Kolumne

"Pfennigfuchserei bringt auf Dauer keine Kunden"

27.03.1998

Die CeBIT galt ursprünglich als Domäne der klassischen DV-Hersteller.Doch seit Einführung des freien Mobilfunkmarktes drängen sich die Telcos mehr und mehr in den Vordergrund.Die Freigabe des deutschen TK-Marktes zum 1.Januar 1998 hat diesen Trend weiter forciert.Auf der CeBIT ´98 stahlen Carrier und Service-Provider allen die Schau.

Die Verbraucher sollten sich von dieser Gigantomanie jedoch nicht blenden lassen.Marketing-Auftritte, die aus den prallen Kriegskassen der Mutterkonzerne Veba, RWE, Mannesmann oder Viag finanziert werden, sind keine Erfolgsgaranten.Ein Blick hinter die Fassade ist eher ernüchternd: Nutzen, Service und Einsparung fallen für den Kunden weit geringer aus, als man zunächst vermuten möchte.

Die meisten Anbieter - das hat die CeBIT ans Licht gebracht - sind hinter den Erwartungen zurückgeblieben.Hier mußten sie Farbe bekennen und haben fast alle die Chance verpaßt, den TK-Markt für den Verbraucher transparenter zu gestalten.

Stellvertretend für einige Anbieter steht das Beispiel Mannesmann Arcor.Der Netzbetreiber kündigte in Hannover zum 1.April 1998 Preissenkungen an, versäumte es aber, sein komplexes Tarifgebilde zu lichten.Statt dessen wurde zusätzlich ein Wochenendtarif eingeführt.Außerdem entpuppt sich der Preisnachlaß mit Ausnahme von US-Telefonaten als Pfennigfuchserei.

Gewiß, Kleinvieh macht Mist, und auch Pfennigbeträge können sich bei hohem Gesprächsvolumen kostensenkend auswirken.Doch wenn sich die Tarife von Otelo, Viag Intercom, Arcor, Mobilcom, Talkline und Konsorten nur im Promillebereich differenzieren, werden die Kunden rasch die Lust am Preisvergleich verlieren. Im übrigen ist die gute alte Telekom von den Tarifen der Konkurrenten auch nicht so weit entfernt.

Der vielzitierte Service muß es also richten.Hier haben sich die neuen Carrier bisher eher ein Armutszeugnis ausgestellt.Garantierte Mindestumsätze oder Zusatzgebühren für Call-by-call-Gespräche sind nicht gerade kundenfreundlich. Lange Anmeldefristen und zu geringe Leitungskapazitäten tun ein übriges, Kunden zu vertreiben, noch ehe sie gewonnen sind.Allein der Telekom die Schuld zu geben gilt nicht.Wer sich dem Wettbewerb stellt, sollte zuvor seine Hausaufgaben machen.Zeit genug war!