CeBIT 2001: Content-Management-Systeme

Personalisierungs-Funktionen liegen im Trend

09.03.2001
Der Trend zur Personalisierung macht sich auch bei Content-Management-Systemen bemerkbar. Die meisten der neuen Lösungen, die man auf der diesjährigen CeBIT sehen kann, sind mit Tools zur Entwicklung und Pflege von Websites ausgestattet, die sich an spezifische User-Bedürfnisse anpassen. Von Klaus Manhart

Betreiber grösserer Internet-Angebote kommen an einem Content-Management-System (CMS) kaum vorbei. Die heutigen Standardlösungen ermöglichen die schnelle und einfache Entwicklung von Web-Auftritten sowie eine regelmäßige Aktualisierung der Online-Inhalte. Automatisierungsfunktionen dienen dazu, den Aufwand für die Pflege von Content niedrig zu halten. Auch Link-Management sowie Online-Teamarbeit unter Einhaltung von Security-Konzepten zählen zu den typischen Aufgaben eines CM-Systems.

Verbesserte Personalisierungsfunktionen

Zur CeBIT warten fast alle Anbieter mit überarbeiteten Versionen ihrer Produkte auf. Gemeinsam ist den neuen Releases vor allem der Trend zur Personalisierung: Inhalte, Navigationselemente und die Site-Struktur lassen sich an die Bedürfnisse des Nutzers anpassen.

Die Info Office AG stellt in Halle 6, Stand F 07 ihre erweiterte CMS-Produktfamilie vor: Neben "Info Office Professional 4.0" und "Express 4.0" gehören jetzt "Info Office Enterprise 1.0" auf Java-Basis sowie ein ASP-Angebot zum Sortiment. Die neue Professional-Version lässt sich vollständig über den Web-Browser bedienen und verfügt über Funktionen zur Personalisierung, Versionsverwaltung und zum mehrstufigen Workflow sowie eine verbesserte Benutzerverwaltung und Mehrsprachigkeit.

Die neue Express-Version ist für Einsteiger und die Verwaltung kleinerer Websites gedacht. Sie verfügt über alle wesentlichen Funktionen der Professional-Version, lässt jedoch nur einen Administrator und fünf gleichzeitig arbeitende Redakteure zu. Mit der ASP-Lösung kommen auch Unternehmen, die nicht in eine eigene Server-Infrastruktur investieren wollen oder keinen eigenen Webmaster beschäftigen, in den Genuss eines professionellen Content-Management-Systems: Info Office richtet das Kundenprojekt auf einem eigenen Server ein und übernimmt die Administration; die Kunden können jederzeit mit dem Browser zugreifen und die Inhalte ihrer Sites selbständig aktualisieren.

Software nach dem Baukastenprinzip

Die Art Technology Group (ATG) ist auf der CeBIT erstmals mit einem eigenen Stand vertreten (Halle 3, Stand A12). Mit dem Java-basierten Software-Paket "Dynamo 5.1" bietet das Unternehmen eine Komponentenlösung an: Der Anwender erhält eine Entwicklungsumgebung, die er je nach Bedarf um verschiedene Bausteine ergänzen kann. Das System, das auch HP-UX und Linux unterstützt, besteht aus vier zentral verwalteten Teilen: dem "Application Server", dem "Personalization Server", dem "Scenario Server" und dem "Commerce Server". Ein umfassendes Szenario-Management steuert zahlreiche Personalisierungsfunktionen, über das ein Unternehmen seine Kunden besser kennen lernen und gezielt betreuen kann. So setzt die Direkt Anlage Bank ein ATG-Szenario ein, mit dem sich Musterdepots zusammenstellen und individuelle Watchlists festlegen lassen.

Unter dem Motto "Content Management gets personal" zeigt Pironet NDH (Halle 6, Stand E 05) die Version 4.2 der Standardsoftware Pirobase. Die neuen Personalisierungsfunktionen dienen dazu, die Benutzeroberfläche sowie die im System gespeicherten Inhalte Anwender-spezifisch zu konfigurieren beziehungsweise darzustellen. Die "Smart Personalization Cartridge" sorgt dabei für Zugangswege zu allen relevanten Informationen - bei der personalisierten Präsentation der Inhalte, beim Navigieren oder bei der Benutzer- und Rollenverwaltung.

Auch die Portal-Dienste wurden laut Pironet erweitert. Bei Pirobase 4.2 kann sich jeder Nutzer seine persönliche Startseite zusammenstellen: Er wählt die gewünschten Inhalte aus verschiedenen Portal-Bausteinen - den "Pirobase Portlets" - aus. Neu ist auch die Bewertung einzelner Web-Seiten, die auf einem Rating-Verfahren, an dem alle Besucher teilnehmen können, beruht. Außerdem ermöglichen es die Pirobase Portlets, auf Experten zu verweisen - etwa Mitarbeiter oder Abteilungen im Unternehmen, die sich mit dem jeweiligen Inhalt auskennen.

