Web

Web 2.0

Pfiffige Ideen, von deutschen Anwendern verschmäht

06.08.2008
Von Jürgen  Weiss
Die Möglichkeiten der Web-2.0-Lösungen schöpfen deutsche Unternehmen noch nicht aus. Die Skepsis ist berechtigt, sie sollte aber kein Ausschlusskriterium sein.

Web 2.0 ist ein (häufig recht vage verwendeter) Sammelbegriff für verschiedene Technologien, kommerzielle Geschäftsmodelle und eine Mitmachkultur im Internet. Nur wenige Aspekte von Web 2.0 sind bisher in deutschen Unternehmen angekommen. Vereinzelt werden Wikis oder Blogs zum internen Knowledge-Management oder für die externe Kommunikation verwendet. Und auf einigen Internet-Seiten gibt es bereits interaktive Web-Elemente oder Rich Internet Applications (RIA), um Web-Inhalte in neuer Form zu präsentieren. Besonders interessant sind in diesem Zusammenhang so genannte Mashups, die verschiedene Inhalte zu einer neuen Anwendung kombinieren (beispielsweise Google Earth mit der Anzeige von Restaurant-Adressen).

Auch wenn es zahlreiche pfiffige Web-2.0-Internet-Seiten gibt, darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich deutsche Unternehmen mit einigen Web-2.0-Elementen (zum Beispiel Social Networks oder Web-Services) sichtlich schwertun. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Dazu gehören Sicherheitsaspekte, mangelndes Know-how in den IT-Abteilungen, Skepsis gegenüber der künftigen Akzeptanz von Web 2.0 und Probleme bei der Öffnung der bestehenden IT-Systeme für Internet-Zugriffe. Dabei kann Web 2.0 im Unternehmen durchaus Nutzen stiften, etwa durch eine verbesserte Kommunikation mit den Mitarbeitern oder neue Möglichkeiten für das Einrichten von Heimarbeitsplätzen. Extern kommen Chancen für das Marketing und eine engere Kundenbindung hinzu.

IT-Abteilungen sollten sich mit dem Phänomen Web 2.0 und seinen verschiedenen Aspekten auseinandersetzen und vor allem entsprechendes Technologiewissen aufbauen. Gleichzeitig sollten Unternehmen offen über die möglichen Konsequenzen von Web 2.0 diskutieren. Rechtliche Fragen wie eine interne Blog-Richtlinie müssen dabei ebenso geklärt werden wie die mögliche Öffnung der bestehenden Geschäftsapplikationen für Web-2.0-Anwendungen und die Umstellung von Geschäftsprozessen oder die Anpassung bestehender Produkte an die Präferenzen der Internet-Kunden. (jha)

Zur Person

Jürgen Weiss
Jürgen Weiss
Foto: Gartner

Jürgen Weiss ist Principal Research Analyst in Gartners "Industry Advisory Services Group" und beschäftigt sich dort vor allem mit der europäischen Versicherungsbranche. Zu seinen Themengebieten gehören unter anderem Compliance-Themen (Solvency II, Single Euro Payments Area), Fragen der Systemauswahl und IT-strategische Fragestellungen, etwa Web 2.0, digitale Signaturen oder Service-orientierte Architekturen.