Personalarbeit wird zum Softwarethema

23.11.2005
Von Ralf-Peter Wolter

Akzeptanz der Mitarbeiter nötig

Mit Lösungen im Bereich Compensation & Benefits lassen sich die Gehaltskomponenten der Mitarbeiter administrieren. Mit der Übernahme von Daten aus dem Entgeltsystem sind Gehaltsplanungen oder die strukturierte Darstellung von positionsbezogenen Einkommensbandbreiten leicht umzusetzen. Im Idealfall besteht eine Verknüpfung zu den dargestellten Zielvereinbarungssystemen.

Voraussetzung für den Erfolg eines softwarebegleitenden Talent-Managements auf Personalentwicklungsebene ist die Akzeptanz bei den Mitarbeitern. Sie nutzen die Programme nur dann, wenn sie benutzerfreundlich sind und Mehrwerte bieten. Auch deshalb beinhalten Mitarbeiterportale Diskussionsforen, Wikis oder Mitarbeiter-Blogs. Navigation und Design sind vor dem Hintergrund der Nutzer-freundlichkeit besonders wichtig. In diesem Zusammenhang sind Web-Technologien durch die Vielfalt der Darstellungsmöglichkeiten im Vorteil.

Executrack konnte in der neuen Produktversion die Anzahl der Mausklicks um 40 Prozent reduzieren. Möglich wurde dies durch die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut. Mit "Umantis" können die Profile von Bewerbern und Mitarbeitern nicht untereinander, sondern vertikal nebeneinander dargestellt werden. Diese Form ist den Nutzern aus vielen Testzeitschriften bekannt. Damit sorgt sie für eine gute visuelle Vergleichbarkeit.

Nachteile von SAP-Systemen

Die Zahl der Anbieter von Lösungen, die auch nur annähernd die gesamte Palette der Personalentwicklungsaufgaben abdeckten, ist im Vergleich zu den BMS recht gering. Executrack bietet wohl die umfassendste Lösung in diesem Bereich an. Das Unternehmen ver-zichtet allerdings bisher auf ein Modul zum Bewerber-Management. Als weitere Vertreter gelten Anbieter von Personalverwaltungslösungen, die ihre Software modular anbieten. Neben Elementen, die das Bewerber-Management mehr oder weniger gut abdecken, befinden sich in ihrem Portfolio auch Personalentwicklungsmodule. Während Online-Jobbörsen und Unternehmen wie Softgarden und Open-Hire ausschließlich Funktionen des Bewerber-Managements anbieten, glänzt SAP mit einer umfassenden Lösung für alle Teilprozesse des Talent-Managements.

Dem Vorteil einer optimalen Systemintegration stehen jedoch Nachteile in Design, Navigation und Preisgestaltung gegenüber. Eine weitere Möglichkeit zum Management von Talenten bieten Eigenentwicklungen. Viele Unternehmen nutzen Insellösungen, die jedoch immer nur Teilprozesse abdecken. International operierende Konzerne können nicht auf multi-linguale Lösungen verzichten. "Die Software muss global konsistent sein, dabei aber auf nationale Besonderheiten Rücksicht nehmen", sagt Erik Schmit, Director Sales bei Mr. Ted, dessen Produkt "Talentlink" unter anderem bei Siemens im internationalen Einsatz ist. Während beispielsweise in Deutschland Passfotos gefordert sind, ist in den Niederlanden die Anlage von Bewerbungsbildern unüblich.

Grenzen zwischen Recuiting und Personalentwicklung schwinden

Die Grenzen zwischen Personalbeschaffung und -entwicklung werden verschwinden, da Talent-Management-Prozesse zusammenwachsen. Beide Softwarefamilien dürften dieser Entwicklung folgen. Erste Unternehmen haben den Trend erkannt: Brains To Ventures hat seine Leistungspalette erweitert und deckt neben dem Management von Bewerbern jetzt unter anderem die Nachfolgeplanung ab. Auf der anderen Seite führt zum Beispiel die Öffnung des SAP-Systems für andere Programme zu einer nachlassenden Homogenität der IT-Infrastruktur. Das schafft zugleich Raum für neue Softwareallianzen. Mancher Anbieter wird das Rad nicht neu erfinden wollen und sich stattdessen leistungsfähige Partner suchen.

Für international tätige Unternehmen können die steigenden Anforderungen künftig nur durch die Schaffung eines "Global Human-Resource-Warehouse" gelöst werden. Es geht hierbei um die sichere Zusammenführung und Interaktion aller in der Organisation befindlichen HR-Systeme. Neue Strategien sowie der Zwang der Kostenreduktion stellen für die Anbieter von Talent-Management-Lösungen eine zusätzliche Chance dar: Software wird als Service angeboten - zusätzliche Dienstleistungen rund um das Produkt sind gefragt. Dies kann zum Beispiel in Form eines Outsourcings von Teilprozessen des Talent-Managements mit Hilfe von Personaldienstleistern geschehen.