Arbeitsabläufe grafisch darstellen

Die Gauss Interprise AG aus Hamburg präsentiert in Halle 6, Stand C 48 ihre neue Unified-Content-Management-Plattform "VIP". Die aktuelle Version verbindet Web-Content-, Portal-, Dokumenten- und Workflow-Management in einer einzigen Lösung. Das soll helfen, die Komplexität der Funktionen zu reduzieren und Kosten zu sparen. Zu den Highlights des Systems auf Java-Basis zählt der überarbeitete "VIP Personalization Manager": Er ermöglicht es, die Programmierung von der Definition der Business-Prozesse zu trennen, die Personalisierungs- und Geschäftsabläufe bestimmen. Neu ist der "VIP Workflow Manager", mit dessen Hilfe sich Arbeitsabläufe grafisch darstellen lassen. Neben einer breiten Palette von Applikations-Servern - etwa BEA Weblogic, IBM Websphere oder ATG Dynamo - unterstützt die neue Gauss-Plattform mehr Sprachen als bisher: So erkennt sie außer Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch und Italienisch jetzt auch Unicode-Zeichen. Damit lassen sich Inhalte in Japanisch, Kanji, Chinesisch oder Arabisch darstellen.

Individuelles Seitenlayout

Herrlich & Ramuschkat, Hannover, präsentieren zusammen mit Partner Modcomp die Version 3.0 von "Iracer" (Halle 6, Block A56, Stand 836 - 838). Das neue, mehrsprachige Release ist für den Einsatz in Internet-Portalen konzipiert. Es arbeitet mit so genannten Inhaltscontainern, die in Form von Dokumenten, Menüebenen oder Rubriken in einer Datenbank gespeichert sind. Unterschiedliche Inhalte einschließlich dynamisch generierter Datenbankinformationen lassen sich damit in jeweils eigenen Fenstern auf der Website abbilden und nach persönlichen Vorgaben abrufen. So kann der Anwender die Fenster beliebig ein- oder ausblenden und sich ein individuelles Seitenlayout oder ein Abonnement bestimmter Inhalte einrichten. Die Freigabe erfolgt über eine Zugriffsrechteverwaltung.

Die Benutzeroberfläche der neuen Iracer-Version erscheint im Content-, Frontend- und Backend-Bereich per Mausklick in beliebigen Sprachen. Zur Erstellung von Beiträgen bietet das System eine an Microsoft Word angelehnte Textverarbeitungsfunktion sowie einen HTML-Editor.

Texte ohne HTML-Kenntnisse

Imperia Software Solutions aus Aachen (Halle 6, Stand A 34) zeigt die Version 6.0 ihres modular aufgebauten Online-Redaktionssystems "Imperia". Hier erzeugen alle Texteingabefelder HTML-Code. Die Redakteure müssen sich also lediglich um das Verfassen der Texte kümmern - die Übersichtsseiten bis zur Hauptseite werden automatisch gebildet. Neu sind unter anderem Erweiterungen in den Bereichen Personalisierung und Workflow, die Anbindung von SQL- beziehungsweise XML-Datenbanken und Shop-Systemen sowie eine mehrsprachige Benutzerführung. Auch die Navigation und das Erscheinungsbild lassen sich an individuelle Bedürfnisse anpassen. Darüber hinaus erlaubt das Programm, mit Embedded Perl beziehungsweise Java Erweiterungen vorzunehmen. Dafür gibt es ein eigenes API (Application Programming Interface).

Die Hyperwave AG aus Dornach bei München (Halle 6, Stand E 32) präsentiert die Version 6.0 des "Hyperwave Information Servers" (HIS). Neben einer modifizierten Architektur und der Anbindung des Prozessmanagement-Systems "Aris" wartet das Produkt mit erweiterten Wissensmanagement-Funktionen auf, die auf der Suchtechnik von "Autonomy" basieren. Mit Hilfe dieses Verfahrens kann HIS den Sinn von Texten verstehen und andere Dokumente mit ähnlichen Inhalten aufspüren. Zudem muss der Autor beim Publizieren im Intranet Dokumente nicht mehr manuell kategorisieren und indizieren: Das System schlägt auf Wunsch eine geeignete Kategorie vor oder legt das Dokument automatisch in einem Verzeichnis mit ähnlichem Content ab. Dies soll nicht nur den Verwaltungsaufwand senken, sondern auch die Qualität der Suchergebnisse verbessern.

Webfair aus München stellt auf der CeBIT seine "Community Engine 5.0" vor (Halle 6 Stand D 32). In der neuen Version lassen sich Dokumente, die von Microsoft Office stammen, direkt in der jeweiligen Anwendung bearbeiten. Auf diese Weise kann der User Artikel, Bilder, Positionen und Parameter mit seinen bevorzugten Standard-Tools editieren. Das "XML Web Client Toolkit" ermöglicht es zudem, Texte ohne Berücksichtigung der Community Engine und damit unabhängig von Themen oder Berechtigungen zu publizieren. XML-Prozesse definieren die gewünschten HTML-Formulare für die Ein- oder Ausgabe und stellen sie dem Benutzer zur Verfügung. Die User-API ermöglicht auch die direkte Einbindung von Anwendern aus LDAP-Verzeichnissen.

