkung, sondern Wertschöpfung heißt das Konzept. Hype allein ist kein guter Ratgeber, Illusionen oder mangelndes Selbstbewusstsein taugen ebenso wenig zur Innovationsgrundlage.

Vorsicht, E-Business? Selbstverständlich!