Martin Mahler, Leiter des Geschäftsbereichs IT der DIS AG, ist auf die Geschäftsentwicklung des vergangenen Jahres besonders stolz: 44 Prozent Zuwachs gegenüber dem Vorjahr meldet der Kölner Manager für seinen Bereich und freut sich, dass sein Unternehmen "das Freelance-Business als weiteres Standbein" ausgebaut hat. Kerngeschäft im Freiberuflergeschäft sei die Vermittlung "der höher qualifizierten IT-Experten, die in Plan- und Build-Projekten eingesetzt werden - nicht in Run-Projekten". Damit habe man den "drastischen Einbruch" dieses Qualifikationssegments im IT-Zeitarbeitsmarkt aufgefangen. Einstellungstopps als Zeichen der Verunsicherung kann Mahler nicht feststellen. Die sich allgemein abflachende Konjunktur ab dem dritten Quartal habe seiner Meinung nach "nur marginale" Auswirkungen auf den IT-Arbeitsmarkt.
- Die wichtigsten Auftraggeber für IT-Freiberufler
In welchen Branchen erhalten selbständige IT-Profis die meisten und die längsten Aufträge? Das Projektportal Gulp ermittelte die zehn wichtigsten Branchen. in den vergangenen zwei Jahren. - 9. Chemie und Pharma...
...verlor im Gulp-Ranking zwei Plätze, da vor allem 2011 deutlich weniger Externe beauftragt wurden. - 8. Industrie
In klassischen Industrieunternehmen wurden seit 2004 laut Gulp-Auswertung ca. 1100 Projekte mit IT-Freiberuflern abgewickelt. Damit liegt die Branche im Mittelfeld. - 7. Handel
Im Handel wurden seit 2004 laut Gulp-Auswertung ca. 1400 Projekte mit IT-Freiberuflern abgewickelt. - 6. Automotive
Über 3300 Projekte wurden in der Auto- und Zuliefererindustrie seit 2004 mit Freiberuflern abgewickelt. Auch in diesem Jahr ist die Nachfrage nach selbständigen IT-Profis hoch. - 5. IT-Dienstleister und Systemhäuser...
...beauftragen auch regelmäßig und oft IT-Freiberufler. - 4. Versicherungen...
...gehören seit jeher zu den wichtigen Auftraggebern. Hier dauert ein Projekteinsatz im Schnitt 16 Monate. - 3. In der Telekommunikation
...verzeichnet Gulp 5500 abgewickelte Projekte für IT-Freiberufler seit 2004. - 2. Auch die Elektronikindustrie..
kann sich unter den wichtigsten Auftraggebern behaupten. Hier ist der durchschnittliche Projekteinsatz mit 18,4 Monaten am längsten. - 1. Banken und Finanzinstitute...
...sind die unangefochtene Nummer eins unter den Auftraggebern für IT-Freelancer. Viele Umstrukturierungsmaßnahmen, neue Gesetze oder Fusionen machen den Einsatz von IT-Freelancern nötig.
Heinz Urban, IT-Geschäftsleiter der Manpower-Tochter Experis, musste sich voriges Jahr unter anderem um die Integration des Personalvermittlers Elan kümmern, konnte aber dennoch mit einem guten Ergebnis abschließen. Er führt das unter anderem darauf zurück, dass sich Experis bezüglich der Vertragsmodalitäten mit seinen Auftraggebern flexibel zeigt und diesen je nach Wunsch Werkverträge, Dienstverträge oder Verträge im Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung anbietet. Man habe auch erkannt, dass man mit den Auftraggebern "wesentlich tiefer in die fachliche Betrachtung einsteigen" müsse, um sich gegenüber den Wettbewerbern abzuheben. Die Freiberufler würden oft gezielt in Beratungsprojekte eingebunden, was "enorme Vorteile in der Aquisition" brächte.
Politik und Gesellschaft müssen mehr für Freiberufler tun
Weniger zufrieden ist Urban damit, wie Politik und Gesellschaft mit dem Thema Selbständigkeit umgingen. Zum einen gebe es rechtliche Unsicherheiten hinsichtlich des Themas Scheinselbständigkeit "hier existieren die größten Hemmnisse", zum anderen müsste mehr für das Image der Freiberufler getan werden, damit mehr Personen den Schritt in die Selbständigkeit wagten. Er ist überzeugt, dass mehr Menschen den Weg in die Freiberuflichkeit wagten, wenn die Politik die Rahmenbedingungen vereinfachen würde. Der Markt könne durchaus mehr "junge und dynamische" Freelancer vertragen. Er sei aber optimistisch, dass die neue Generation, die mit dem Internet aufwächst, leichter den Weg in die Selbständigkeit finde.
Auftraggeber skeptisch gegenüber ausländischen Fachkräften
Auch Bernhard Plecher, Geschäftsführer des Personalvermittlers Westhouse Consulting in Garching bei München, hat einen wunden Punkt in der Betrachtung des Themas Freiberuflichkeit ausgemacht. Er ist über die konservative Einstellung seiner Auftraggeber enttäuscht. Einerseits jammern sie darüber, dass sie keine geeigneten Fachkräfte finden, andererseits zeigten sie sich wenig aufgeschlossen gegenüber hochqualifizierten Mitarbeitern aus dem Ausland. Ebenfalls auf Unverständnis stößt bei ihm auch die "Entscheidungsfreudigkeit" der Arbeitgeber. Die Dauer, in der Stellen besetzt werden, habe sich seiner Erfahrung nach mittlerweile verdoppelt.
Insgesamt jedoch zeigte sich Plecher mit dem Geschäft zufrieden, da er vor allem Aufträge von kleinen und mittleren Unternehmen an Land ziehen konnte. Für die Zukunft aber erhofft sich Plecher gute Zuwachsraten aus dem Geschäft in Asien und Lateinamerika, aber auch aus Osteuropa und Afrika: "Eine positive Entwicklung sehen wir in den BRIC- (Brasilien, Russland, Indien, China) -Staaten. Man wolle verstärkt in die beiden neuen Standorte Shanghai und Hongkong investieren. In Europa dagegen "brauchen wir Aufbruchstimmung und Investitionsfreude", sonst drohe die Gefahr, von den Entwicklungen in den Schwellenländern abgehängt zu werden. so seine Forderung.