Token-Ring-Variante Philan als Pilotprojekt aus den Niederlanden:

Philips zeigt Ring-LAN auf Glasfaserbasis

06.12.1985

GELDROP/EINDHOVEN (ad) - Ein experimentelles lokales Ringnetz auf Glasfaserbasis namens "Philan" stellte die Philips Research - die Forschungsabteilung der niederländischen Philips Bedrijven B.V. in Eindhoven - als neuartiges LAN-Konzept für Bürokommunikation und Fabrikationsprozesse vor.

Wie der verantwortliche Projektleiter in Geldrop, Hein Wiedenhof, erklärte, dürfe man diese Premiere "nicht als Prototyp für ein neues Produkt auffassen, sondern zunächst als Hilfsmittel für die Untersuchung aller Aspekte eines derartigen Netzes interpretieren". Mit Philan - die Abkürzung steht für Philips Integrated Local Area Network - sollen nach Wiedenhofs Worten die Möglichkeiten und Probleme eines derartigen Systems untersucht und die vielfach noch unbekannten Anwendungsmöglichkeiten demonstriert werden.

Als Beispiele für die Systeme, die Integriert bei Philan eingesetzt werden können, nannte die Projektleitung in Geldrop unter anderem Textsysteme, elektronische Archive, Rechner für Verwaltungszwecke, Verarbeitungssysteme für Röntgenbilder, die auf Bildschirmen wiedergegeben werden, und schließlich Rechner für die Steuerung und Regelung von automatischen Fertigungsprozessen. Als Grundlage für die Realisierung von Philan diente die Erfahrungstatsache, daß die Informationsübermittlung in etwa 70 Prozent der Fälle über kurze Entfernung stattfindet. Neben der Möglichkeit, große Datenmengen schnell zu übertragen, stand die Integration von Telefonverbindungen im Vordergrund.

Jeder Teilnehmer verfügt über einen eigenen Zugriff, von wo aus die Versendung respektive der Empfang von Informationen möglich ist. Für den Anschluß an den Ring sind spezielle optische Stecker und Steckdosen von Philips entwickelt worden. Jedes anschließbare Gerät ist mit einer Schaltung ausgerüstet, womit die übertragenen Signale erst gespeichert und dann in der richtigen Taktfrequenz von 20,48 Megahertz an den Ring abgegeben werden. Diese Schaltung dient dabei als regenerativer Verstärker für alle per Ring übermittelten Signale, so daß immer eine ausreichende Signalleistung gewährleistet sei. Ein optisches Relais - ebenfalls ein Produkt der Philips-Forschung in Eindhoven - ist bei der Konfiguration im Demonstrationsraum hinter jeder Steckdose eingebaut, wodurch beim Herausziehen des Steckers oder beim Abschalten des Geräts die Ringleitung nicht unterbrochen wird. Um die Bandbreite des Glasfaserrings optimal zu nutzen, wurde in Geldrop das Zeitmultiplex-Verfahren verwendet.

Damit Störungen an dieser Stelle nicht zum Zusammenbruch des gesamten Netzes führen, wurden beim Philan-Konzept auf zwei Ebenen Schutzmaßnahmen vorgesehen. Zum einen können entweder einzelne, fehlerhaft funktionierende Anschlußgeräte oder aber gleich ein Teil des Rings kurzgeschlossen werden, wobei die Störung der Vermittlungsstelle angezeigt und der Versuch der automatischen Fehlerbehebung unternommen wird. Zum anderen steht eine Rückmeldung an den Absender als zweite Schutzmaßnahme zur Verfügung, falls eine Mitteilung gestört empfangen wurde, wobei der entsprechende Teil erneut übermittelt wird.

Im Geldroper Pilotnetz von Philips wurden für Forschungs- und Demonstrationszwecke diverse Geräte aus der eigenen Produktlinie eingesetzt. Neben den üblichen Fernsprechverbindungen und Sprechanlagen wurde hierbei ein Anschluß an Textsysteme und ein elektronisches Megadoc-Archiv sowie Rechner mit den zugehörigen Philips-Terminals realisiert. Ferner Läßt sich über das Netz ein sogenanntes Schmalbandfernsehen integrieren, bei dem für Übertragungszwecke eine begrenzte Zahl von Fernsehbildern pro Minute übertragen wird.