Kalifornisches Startup übernimmt Teile der Security-Produkte von NAI

PGP will unter eigenem Logo im Markt durchstarten

08.11.2002
MÜNCHEN (CW) - Wesentliche Teile der in Fachkreisen bekannten Verschlüsselungssoftware Pretty Good Privacy (PGP) haben seit Ende August einen neuen Eigentümer: PGP. Phil Dunkelberger, CEO des gleichnamigen kalifornischen Startups, rechnet sich mit den vom Security-Spezialisten Network Associates (NAI) übernommenen Tools gute Wachstumschancen aus.

Dunkelberger, der in früheren Tätigkeiten unter anderem die Funktion des Chief Operating Officers (COO) beim (inzwischen von Siebel übernommenen) CRM-Anbieter Vantive innehatte, gab sich anlässlich seiner ersten Deutschlandvisite als PGP-Chef keinen Illusionen hin. Ziel seiner Mission sei es zunächst, das neue Unternehmen bekannt zu machen.

Ende August hatte NAI wesentliche Bestandteile der PGP-Familie an die neugegründete PGP Corp. veräußert - ein im kalifornischen San Jose ansässiges Startup, an dem sich die US-amerikanischen Venture-Capital-Gesellschaften Doll Capital Management (DCM) und Venrock Associates mit insgesamt 14 Millionen Dollar beteiligt haben. Der Erwerb bezog sich auf die "PGP-Desktop"-Tools sowie die gleichnamige Produktfamilie für drahtlose Verschlüsselung, während Lösungen wie "PGP E-Business-Server" oder "PGP Command Line" bei NAI verblieben und dort seither unter der Marke "McAfee" vertrieben werden. NAI-Verantwortliche sprachen seinerzeit unter dem Eindruck eines verlustträchtigen dritten Quartals von einer notwendigen "Konsolidierung" des Portfolios an Firewall- und Verschlüsselungs-Produkten. Erst 1997 hatte NAI das von Philip Zimmermann entwickelte Verschlüsselungs-Tool PGP, das seit Anfang der 90er Jahre als Freeware verbreitet wurde, für rund 36 Millionen Dollar gekauft.

In der Begründung von NAI für den Teilverkauf der PGB-Produkte schwang die Kalkulation mit, dass man angesichts eines starken Wettbewerbs in diesem Segment bis auf weiteres ein Margenproblem hat - eine Sichtweise, die PGP-CEO Dunkelberger natürlich nicht teilt. Er sieht für seine Company angesichts eines von Analysten geschätzten weltweiten Marktvolumens von mittelfristig fünf bis sieben Milliarden Dollar "hervorragende Perspektiven". PGP sei schlank, habe eine hervorragende Kostenstruktur und "eine bekannte Marke". Weitere Angaben zum Unternehmen will der PGP-CEO derzeit nicht machen - außer: Europa, inbesondere UK und Deutschland (wo die PGP-Produkte über den Distributor Icon Systems GmbH/Hallbergmoos erhältlich sind), seien mit einem Anteil von rund 35 Prozent am Gesamtumsatz "extrem wichtige Märkte". (gh)