Produktverantwortung sollen künftig zwei Divisions übernehmen:

Philips will Chip-Bereich ummodeln

28.04.1989

EINDHOVEN (CW) - Der niederländische Elektrokonzern Philips will bis 1990 seine Chip-Aktivitäten weltweit reorganisieren. Geplant ist. Die Verantwortung für das Halbleiter-Geschäft auf zwei Standorte aufzuteilen. Damit will Philips die Produktentwicklung forcieren und Marktanteile zurückgewinnen.

Laut Dataquest ist Philips noch immer der führende Chip-Hersteller in Europa. Im vergangenen Jahr konnten die Niederländer im europäischen Ausland einen Absatz in Höhe von einer Milliarde Dollar verbuchen. Weltweit allerdings verlor der Elektronik-Gigant drei Plätze, rutschte von Rang sieben auf zehn ab. Darüber hinaus stellte die Unternehmensberatung Arthur D. Little fest, daß bei Philips die Produktionskosten zu hoch seien, die Effizienz hingegen zu niedrig.

Mit der geplanten Umstrukturierung wollen die Niederländer nun wieder Boden gutmachen. Künftig sollen zwei Niederlassungen die Chip-Aktivitäten steuern: Die kalifornische Philips-Tochter Signetics Corp. in Sunnyvale wird für Forschung und Entwicklung von Standard-Chips zuständig sein, während in der Eindhovener Zentrale von Philips eine noch nicht näher bezeichnete Spezialistengruppe die Produktverantwortung für den Bereich Mikroprozessoren und -controller übernehmen soll.

Beide Niederlassungen, so sieht der Reorganisierungsplan vor, werden an den neuen Chief Executive Officer für Halbleiter, Heinz Hagmeister, im Philips-Headquarter berichten. Diese Position wurde neu geschaffen und ersetzt das frühere Executive Committee, das sich aus vier Mitarbeitern zusammensetzte. Marketing und Vertrieb in Sachen Chips werden indes nicht mehr vor Ort erfolgen. Diesen Bereich wollen die Niederländer zentral von Eindhoven aus steuern.

Marktbeobachter begrüßen die Chip-Reorganisationspläne von Philips, sehen allerdings auch Schwachstellen. Auf der einen Seite, so Jim Beveridge, Direktor der Halbleiter-Division bei Dataquest in London, könnte eine solche Umstrukturierung das Image des niederländischen Elektonikkonzerns im Chip-Geschäft insgesamt verbessern. Der Name Philips sei im europäischen Chip-Markt weitaus weniger bekannt als der ihrer regionalen Niederlassungen Mullard in Großbritannien, Valvo in der Bundesrepublik Deutschland und RTC in Frankreich.

Auf der anderen Seite jedoch so Beveridge, erschwere die Vergabe der gesamten Produktverantwortung auf zwei Niederlassungen die schnelle Reaktion auf sich verändernde Märkte. Und: Die Aktion, so verlautete jetzt aus Unternehmenskreisen, könnte rund 800 Mitarbeitern ihren Arbeitsplatz kosten.