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PGP hat ein neues Zuhause

20.08.2002
Eine mit 14 Millionen Dollar Venture Capital ausgestattete Startup hat von Network Associates die Krypto-Software PGP übernommen. Im November soll bereits die neue Version 8.0 erscheinen.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Network Associates (NAI) hat sein gesamtes Portfolio rund um die Verschlüsselungssoftware "PGP" (Pretty Good Privacy) gestern an die von Branchenveteranen aus der Taufe gehobene Startup-Firma PGP Corp. verkauft. PGP wurde im vergangenen Monate gegründet, um die populäre Software weiterzuentwickeln.

PGP-Erfinder Phil Zimmermann steht der neuen PGP Corp. als "Special Advisor" zur Seite.
PGP-Erfinder Phil Zimmermann steht der neuen PGP Corp. als "Special Advisor" zur Seite.

Die Firma erhielt zu diesem Zweck 14 Millionen Dollar Risikokapital von Doll Capital Management und Venrock Associates. Zum Management gehören zahlreiche Manager, die sich bereits in der Vergangenheit mit der einst von US-Mathematiker Philip Zimmermann ersonnenen Technik befassten. President und CEO Phil Dunkelberger beispielsweise leitete einer der ersten Firmen, die kommerziell PGP-basierte Produkte anboten.

Auf der Produktseite will PGP demnächst - voraussichtlich im November - die Version 8.0 der Kryptografie-Software auf den Markt bringen. Diese soll unter anderem die aktuellen Microsoft- und Apple-Betriebssysteme Windows XP und Mac OS X unterstützen. Außerdem soll PGP 8.0 um ein Server-seitiges Plugin für Lotus Notes, Support für Novells Groupwise-Clients in Version 5.5 und 6.0 sowie verbesserte Internationalisierung erweitert werden.

Zu den von NAI übernommenen Produkten gehören "PGPmail", "PGPfile", "PGPdisk", "PGPadmin" sowie "PGPkeyserver" mit Versionen für PC und Macintosh sowie "PGP Corporate Desktop" (nur Mac) und das "PGPsdk"-Entwicklungkit. Letzteres wird Network Associates weiter nutzen, um verschiedene seiner Desktop- und Serverprodukte weiterzuentwickeln, die die Technik verwenden. PGP wird neben der Entwicklung neuer Produkte - unter anderem auch für Palm und Pocket PC - auch die derzeit noch aktuellen Versionen von NAI übernehmen und Bestandskunden Service und Support bieten. Die entsprechenden Lizenzvereinbarungen werden auf die neue Firma übertragen.

Pretty Good Privacy wurde vom Kryptografie-Pionier Philip Zimmermann entwickelt (er steht jetzt PGP Corp. als Berater zur Seite). Der Mathematiker bekam mehrfach erheblichen Stress mit Regierungsbehörden, die die Software mit höchster Sicherheitsstufe belegten und deren Export untersagten. Später wurden deswegen so genannte "International Versions" von PGP auf Basis des eingescannten Quellcodes erzeugt und als Freeware angeboten. Die hier aktive Community will auch PGP Corp. weiter unterstützen. Seit einiger Zeit bemüht sich auch die Free Software Foundation (FSF) mit dem "GNU Privacy Guard" (GPG) um eine freie Alternative zum kommerziellen PGP. Diese Weiterentwicklung wird auch von der Bundesregierung gefördert.

Zimmermann selbst gründete im Jahr 1996 zur Vermarktung seiner Software die Firma PGP Inc., die im folgenden Jahr von Network Associates übernommen wurde. NAI wiederum kündigte im Oktober 2001 eine umfassende Restrukturierung und Pläne für den Verkauf des PGP-Bereichs an. Im März hieß es dann, die Weiterentwicklung der Software sei im "Maintenance Mode" eingefroren worden, nachdem sich kein Kaufinteressent gefunden hatte. (tc)