Gewinne erklären den Kursanstieg

Philips: Sanierungsprogramm scheint erste Früchte zu tragen

16.08.1991

Die vor einem dreiviertel Jahr zu 20 Gulden zum Kauf empfohlene Aktie der Philips NV kletterte nach Bekanntgabe des erfreulichen Ergebnisses für das zweite Quartal 1991 auf über 34 Gulden.

Im Vergleich zum Vorjahr ist der Gewinn von 679 Millionen Gulden (plus 116 Millionen) auf den ersten Blick wenig beeindruckend, zumal mehr als die Hälfte auf außerordentliche Erträge entfällt. Hält man sich jedoch vor Augen, daß Philips allein im zweiten Halbjahr 1990 über drei Milliarden Gulden Verlust ausgewiesen hat, wird deutlich, daß ein nachhaltiger Turn-around stattgefunden hat. Dies erklärt den Kursanstieg.

Bedauerlicherweise fällt es dem Kolumnisten zusehends schwerer, Philips an dieser Stelle als DV-Aktie zu empfehlen. Nach der Abgabe der Division Informationssysteme an Digital Equipment bleiben als Kernbereiche Beleuchtung, elektronische Konsumgüter/Unterhaltungselektronik, Bauelemente sowie professionelle Geräte und Systeme übrig. Mit etwa 45 Prozent Anteil am Konzernumsatz bildet der Bereich Konsumgüter/Unterhaltungselektonik den Schwerpunkt.

Durch den Verkauf der Sparte Informationssysteme ist der völlige Rückzug aus dem Verlustgeschäft mit Großcomputern beendet worden. Amsterdamer Börsenanalysten schätzen den Erlös aus dem Verkauf an DEC auf bis zu 300 Millionen Gulden. Das würde immerhin schon zu einer Dividendenzahlung von einem Gulden je Aktie genügen.

Auf die Dividendenpolitik des laufenden Geschäftsjahres angesprochen, wich Philips-Vorstandsmitglied Henk Appelo aus. Bei Wiederaufnahme der zuletzt 1989 gezahlten Dividende von zwei Gulden je Aktie wären 600 Millionen Gulden aufzubringen. Es sei notwendig, die Eigenkapitalbasis des Konzerns durch Ansammlung der Gewinne zu stärken. Zur Dividende 1991 werde man sich erst im vierten Quartal äußern. Es dürfte zu einem Kursrückgang bei Philips kommen, falls die Wiederaufnahme der Dividendenzahlung nicht gelingen wird. Mit neuen Käufen sollte man deshalb warten.

Das vom Vorstandsvorsitzenden Jan Timmer verordnete Sanierungsprogamm trägt die erhofften Früchte. Ob das in einer Zeit sich rasant verändernder Weltmärkte genügt, bleibt abzuwarten. Während Philips mehr oder weniger mit sich selbst und den Aufgaben der Sanierung beschäftigt ist, bilden sich weltweit neue Allianzen. Appelo bestätigte, daß sich die US-Tochter Signetics in Kooperationsgesprächen mit Matsushita befindet. Auch mit der Berliner Treuhandanstalt sei man weiter im Gespräch und werde sich ergebende gute Gelegenheiten nutzen.

*Arnd Wolpers ist Geschäftsführer der Vermögensverwaltungsgesellschaft CMW GmbH in München.