Bildkommunikation auf den Spuren der Farbfotografie

Photo-CD: Gestochen scharfe Bilder zu einem Niedrigpreis

15.11.1991

Bislang war sie ausschließlich der klassischen Silberhalogenid-Fotografie vorbehalten: die Farbfotografie in höchster Qualität und - zu Niedrigpreisen. Mit der von Kodak zum Sommer 1992 angekündigten Photo-CD wird das Handikap elektronischer Bilder, die mangelhafte Bildqualität, überwunden sein. Mit 18 MB pro Bild bietet die Photo-CD eine um das Vierfache höhere Auflösung als das HDTV, und sie wird zu rund 30 Mark zu haben sein.

"Ein Bild sagt mehr als 18 MB", so könnte dann die neue Formel der Bildkommunikation lauten. Denn mit dieser Auflösung wird absolut professionelle Fotoqualität erreicht, die nicht nur für künftige HDTV-Bildstandards, sondern auch für Druckvorlagen und sonstige professionelle Bildverarbeitung genügende Informationsdichte bietet. Dem klassischen Silberhalogenid-Bild mit seiner unverzichtbaren Qualität, gescannt und auf die Photo-CD geschrieben, steht somit schlagartig die gesamte Welt der Elektronik offen.

100 Bilder, komprimiert auf jeweils 6,5 MB, faßt die im Durchmesser zwölf Zentimeter große CD-ROM, und sie kommt damit der PC-Welt entgegen, die sich heute bei weitem nicht mehr nur auf das Wort beziehungsweise die Datenverwaltung und Datenübertragung beschränkt. Die Tendenz zur Integration des Bildes steigt, darüber besteht kein Zweifel. Anwender haben den Wunsch, im Datennetz mit dem Bild ebenso einfach umgehen zu können, wie mit dein Wort.

Dies ist nicht erst seit heute so. Doch in der Computerwelt und im Electronic publishing eröffnen sich mit schnelleren Rechnern und kreativen Designprogrammen neue Möglichkeiten, das Farbbild einzubeziehen. Ist das Bild erst einmal in den PC eingelesen, kann der Anwender über die entsprechenden Tools alle Bequemlichkeiten und Vorteile der elektronischen Bildbearbeitung, der Layout-Erstellung, der elektronischen Archivierung, der Text- und Grafikgestaltung sowie des Composings in Anspruch nehmen.

Das elektronische Bild beschert uns ein neues Zeitalter in der PC-Welt. Digitale Farbkopierer mit oder ohne Schnittstelle zum PC erlauben neue Wege der Farbbild-Kommunikation, und nicht zuletzt bieten leistungsfähige Farbdrucker die Möglichkeit, das am PC gestaltete Bild in vernünftiger Qualität auszudrucken.

Das Farbbild wird PC-fähig

Dem PC-Anwender eröffnet sich eine Vielzahl neuer Anwendungen. Denn über ein CD-ROM-XA-Laufwerk lassen sich die farbigen Bilder der Photo-CD nun auf einfachste Art in den PC einlesen. Eine Hauptanwendung der Photo-CD wird zweifellos der wachsende Markt des Desktop-Publishing (DTP) sein. Hierfür ist die goldene Scheibe der geradezu ideale Speicher. Die offene Systemarchitektur und ein Datenformat, das zu der Technologie der neuen CD-ROM-XA und dem CD-I-System kompatibel ist, öffnet sämtliche Türen zur PC-Welt, zu OS/2, Unix, MS-DOS und zur Mac-Welt.

Die Väter des Postscript-Standards und mit ihnen fast alle namhaften Computerhersteller hatten sich schon im Vorfeld der CeBIT eindeutig zum Photo-CD-Standard bekannt. Hinter dem Photo-CD-System steckt die von Kodak angestrebte Hybridphilosophie, in der die extrem hohe Bildauflösung des Silberfilms mit der elektronischen Bildspeicherung zusammenfließen soll. Und in der Tat: Die Photo-CD bringt eine Auflösung von 2048 x 3072 Pixel.

Der Informationsgehalt, den jedes auf der Photo-CD festgehaltene Bild repräsentiert, ist recht groß. Denn der digitale Datenberg, der beim Scannen eines einzelnen Dias oder Negativs anfällt, beläuft sich auf rund 18 MB. Ermöglicht wird diese hohe digitale Auflösung eines Farbbilds durch die von Kodak entwickelte Sensortechnologie. Damit dieser Datenberg von 18 MB 100mal auf eine CD paßt, wird er etwa 6,5 MB pro Bild komprimiert.

Schon allein diese Fakten sind faszinierend und mit einem YCC-Farbstandard und dem Color Management System wird die Verarbeitung der auf der Photo-CD gespeicherten Daten noch mehr erleichtert und standardisiert. Die Computerindustrie hat auch hierfür ihre Unterstützung zugesagt. So beinhaltet der Postscript Level 2 den YCC-Standard, und Aldus wollte diesem Standard in dem DTP-Programm Pagemaker Rechnung tragen.

Ein verbindlicher und reproduzierbarer Standard für die Farbbild-Verarbeitung ist wünschenswert: Das WYSIWYG-Prinzip für die Farbbild-Verarbeitung am Monitor erschien bislang unerreichbar. Mit dein Photo-YCC-Standard ist man diesem Ziel ein Stück näher gerückt, er könnte für die Farbbild-Kommunikation von Computern, Videotechnik oder Druckverfahren einmal das werden, was der ASCII-Code heute für die Textkommunikation ist.

Ein universeller Farbstandard allein ist jedoch noch keine Gewähr dafür, daß Ein- und Ausgabesysteme wie Scanner, Monitore und Laserdrucker einen definierten Farbton auch entsprechend umsetzen. Deshalb stellt Kodak mit dem neuen Color Management System ein Bündel von Hardware- und Softwarewerkzeugen zur Verfügung, die eine standardisierte und reproduzierbare Farbwiedergabe für alle Anwendungen und Ausgabesysteme sicherstellen soll.

Mit der Umsetzung des Farbbilds in digitale Signale können die überlegenen Vorteile der Silberhalogenid-Technologie in einem elektronischen Umfeld weiter genutzt werden. Das Photo-CD System vereinigt die bisher getrennten Welten der Fotografie, der Computertechnik und der Unterhaltungselektronik.