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Erwartungen im Quartal verfehlt

Philips leidet unter TV-Sparte

14.04.2008
Der niederländische Elektronikkonzern Philips hat im ersten Quartal unter seiner Fernsehgeräte-Sparte gelitten.

In Kombination mit niedrigeren Lizenzeinnahmen und Belastungen durch Zukäufe sank das operative Ergebnis deutlich. Die Erwartungen der Analysten verfehlte der Konzern. Dennoch hielt Philips an seinem mittelfristigen Ziel einer prozentual zweistelligen Rendite fest. "Ich bin sicher, dass wir 2008 Fortschritte machen werden", sagte Konzernchef Gerard Kleisterlee am Montag in Amsterdam.

Das Unternehmen befindet sich momentan im Umbau. Randbereiche werden veräußert, die drei Säulen Medizintechnik, Beleuchtung und Konsumelektronik gestärkt. Bis 2010 peilt Kleisterlee für die neue Philips eine Marge beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwert-Abschreibungen von zehn bis 11 Prozent an. Den Umsatz will er im Schnitt um jährlich mehr als sechs Prozent steigern.

Aktie im Minus

Die Leistung des Unternehmens im ersten Quartal war aber weit vom Soll entfernt. Die Aktie ging auf Talfahrt und stand am Mittag mit 2,30 Prozent im Minus bei 23,36 Euro. Damit war das Unternehmen das Schlusslicht im EuroSTOXX 50. Der Umsatz legte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur um gut ein halbes Prozent auf 5,97 Milliarden Euro zu, wobei selbst dieses Plus lediglich aus der Anpassung der Vorjahreszahlen infolge von Verkäufen und Zukäufen herrührte. Dagegen hatten Analysten mit dem Sprung über die Marke von sechs Milliarden Euro gerechnet. Das EBITA sank von 370 auf 265 Millionen Euro; die Marge ging von 6,2 auf 4,4 Prozent zurück. Auch hier waren die Experten von einem besseren Abschneiden ausgegangen.

Ein großer Teil der Verschlechterung rührte aus dem Fernsehgeräte-Geschäft. Dieses baute seinen operativen Verlust (EBITA) von 51 auf 95 Millionen Euro aus. Um die Sparte wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen, zieht sich der Konzern aus dem hart umkämpften nordamerikanischen Markt zurück. Der Markenname wird aber weiterhin in den USA und Kanada vertreten sein. Für vorerst fünf Jahr darf der asiatische Auftragsfertiger Funai seine Geräte unter "Philips" verkaufen. Bevor jedoch Lizenzgebühren das Ergebnis verbessern, erwartet der Konzern im laufenden Jahr Belastungen von 125 Millionen Euro.

Erholung in Medizintechnik deutet sich an

Bei der Medizintechnik zeigte sich Konzernchef Kleisterlee zufrieden mit den Fortschritten des Umbaus, gleichwohl die EBITA-Marge leicht auf 8,2 Prozent zurückging. Philips leidet wie die Konkurrenten unter Einsparungen im US-Gesundheitssystem; Finanzchef Pierre-Jean Sivignon berichtete jedoch in einer Telefonkonferenz von einer Entspannung der Lage mit einem prozentual zweistelligen Auftragsplus bei bildgebenden Verfahren in Nordamerika.

Philips hatte seine Medizintechnik in der jüngsten Vergangenheit durch Zukäufe gestärkt. Größte Übernahme war das US-Unternehmen Respironics für umgerechnet 3,6 Milliarden Euro. Dank der Überalterung in den Industrienationen und dem Bevölkerungszuwachs in den Schwellenländern gilt das Geschäft mit der Gesundheit als eine der Wachstumsbranchen überhaupt. Philips muss jedoch in Vorleistung treten. Bis zum Jahresende wird das EBITDA durch die Übernahmen in der Sparte um 100 Millionen Euro geschmälert.

Zukäufe auch in der Lichttechnik

Im ersten Quartal hatten Zukäufe in der Medizintechnik und auch in der Beleuchtungssparte das EBITA bereits mit 38 Millionen Euro belastet; die Einnahmen vor allem aus Optik-Lizenzen waren um 52 Millionen Euro zurückgegangen. Durch die Übernahme der US-amerikanischen Genlyte für 1,8 Milliarden Euro war Philips zum größten Leuchtenhersteller Nordamerikas aufgestiegen. Das Licht-Geschäft verspricht dank des Booms der Energiesparlampen und Fortschritten bei der LED-Technik attraktive Renditen. Mit 11,7 Prozent ist die Lichttechnik momentan die rentabelste Sparte im Konzern. Die mit Abstand größte ist dagegen die Konsumelektronik, deren EBITA-Marge belastet durch das TV-Geschäft sich aber fast halbierte auf 2,9 Prozent.

Bis zum Jahr 2010 will Philips die Marge in der Konsumelektronik auf acht bis zehn Prozent hochschrauben. Die Beleuchtungssparte soll zwölf bis 14 Prozent erwirtschaften. Am meisten erhofft sich das Management aber von der Medizintechnik mit 15 bis 17 Prozent. In den letztgenannten Bereichen konkurrieren die Niederländer mit den Mischkonzernen General Electric (GE) und Siemens. In der Konsumelektronik sind es vor allem die asiatischen Hersteller, die Philips zusetzen.

Überschuss durch Verkäufe getrieben

Finanzchef Sivignon zeigte sich trotz aller Belastungen zuversichtlich fürs laufende Jahr, wenngleich er eine konkrete Prognose verweigerte. Einer Abschwächung der Konjunktur in den Industriestaaten will er mit einem wachsenden Geschäft in den Schwellenländern begegnen. Ohnehin sind es momentan die Beteiligungsverkäufe, die den Gewinn treiben. In den 219 Millionen Euro Überschuss des ersten Quartals stecken alleine 83 Millionen Euro aus einem weiteren Anteilsverkauf am Flachbildschirm-Hersteller LG Display, der alten LG Philips LCD. Im Vorjahr hatten Verkäufe den Überschuss gar auf 875 Millionen Euro hochgetrieben. Die Sondereffekte herausgerechnet, stagnierte der Überschuss in etwa. (dpa/tc)