Documentum aus Unterhaching (Halle 1, Stand 8f2) präsentiert die "4i Web Content Management (WCM) Edition", die drastisch verkürzte Entwicklungszeiten ("Time-to-Web") bieten soll. Erweitert hat man hier die integrierte "4i Portal CM Edition" sowie die Portal-Funktionen. So lassen sich jetzt unternehmenseigene Portale in interaktive E-Business-Tools verwandeln, die es den Benutzern ermöglichen, im Unternehmen oder von außen auf Inhalte zuzugreifen. Zu den besonderen Merkmalen der neuen Documentum-Edition zählen zudem die Verknüpfung unstrukturierter Inhalte von Front- und Backoffice-Systemen. Zudem unterstützt die Software die Zusammenarbeit von Arbeitsgruppen und Projektteams. Der User erhält für ihn notwendige Informationen im gewünschten Zusammenhang - unabhängig davon, ob sie aus dem CM-System oder aus anderen Anwendungen stammen.

E-Business-Lösung integriert

Pansite aus Essen zeigt auf der Messe (Halle P11, 1.OG) das Online-Redaktionssystem "Pansite 3.0" sowie eine mietbare Version für den Mittelstand. Das Content-Management-System soll künftig zusammen mit einer komplett integrierten E-Business-Lösung verfügbar sein. Damit bietet Pansite die Möglichkeit, Produkte und Dienstleistungen über eine Website zu vertreiben. Die Shop-Lösung verfügt über Schnittstellen zu bestehenden Front- und Backends, unterstützt mehrere Sprachen sowie Währungen und bietet eine Artikelverwaltung für beliebig große Sortimente. Für einen sicheren Zahlungsverkehr unterstützt die Software SSL (Secure Socket Layer) und SET (Secure Electronic Transactions).

Elektronische Formulare

Coextant Systems (Halle 2, Stand C) aus Ostfildern stellt die Version 3.5 von "Hypernet" vor. Seit dem letzten Release wurde die Anwendung mit zahlreichen neuen Funktionen ausgestattet. Eine davon ist das E-Form Processing - die Gestaltung, Nutzung und Verarbeitung elektronischer Formulare. Damit lassen sich Prozessabläufe mit Hilfe des Zeichenprogramms Visio dokumentieren und anschließend als Informationsbausteine in Form eines Online-Handbuchs ins Web übertragen. Ruft man die relevanten Teile einer Ablaufgrafik auf, erscheint online das zugehörige Formular. Neu sind auch die so genannten Dynalinks, die je nach Userprofil zu unterschiedlichen Zielen führen - zum Beispiel in Abhängigkeit vom Arbeitsort zu einer englischen Adresse. Außerdem unterstützt Hypernet jetzt auch "Compound Documents", das heißt die standardisierte Erstellung, Kontrolle, Freigabe, Aufbereitung und Verteilung von Dokumenten, die sich ihrerseits wieder aus einzelnen Bausteinen zusammensetzen.

Mit "NPS 5" stellt die Berliner Infopark AG (Halle 6, Stand F48) die neue Version ihrer Content-Management-Software vor. Die interne Kommunikation zwischen den einzelnen Modulen basiert hier vollständig auf den Standards XML (Extensible Markup Language) und ICE (Information and Content Exchange Protocol). Neben der XML-Anwenderschnittstelle steht erstmals auch ein Java-API zur Verfügung, über das sich alle Funktionen von NPS steuern lassen. Neu ist zudem die Möglichkeit eines "intelligenten Exports". Das bedeutet, dass nur wahlweise geänderte Objekte samt Verknüpfungen zeitnah publiziert werden. Einen intelligenten Caching-Mechanismus bietet die auf dem Web-Server installierten "Template Engine". Sie berechnet häufig abgerufene Seiten im Voraus und legt sie in einen Zwischenspeicher, so dass sie schneller erscheinen.

CM-System zum Mieten

Die Kölner Content Management AG zeigt an den ersten beiden Messetagen ihre ASP-Lösung "CM4all" am Stand von Sun Microssystems (Halle 1, Stand 8A2). Das CM-System läuft auf einem zentralen Anwendungsserver - die Kunden-Web-Seiten liegen zur Bearbeitung in Datenbanken als Kopie vor. Bis zu 10000 Kundenseiten kann ein CM4all-Server verwalten. Neuerungen betreffen unter anderem die Multiuser-Funktionen und die Autorenschnittstelle, die jetzt drei Usertypen - Administrator, Vorlagenautor und mehrere Inhaltsautoren - unterscheidet.